
Dienstags im Koi - der Podcast von kulturmanagement.net
Im Podcast "Dienstags im Koi" bespricht die Redaktion von Kultur Management Network einmal im Monat aktuelle Kulturmanagement-Themen. Julia Jakob, die Chefredakteurin des Magazins, und Kristin Oswald, die Leiterin der Online-Redaktion, teilen darin ihre Gedanken zu Entwicklungen im Kulturbetrieb.
Seit der Pandemie arbeitet das Team von Kultur Management Network vor allem im Homeoffice. Nur der Dienstag ist der feste Bürotag und das bedeutet auch: Wir gehen zum Mittagessen ins Koi7, unser Weimarer Lieblingsrestaurant. Der Name Koi7 geht auf das altgriechische Wort Koine zurück, das gemeinsame Sprache bedeutet. Dazu passend besprechen wir im Koi7, was gerade in der Welt und im Kulturbetrieb passiert. Was läge also näher, als einen Podcast danach zu benennen?
Wie unsere Mittagspausen im Koi7 ist auch der Podcast ein Plausch, hier zwischen Jule und Kristin, hin und wieder begleitet von unserem Chef Dirk Schütz oder anderen Teammitgliedern. In den bisherigen, vor allem textgebundenen Formaten der Redaktion gab es keinen Platz für diese Gespräche. In "Dienstags in Koi" teilen Jule und Kristin ihre jahrelangen Erfahrungen und ihr Wissen über den Kulturbereich, ordnen aktuelle Themen ein und geben Einblicke in ihren Redaktionsalltag. Zudem veröffentlichen wir im Podcast Interviews, die die Redaktionsdamen mit Kulturschaffenden führen. Damit ist "Dienstags im Koi" einer der wenigen redaktionellen, spartenübergreifenden Kulturmanagement-Podcasts.
Unser Podcast “Dienstags im Koi” und die redaktionellen Inhalte auf unserer Website sind für unsere Hörer*innen und User*innen kostenlos. Dennoch braucht all das viel Liebe und Zeit. Deshalb freuen wir uns über jede finanzielle Unterstützung. Dafür habt ihr zwei Möglichkeiten:
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Ein Podcast der KM Kulturmanagement Network GmbH.
Dienstags im Koi - der Podcast von kulturmanagement.net
Folge 10: Jubiläumsfolge - 20 Jahre "Kultur weiter denken"
In dieser Folge "Dienstags im Koi. Ein Podcast von kulturmanagement.net" wird in einer großen Runde auf 20 Jahre Kultur Management Network zurückgeblickt. Mit vielen Lachern schildern Kristin Oswald, Julia Jakob, Dirk Schütz, Anne Dietzmann und Anja Schwarzer, wie sie zu KMN gestoßen sind und welche Traumberufe sie dafür zurückgelassen haben. Bereits seit September 2003 bringt Kultur Management Network die beiden vermeintlichen Antipoden Kultur und Management einander näher. Von Beginn an unsere Grundhaltung und seit 2018 auch offiziell unser Claim, wollen wir "Kultur weiter denken".
Jubiläumsmagazin August 2024. Ausgabe 179: Kultur weiter denken: https://cdn.kulturmanagement.net/dlf/9ae8322b9404b8885e6e0bdf90d56dbe,1.pdf
Magazin Ausgabe 150: Being Kultur Management Network: https://www.kulturmanagement.net/dlf/4d54be925d4edeffa9115161dd338404,2.pdf
Neudeli Gründerwerkstatt: https://www.uni-weimar.de/de/medien/institute/neudeli/
Jeremy Rifkin, The Age of Access: https://shop.penguinrandomhouse.de/shop/article/1507436/jeremy_rifkin_the_age_of_access.html
Status quo des Arbeitsmarktes Kultur: https://www.kulturmanagement.net/Themen/Entwicklung-des-Arbeitsmarktes-Kultur-Erfahrene-Netzwerker-innen-und-Organisationstalente-gesucht,4679
Transkription der Folge: https://www.buzzsprout.com/2204591/episodes/15649334
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Folge 10 Jubiläumsfolge – 20 Jahre „Kultur weiter denken“
Intro
Ihr hört Dienstags im Koi, der Podcast von Kulturmanagement.net mit Kristin Oswald und Julia Jakob im monatlichen Gespräch über die Kulturwelt.
Julia Jakob
Hallo, liebe Hörende, zu unserer zehnten Plauschfolge von Dienstags im Koi, ein Podcast von Kulturmanagement.net. Wir haben heute nicht nur die zehnte Aufnahme unseres Podcasts, sondern es ist eine Jubiläumsfolge im doppelten Sinne, da wir nämlich heute auch anlässlich unseres zwanzigsten Firmenjubiläums miteinander sprechen und da Kulturmanagement.net ja aus vielen Leuten besteht, haben wir uns heute noch Anne Dietzmann und Anja Schwarzer aus unserem Kernteam reingeholt.
Anja Schwarzer
Hallo.
Anne Dietzmann
Hallo.
Julia Jakob
Anne kennt ihr schon von unserem Intro, das ist diese Stimme und mit Anne hat vielleicht schon der eine oder andere per E-Mail Kontakt gehabt oder am Telefon. Genau. Anja ist die Stimme unseres Anrufbeantworters.
Anja Schwarzer
Stimmt, das bin ich. Ja. Du musst dich selbst wieder hören, was ich gesagt habe.
Julia Jakob
Ja, also vielleicht nicht ganz unvertraute Stimmen.
Ja, zwanzig Jahre ist eine lange Zeit und gleichzeitig aber irgendwie auch nicht. Wir haben vorhin schon festgestellt, vor zwanzig Jahren bin ich gerade von der Grundschule ans Gymnasium gekommen und war süßlich zehn Jahre alt.
Anja Schwarzer
Die Hälfte des Büros hat geweint.
Kristin Oswald
Das ist eine Lüge.
Julia Jakob
Ja, weil wo wart ihr denn so mit vor zwanzig Jahren, 2004?
Anja Schwarzer
Ja, ich musste vorhin nochmal nachgucken. Vor zwanzig Jahren war ich tatsächlich mitten im Studium und war gerade in Belgrad. Tatsächlich habe ich einen Sprachkurs gemacht.
Aber wie gesagt, ich musste erst mal schauen, was es eigentlich war vor zwanzig Jahren. Das ist irre. Da habe ich noch nicht an Kulturmanagement gedacht. Da war Kulturmanagement noch ein feuchter Traum. Nein, ich war mitten im Studium und habe ja Kulturwissenschaften studiert und habe da gerade einen Sprachkurs gemacht, weil ich Südosteuropastudie damals gemacht habe. Ja, genau.
Julia Jakob
Wie war das bei den anderen? Also wahrscheinlich bis auf Dirk hat noch niemand einen Kulturwissenschaften gedacht.
Dirk Schütz
Kann ja gar nicht sein. Sie sind ja auch alle wesentlich jünger als ich.
Julia Jakob
Anna und Kristin, wo wart ihr vor zwanzig Jahren?
Kristin Oswald
Tatsächlich habe ich dieses Jahr ein zwanzigjähriges Abi-Jubiläum.
Anne Dietzmann
Ich auch.
Kristin Oswald
Genau, also von daher, gerade im August, gerade aus der Schule raus, gerade von meinem Nach-Abi-Urlaub zurückgekommen und völlig planlos erstmal ins Leben gestartet. Ich wusste auch noch gar nicht, was ich machen will, was ich studieren will. Und dann habe ich erst mal ein Jahr frei gemacht, habe ein bisschen gejobbt und geschaut.
Anja Schwarzer
Du hast ein ganzes Jahr, ja?
Kristin Oswald
Ja, na ja, es war ja damals so, du hast im Wintersemester angefangen zu studieren und wenn du quasi ein Wintersemester ausgesetzt hast, dann war erst das nächste wieder die Möglichkeit. Ich bin glaube ich zwei Tage vor meinem Abi 18 geworden, also von daher war das jetzt auch nicht so, dass man sagen würde, uiuiui, du müsstest jetzt aber mal zusehen.
Wobei ich das ja immer nicht so sehe, weil ich finde, ob ich dann mit 18, 19, 20 irgendwie ins Studium beginne, was soll's. Aber ja, von daher habe ich ein Jahr ausgesetzt und erst mal überlegt, was ich machen will, und war froh, glaube ich, nicht mehr in die Schule zu gehen zu müssen.
Anne Dietzmann
Oh, ich war so gerne in der Schule.
Julia Jakob
Ja? Hast du dich da schon auf Aufnahmeprüfungen vorbereitet?
Anne Dietzmann
Ich hatte meinen Studienplatz schon mit 17.
Julia Jakob
Ach du hattest den schon, krass.
Anne Dietzmann
Genau, ich habe mit 17 in Weimar an der Hochschule für Musik meine Aufnahmeprüfung gemacht für Gesang- und Musiktheater und habe dann 2004 schon begonnen zu studieren. Also bist du jetzt auch schon dann 20 Jahre in Weimar?
Anne Dietzmann
Ja.
Anja Schwarzer
Weimar ist ja so wunderschön. Das kleine Wien, das ganz kleine Dresden.
Kristin Oswald
Aber dann hättest du ja damals quasi schon Dirk über den Weg laufen können. Weil Dirk war ja zur Gründung von Kulturmanagement Network auch schon in Weimar.
Dirk Schütz
Ja, das Jahr, aber nicht mehr an der Musikhochschule. Also ich habe gerade überlegt, vor 20 Jahren war ich halt schon wieder 10 Jahre, war es schon wieder 10 Jahre her, dass ich den Studiengang Kulturmanagement an der Musikhochschule überhaupt übernommen hatte. Nein, das sieht man nicht, dass das schon so lange her ist. Und war dann zu der Zeit eigentlich schon an der Bauhausuniversität im Medienbereich und hatte ja zusammen mit meinem Mitgründer Dirk Heinze, den wir hier nicht unerwähnt lassen dürfen, denn der hat wirklich das Ganze ja angestoßen. Mit dem saß ich vor 20 Jahren noch, glaube ich, im Gründerzentrum neudeli in Weimar. Das ist also eine Gründerwerkstatt der Bauhaus-Universität. Wir hatten damals sozusagen die letzten Wochen noch unserer Förderung, denn wir hatten ja von Exist Cities, das Programm, eine Förderung bekommen für eine einjährige Existenzgründungsphase, die uns einerseits finanziell ein bisschen absicherte, andererseits auch für Investmittel ein bisschen was an die Hand gab. Und wir haben natürlich auch die Zeit genutzt und sind sehr viel gereist. Also wir waren in Nordamerika, haben dort sehr viele Kolleginnen und Kollegen besucht. Auch in Kanada und dann nochmal in Australien und davon zehren wir irgendwie auch noch heute. Also es waren sozusagen die Anstöße für die Überlegungen zur Gründung der Firma und wie das Finanzierungsmodell aussehen soll. Wir haben sehr viele Inspirationen bekommen dahingehend, dass wir gesehen haben, wie weit die Kolleginnen und Kollegen dort schon waren vom Denken im Kulturmanagement, was für Themen die hatten, die in Deutschland noch nicht mal aufgeploppt waren und bis heute noch nicht wirklich in der Form bearbeitet sind, wie sie damals schon quasi ad acta gelegt wurden, wenn ich an das Audience Development zum Beispiel denke. Und da waren wir eigentlich in der Phase, wo wir viele Dinge probiert haben, wie man in so einem Unternehmenszeit oder in so einem Unternehmensstaat irgendwie gestalten kann und das auch eben einträglich und finanziell abgesichert. Haben da natürlich auch unsere ersten blutigen Nasen geholt, was auch gut war, weil dafür war dieses Programm da. Und das hat uns genau, glaube ich, die Dinge gezeigt, wo wir Stellschrauben hatten, um Geld zu verdienen.
Andererseits kann man auch sagen, vor 20 Jahren hatten wir auch solche hochfliegenden Pläne mit dem Kulturmanagement Network. Da ist vieles davon nicht umgesetzt worden oder hat sich nicht eingestellt. Wäre vielleicht sogar heute noch schwierig.
Julia Jakob
Hast du ein Beispiel?
Dirk Schütz
Ja, ein Beispiel ist, wir hatten damals dadurch, dass wir wirklich, glaube ich, für die Szene schon recht weit waren, was Computer, Internet und Ähnliches betrifft. Man muss sich ja vorstellen, 2004, da waren wir schon acht Jahre im Internet. Das war auch eine kurze Zeit. Also eine kurze Zeit vorher war es noch so, dass wir mit Disketten durch die Stadt gelaufen sind, weil der einzige Computerpool in der Bauhaus-Universität bei der Medienfakultät war und dort eben immer die Websites gepflegt haben. Dort war es damals nicht so, dass es eine Datenbank gab. Vielleicht klein im Hintergrund, aber wir haben HTML-Seiten gehabt. Damals artete das so aus, dass wir dieses ganze Sammelsurium auf ca. 700 Einzelseiten hatten, die wir permanent versucht haben, aktuell zu halten. Wir waren täglich da drauf und haben die ersten Leute für das Kulturmanagement Network begeistert. Unser großer Plan war, ein großes Systemhaus zu werden. Das heißt, alles an Beratungsleistungen für Digitalisierung und Ähnliches, damals hat noch gar keiner von Digitalisierung gesprochen, dann für den Kulturbereich vorzuhalten. Es ist ein bisschen anders gekommen, aber dafür nicht schlechter.
Kristin Oswald
Ich habe nicht das Gefühl, dass sich daran viel geändert hat. An den Ansprüchen? An den großen Ideen. Die großen Ideen haben wir irgendwie alle immer noch.
Dirk Schütz
Ja, aber das ist ja das Gute. Das macht uns ja auch aus. Und auch wenn wir nicht immer alles umsetzen können, schlimmer wäre ja gar keine Ideen mehr zu haben oder sich mit dem zufriedenzugeben. Und ich glaube, wenn ich jetzt mal gucke, wie wir damals angefangen haben und wie sich die Zeit bis heute oder wie wir uns entwickelt haben, war das eigentlich immer so, dass wir gesagt haben, wir wollen gar nicht stehenbleiben, sondern lieber erfinden uns permanent neu und gucken und probieren. Und das macht ja wirklich die Firmengeschichte auch aus, dass wir uns auch viele Fails geleistet haben, viele Dinge ausprobiert haben, die dann doch nichts geworden sind oder vielleicht auch nicht weiterverfolgt wurden, aber daraus eben in der Substanz eben Dinge entstanden sind, die uns ja heute immer noch so dastehen lassen, wie wir dastehen.
Kristin Oswald
Ich glaube, das macht für die meisten von uns da auch das Arbeiten hier aus. Also ich immer, wenn ich irgendwie mit Leuten spreche, wie das ist, und gerade mit Leuten aus dem Kulturbereich, aus öffentlichen Kultureinrichtungen, dann ist einfach dieses kleine Team sehr eng beieinander, aber auch einfach Ideen ausprobieren können, einfach ganz schnell irgendwie miteinander was pitchen, was diskutieren, was schauen. Und das, was wir selbst technisch mit dem System machen können, das wir haben, das wir einfach sagen, wir testen.
Und wenn es nicht funktioniert, dann funktioniert es auch nicht. Für mich und die Art, wie ich arbeite, ist das was, was ich als sehr, sehr wertvoll empfinde, weil es eben nicht dieses ist, ich werde ausgebremst, ich muss jetzt erstmal irgendwie mit Verwaltungshürden oder hier gucken, da noch jemanden um Erlaubnis fragen. So, und dann ist es ganz schlimm, wenn es vielleicht nicht funktioniert, sondern so diese Kreativität auf der Strukturebene.
Also es geht ja gar nicht um die Inhaltsebene, da ist ja der Kulturbetrieb schon immer sehr kreativ, aber auf der Strukturebene das auch ausprobieren zu können und das Gefühl zu haben, dass wir uns, glaube ich, alle einbringen können in das, was wir machen und dass wir irgendwie nicht nur, wir nicht sagen, dass es im Kulturbereich so ist, aber dass wir einfach nicht nur Leute sind, die ausführen, sondern dass wir uns auch gegenseitig für das wertschätzen, was wir gegenseitig einbringen.
Also das ist immer wieder was, wo ich für mich reflektiert sagen muss, das ist das, was für mich das Arbeiten hier auszeichnet und das ist auch der Grund, warum ich inzwischen seit elf Jahren, obwohl, ich glaube, wir haben es schon mal erzählt, Dirk und ich uns am Anfang durchaus in den Haaren hatten, aber seit elf Jahren tatsächlich hier bin, weil ich das einfach sehr schätze und mir nicht sicher bin, inwieweit eine andere Arbeitsumgebung mir das bieten könnte oder inwieweit ich zum Beispiel bereit wäre, das aufzugeben.
Dirk Schütz
Aber das macht es ja aus. Also ich habe jetzt gerade auch nochmal dran gedacht, vor zwanzig Jahren hätte ich mir ja auch gar nicht vorstellen können, Mitarbeiterinnen zu haben.
Julia Jakob
So einen Hühnerhaufen.
Dirk Schütz
Und wir haben ja wirklich über diese zwanzig Jahre unfassbar viele Leute hier im Unternehmen gehabt, die jetzt zum Teil auch wirklich in tollen Positionen sind. Zu vielen haben wir noch einen guten Kontakt, aber weil du sagst, ja, wir haben uns am Anfang gekeppelt, das macht es ja, glaube ich, auch aus, man muss nicht immer einer Meinung sein, man hat sicher unterschiedliche Vorstellungen, aber die Qualität, zumindest was ich empfinde, unserer aller Zusammenarbeit ist, ja, wir sind nicht immer einer Meinung und ja, wir streiten uns auch mal, aber das geht nie in so etwas Existenzielles oder wir verstreiten uns dann nicht mehr, sondern das ist dann ausgesprochen, ist geklärt hoffentlich und dann arbeitet man eben gemeinsam zusammen und das ist mir auch immer wichtig.
Ich muss nicht immer Recht haben. Ja und häufig habe ich das vielleicht auch gar nicht und von daher ist es eben gut, dass ihr einerseits den Freiraum habt, ist für mich natürlich manchmal anstrengend, aber umgekehrt führt es dazu, dass ich einfach auch weiß, ich habe hier Menschen im Unternehmen, die eben wirklich auch mitdenken, für sich denken, Dinge auch ausprobieren, nach vorne bringen und dafür auch stehen und kämpfen und Leidenschaft dafür entwickeln und das auch mit dieser Leidenschaft machen und das ist doch viel, viel mehr wert als Menschen, die irgendwas ausführen.
Julia Jakob
Spuren. Also dieses Wertschätzende-Miteinander war auch für mich, als ich im Sommer 2016, als Hiwi im Stellenmarkt angefangen hat, Nee, 2016? 2016, ja.
Das sind jetzt auch schon acht Jahre. Könnt mal nachrechnen, wie alt ich da war.
Ich kam da halt aus einer ganz anderen Arbeitsumgebung, weil ich schon während der Oberstufe und dann auch während des Studiums im Einzelhandel bei New Yorker gejobbt habe und es dort auch sehr krasse Hierarchien gab, auch sehr viel Kontrolle, also so mit Mystery-Shoppern, die dann überprüft haben, wie das im Laden so ist, auch zu Testanrufe und gleichzeitig aber auch sehr viel Unstimmigkeiten so zwischen Bereichsleitung und Filialeitung und musste natürlich immer auf den Umsatz geguckt werden, sodass da auch einfach natürlich die Hiwis an der Stelle, oder nicht Hiwis, sondern halt die Aushilfen, ja die letzten in der Nahrungskette dann quasi waren, auf die dann mitunter auch viele unliebsame Aufgaben abgewälzt wurden, aber auch Launen und so. Und dann kam ich hierher, also nicht nur, dass natürlich die Arbeitszeiten ein Traum gewesen sind, weil nicht mehr am Wochenende, nicht mehr auf Abruf, manchmal gab es Nachmittage, da musste ich mir für zwei Stunden, die ich dann da halt jobben gegangen bin, den Nachmittag freihalten, so während der Uni, also nicht viel Planungssicherheit, vielleicht auch ganz vergleichbar so mit anderen Jobs im Kulturbereich, aber halt einfach zu wissen, okay, es gibt hier eine feste Kernarbeitszeit, man spricht sich untereinander ab und ich weiß, dass es dann irgendwie so in meinen ersten Wochen mal ein Telefonat gab, das auch sehr, sehr komisch verlaufen ist mit einer Kunde, wo ich mich im Nachhinein dann aufgrund der Erfahrungen, die ich zuvor bei New Yorker gemacht hatte, gefragt habe, gibt es ja auch solche Testanrufe? Bis ich dann halt festgestellt habe, nein, das war tatsächlich jemand, der sehr unzufrieden war und das gibt es hier nicht und es ist eine ganz andere Art des Arbeitens, auch dass man irgendwie sehr, sehr viel Vertrauen entgegengesetzt bekommt, auch sich selber untereinander abzusprechen als Aushilfen, wie man jetzt wie arbeitet, dass man sich gegenseitig kontaktiert und fragt, kannst du vielleicht mal kurzfristig für mich einspringen und dann aber auch die Möglichkeit gehabt zu haben, im Unternehmen in eine andere Position zu springen, also ich bin ja dann in die Redaktion gewechselt, wurde dann Werkstudentin, durfte hier mein Volontariat machen, habe dann anderthalb Jahre so mitgearbeitet und dann gab es eben die Stelle als Chefredakteurin des Magazins und das ist halt irgendwie total cool, selber zu sehen, wie kann man sich hier weiterentwickeln und aber auch, wie wächst man so mit dem Team in ein größeres Gefüge.
Dirk Schütz
Das ist der Druck für mich, ich muss jetzt halt gucken, wenn du schon in so einer Position bist, was ich dir überhaupt noch bieten kann.
Anne Dietzmann
Wir werden alle Co-CEOs.
Anne Schwarzer
Senior, Senior, Senior…
Kristin Oswald
Wie bei Serien werden immer die Schauspieler dann auch die Co-Produzenten werden.
Aber ich meine, was wir glaube ich auch gelernt haben und was mich auch daran erinnert, was man so oft aus dem Kulturbetrieb hört, ist, dass es, das sieht man auch an uns, auch eine bestimmte Art von Personen braucht, die so arbeiten wollen und wir hatten auch immer wieder im Laufe der Jahre Personen, die dieses Eigenverantwortliche, diese Eigeninitiative nicht so konnten, nicht so wollten, die viel mehr Struktur, gerade von dir, aber durchaus auch zum Beispiel von Jule und mir in der Redaktion, wir sind ja auch eher so Larifari, eingefordert haben. Aber das muss man halt schon sagen, das geht tatsächlich nicht mit allen Menschen, sondern man muss auch irgendwie so sein und ich weiß, also aus meinem vorherigen Job, ich habe vorher bei einem großen Landschaftsverband gearbeitet, gibt es jetzt nicht so viele, als Volontärin und da hat mich das wahnsinnig gemacht, dass ich das Gefühl hatte, es ist eigentlich völlig egal, was ich hier tue, weil es interessiert so gut wie niemanden beziehungsweise war da wirklich dieses Hierarchiedenken, dieses auch von oben herab behandelt werden, fand ich ganz schlimm und das in einer Struktur, in der es irgendwie wirklich 80 Hierarchie-Ebenen gibt, weil es einfach so viel unter diesem Dach vereint ist, dass es dann egal, was du machst, immer heißt, naja, dann guckt jetzt nochmal deine Vorgesetzte und dann guckt nochmal die Abteilungsleiterin und deren Vorgesetzte und deren Vorgesetzte und im schlimmsten Fall nochmal der Vorstand oder was auch immer oder man sich dachte, ja, aber warum mache ich es dann so? Also was ist dann der Impuls, den ich in diese Sachen mit reingeben kann? Und ich weiß noch, dass Dirk und ich bei meinem Vorstellungsgespräch schon wahnsinnig überzogen haben, weil wir da schon so hart ins Diskutieren und Ideen austauschen gekommen sind, dass ich dachte, ja, total cool. So, das ist was ganz anderes, aber es geht eben tatsächlich wirklich nicht mit allen oder ich glaube, es ist...
Dirk Schütz
Na, du hattest ja auch ein sehr forderndes Auftreten beim Bewerbungsgespräch.
Julia Jakob
Ja, spannend, dass du das sagst, weil Jule und ich haben vorhin gerade drüber gesprochen, dass es ja ganz krass ist, dass so extrovertiert, selbstbewusst wirkende Personen ja oft Jobs bekommen, weil sie wirken, als wären sie besser, auch wenn sie es gar nicht sind. Und ich habe vorhin zu Jule gesagt, dass ich nicht ausschließen möchte, dass es auf mich durchaus auch zutrifft, aber dass es natürlich krass ist, weil man andere vielleicht, vielleicht manchmal dann auch unterschätzt, die irgendwie eher ruhiger wirken. Aber ja, ich glaube, dass zumindest wir, wie wir hier sitzen, nicht ohne Grund quasi auch in dieser Konstellation hier sitzen, weil wir eben in der Hinsicht schon alle irgendwie auch so sind, dass wir auch diesen Drang haben, uns irgendwo selbst zu verwirklichen in dem, was wir tun und nicht irgendwie nur Dinge abzuarbeiten. Ich glaube, dass das irgendwie uns allen nicht so richtig liegt.
Anja Schwarzer
Obwohl jetzt, weil du das vorhin gemeint hast mit dem, dass man eine bestimmte Art Mensch sein muss, um hier zu arbeiten. Ich glaube, dass man das aber auch erst merkt, wenn man dann hier ist. Stimmt. Und das war ja durchaus auch, weil ich erinnere mich an, ich bin ja auch schon seit 17 Jahren so. Ich war ein guter Mensch. Und wir haben in der Zeit so viele Leute auch gehabt, die wir kennenlernen durften, Werbungsgespräche gemacht haben, die dann doch tatsächlich eine andere Vorstellung hatten oder ein anderes Bild von sich gemalt haben, als es dann in so einem Alltag war. Und ohne, dass ich da jetzt Absicht unterstellen möchte, aber selbst, wenn wir dann irgendwann gemerkt haben, okay, wir müssen drauf pochen, dass wir den Leuten sagen, viel selbstständiges Arbeiten, viel, nicht alleine arbeiten, aber ebenso ein bisschen eigene Ideen entwickeln. Du bist frei. Dass diese Freiheit auch unglaublich angsteinflößend gewesen ist für einige, die nicht damit umgehen konnten.
Oder unterkamen vielleicht auch. Aber eben vorher nicht wussten vielleicht, dass sie so ticken. Das war jetzt auch mein Gedanke, weil hättest du mir vor 17 Jahren gesagt, wie ich jetzt arbeite, hätte ich wahrscheinlich gesagt, nee, auf gar keinen Fall. Aber ich hatte ja auch keine Vorstellung so richtig, was ich wollte. Bzw. bin ich ja auch angekommen mit einem Praktikum. Übrigens, Herr Schütz wollte mich nicht.
Dirk Schütz
Wie? Ich wollte dich nicht übernehmen.
Anja Schwarzer
Er wollte mich nicht zum Praktikum. Nein, du wolltest mich nicht. Ehrlich nicht?
Dirk Schütz
Okay.
Anja Schwarzer
Weil ich ja kein Kulturmanagement studiert habe. Und da muss ich dann Herren heißen. Aber ich meine, wer hat denn vor 17 Jahren gar nicht mal ein guter Mensch studiert?
Dirk Schütz
Okay, das erinnere ich so nicht mehr.
Anja Schwarzer
Aber wenn du es sagst. Ich weiß, dass damals tatsächlich der andere Mitbegründer, Herr Heinzel, mir gesagt hat, doch, wir probieren das mal mit dem Praktikum. Und dann bin ich quasi zu KMN gekommen. Aber Herr Schütz wollte was sagen.
Dirk Schütz
Aber man muss natürlich zu meiner Ehrenrettung sagen, als wir dann zusammengearbeitet haben, gab es ja auch eine Zeit, wo wir dir gar keine Stelle bieten konnten.
Anja Schwarzer
Genau.
Dirk Schütz
Und in der Zeit hatte ich aber das Glück, dass ich durch eigene Aufträge, Beratungsaufträge, eben dich auch in ein ganz anderes Arbeitsumfeld mit einbinden konnte. Und das hat ja dazu geführt, dass wir dann gesagt haben, doch, wir gehen doch den Weg zusammen. Das passt mit uns. Und schauen, dass wir im Unternehmen doch irgendwie etwas finden, wo du tätig sein kannst. Aber das Spannende ist ja immer, also man könnte jetzt natürlich meinen, wir haben eine prototypische Person, die wir immer einstellen. Das würde ich nicht so sehen. Also wir haben schon sehr, sehr unterschiedliche Menschen dagehabt. Und ich glaube sogar, dass diejenigen, die vielleicht sogar ein bisschen introvertierter mit der Freiheit am Anfang nicht so gut umgehen konnten oder vielleicht auch eine stärkere Hand bei der Führung brauchten, das auch bekommen haben oder zumindest dann im Nachhinein vielleicht zu schätzen gewusst haben, dass sie sich doch ein bisschen auch selbstfreier bewegen können. Weil wenn ich jetzt so beobachte, wer das so war in meiner Erinnerung, die sind auch wiederum alle in verantwortliche Positionen gekommen, wo sie selbst natürlich auch Führungsverantwortung übernommen haben. Und klar, dass nicht jeder überall reinpasst und es nicht, vielleicht auch mit den Vorstellungen in dem Moment nicht zusammen geht oder man auch andere Ziele hat, über die man bei uns immer sprechen konnte, glaube ich, das ist normal.
Kristin Oswald
Man entwickelt sich ja auch zusammen. Also wenn ich überlege, als Jule angefangen hat, da warst du noch viel ruhiger, als du jetzt bist. Und ich glaube, so dieses auch, gerade wenn man irgendwie als Studie oder für ein Volontariat in eine Organisation kommt, dann ist man natürlich erstmal eingeschüchtert. Und logisch haben sich Jule und ich auch in acht Jahren Redaktionsarbeit einfach zusammen als Team entwickelt. Also wenn wir diese acht Jahre nicht zusammen gehabt hätten und man uns jetzt zusammensetzen würde, dann wären wir sicherlich auch beide sehr anders. Also das ist natürlich auch ganz klar, es ist eben nicht so, dass wir jetzt, wenn wir Leute suchen, irgendwie checken, extrovertiert, laut. Leicht diskriminierender Humor ist gern gesehen.
Julia Jakob
Erzähl uns dein zotigsten Witz.
Kristin Oswald
So. Also natürlich geht es auch um Sympathie, aber das ist auch, glaube ich, ganz klar, weil man möchte ja nicht mit Leuten arbeiten, die man irgendwie total unsympathisch findet. Aber man entwickelt sich eben auch und wächst ja auch einfach als Team zusammen.
Anne Dietzmann
Interessant war, dass wir tatsächlich jemanden hatten, schon den Vertrag unterschrieben, wollte anfangen, erste Probestunde und am nächsten Tag war die Kündigung und der Schlüssel wieder da. Das war ein extremer Unterschied. Das war ein interessanter Fall.
Kristin Oswald
Aber ich finde es auch ganz interessant zu sehen, wenn wir jetzt gucken, weil du gesagt hast oder Anja gesagt hat, du wolltest Anja nicht, weil sie nicht Kulturmanagement studiert hat und wir uns jetzt angucken und Jule nach wie vor die Einzige in unserem Team ist. Wir hatten zwar sehr viele studentische Mitarbeiter*innen im Laufe der Jahre und sehr, sehr viele davon haben auch Kulturmanagement studiert, weil sie sich natürlich aus dem Kulturmanagementstudiengang quasi in Weimar rekrutiert hat, aber nicht nur. Wir hatten auch irgendwie aus den umliegenden Unis, aber trotzdem haben Jule und ich auch gestern festgestellt, als wir über den Podcast heute gesprochen haben, dass wir eben als Team auch zeigen, wie beruflich divers der Kulturbetrieb ist und mit was für diversen Hintergründen man eben da reinkommt in das, was man Kulturmanagement nennt, was ja nicht mal ein definierter Begriff ist, wenn man so möchte, sondern eben was man verstehen kann einfach in Abgrenzung zu rein künstlerischer Arbeit irgendwie alles, was die Organisation von Kultur im weitesten Sinne ist und wenn man sich anguckt, was für Leute da am Kulturbetrieb tätig sind, dann ist das natürlich einfach eine riesengroße Spanne und reicht eben von Juristen und Juristinnen auch bis zu wirklich den Künstler*innen, die auch die Projektarbeit, das Projektmanagement machen und da ist es ja auch ganz spannend, dass wir das auch repräsentieren, weil wir uns dadurch natürlich auch vielleicht ein bisschen anders da reinführen können, weil wir auch ganz unterschiedliche Perspektiven auch durch unsere Studienhintergründe auch die verschiedenen Kulturbereiche und sowas mitbringen.
Dirk Schütz
Und sicher auch am Anfang vielleicht auch eine ganz andere Idee der eigenen Karriere hattet, also wo es euch mal hinführen soll, also gerade was das Studium betrifft, das ist ja das, womit wir immer wieder zu tun haben, auch wenn wir mit Studierenden reden oder auch mit Absolventinnen und Absolventen, dass ganz häufig gar nicht gewusst wird, was es für Möglichkeiten im Arbeitsmarkt gibt und bei euch allen sieht man ja, jede kommt aus einem ganz unterschiedlichen Hintergrund und hätte vielleicht auch so eine klassische dem Fach entsprechende Karriere machen können, hat sie aber nicht gemacht, sondern ist in einen ganz anderen Kontext gekommen, wobei, das ist ja auch, glaube ich, eine Besonderheit bei uns, immer die Freiheit auch ist, dass man nebenher auch Dinge machen kann, die eben einen auch wieder in andere Bereiche bringen, ob das bei dir, Kristin, mit der Wissenschaftskommunikation ist oder bis hin zu auch den privaten Interessen, die man hat, die im Gaming-Bereich oder wo auch immer liegen und die ja auch immer wieder spannende Inputs für unsere eigene Arbeit liefern.
Julia Jakob
Ja, also ich arbeite nebenbei als Tierärztin, sängerisch/schauspielerisch. Weil das waren nämlich mal 20 Jahre meine Berufsführung.
Kristin Oswald
Und wie verbindest du das dann miteinander eigentlich?
Anja Schwarzer
Naja, also hier hat man ja manchmal auch ein bisschen so Sim-Skin für dich. Was du mit deinem Sim machst, mein Sim-Skin nicht. Was, ein Firmenhund?
Julia Jakob
Ich habe ja selber nicht immer ein Haustier. Das stimmt. Aber das waren meine Berufswünsche vor 20 Jahren.
Dirk Schütz
Tierärztin?
Julia Jakob
Tierärztin oder Sängerin, Schauspielerin. Ich stand in allen Freundesbüchern zu dem Zeitpunkt.
Dirk Schütz
Okay, dann weiß ich für meine Tochter schon mal das Einzuordnen.
Kristin Oswald
Aber Tierärztin will doch fast jedes neunjährige Mädchen.
Julia Jakob
Ja, also wenn man selber ein Haustier hat und dann eventuell vielleicht auch eine Tierärztin oder einen Tierarzt, der super ist. Das war bei mir der Fall. Dann ist das natürlich ein Role-Model, das da im Kopf erst mal aufgeht. So fernab der Berufe, die man aus dem familiären Umfeld kennt.
Kristin Oswald
Und ich meine, wenn du halt irgendwie mit 25 nach dem Studium noch nicht mal all deine beruflichen Möglichkeiten kennst. Wie willst du das irgendwie mit neun Jahren oder zehn Jahren in der Kunst?
Dirk Schütz
Aber das ist eben auch die Krux, die wir ja auch in der Arbeit immer wieder feststellen mit den Studiengängen und auch den Studierenden, dass eben wirklich in dieser Zeit genau das häufig auch aus dem Blick fällt, weil Kulturmanagement nun meistens kein grundständiges Studium ist, also meistens ein Aufbaustudium ist. Und man dann eigentlich schon immer denkt, die Studierenden müssten schon halbwegs eine Vorstellung haben, warum sie das Studieren und wo sie damit hinwollen. Aber ganz oft stellen wir fest, dass das eben nicht der Fall ist. Und dann natürlich auch diese ganzen Möglichkeiten, die da drinstecken, in dem Studium gar nicht vermittelt werden oder vermittelt werden können. Was ja auch wiederum gut für uns ist, weil wir das Versuchen eben auch aufzufangen
Julia Jakob
Aber das ist ja in den Geisteswissenschaften noch viel krasser. Also wenn du da irgendwie studierst, dann ist es glaube ich in sehr vielen Fällen immer noch der Standard, dass die Professuren mit Leuten besetzt sind, die da relativ geradlinig reingekommen sind, also Uni-Promotion, vielleicht Habilitation Professur und die auch die Studis eigentlich auf eine Karriere in der Forschung vorbereiten und nicht auf andere Wege, weil sie diese anderen Wege auch selber nicht kennen, beziehungsweise weil auch diese Anerkennung für die anderen Wege und ich glaube, dass das auch in den künstlerischen Studiengängen so ist, Anne, also dass man das eigentlich mal total eingetrichtert kriegt, mach Forschung oder mach Kunst und wenn du was anderes machst, dann ist es eigentlich ein Versagen, weil sich aber die Leute, die einem das sagen, auch mit allen anderen Möglichkeiten gar nicht auskennen und ja auch nicht gefordert werden, von ihren eigenen Arbeitgebern sich irgendwie damit auszutauschen.
Dirk Schütz
Das ist ein großes Dilemma, was ich auch selbst bei mir im Studium erfahren habe, Anne wird das ja wahrscheinlich, bei den Sängern ist es nochmal was Besonderes.
Anne Dietzmann
Da gibt es viele Sachen, die du nicht machen darfst. Und ganz viele Sachen auf die musst du achten.
Dirk Schütz
Richtig.
Anne Dietzmann
Da gibt es ganz viele Sachen und da musst du drauf achten, wenn du einen Professor hast oder eine Professorin, dann musst du die auf jeden Fall schon mal auf der Bühne gestanden haben, das war nicht selbstverständlich, dass die alle schon auf der Bühne gestanden haben, die waren manchmal vom Studium in die Lehre und dann war es.
Dirk Schütz
Das ist aber heute auch noch so und leider, leider, die Kolleginnen und Kollegen vom Fachverband mögen mir das verzeihen, aber auch im Kulturmanagement ist das eine immer stärkere Entwicklung, dass die Leute wirklich aus dem Studium mit dem Wunsch, wissenschaftlicher in dem Bereich zu arbeiten, in die Studiengänge kommen. Das Dilemma daran ist, dass das Arbeitsfeld und das, was eigentlich in der Praxis gebraucht wird, damit viel, viel stärker aus dem Blickfeld gerät. Und diese Überlegungen, als ich vor 30 Jahren eben den Studiengang in Weimar mit aufgebaut habe, dass man eine gute Verbindung zwischen Praxis und Lehre, zwischen Forschung, Wissenschaft und dem Anwenden im Kulturbetrieb herstellt, dass das ein bisschen aus dem Blick gerät. Und da gibt es ja sehr, sehr viele Diskussionen darüber, auch im Fachverband, wie man das vielleicht wieder aufnehmen kann oder was das eigentlich bedeutet, auch für die Entwicklung des Faches.
Kristin Oswald
Es ist ja in anderen, im Prinzip auf praxisausgerichteten Studiengängen hast du das Problem ja mitunter auch. Wenn ich jetzt an die Betriebswirtschaftslehre denke, dann sind auch da die Professoren, Professorinnen, waren ja vorher nicht unbedingt Geschäftsführer. Also vielleicht an den Fachhochschulen noch eher, aber an den Unis hast du ja einfach diese Anforderungen an das, was als wissenschaftliche Exzellenz definiert ist, als Voraussetzung dafür, dass du ja überhaupt in so eine Position kommst. Und es gibt, also zum einen hast du ja kaum Anforderungen an Qualität in der Lehre, das ist ja eh ein großes Problem. Aber du hast ja immer das Problem, wie verbinde ich das? Ich will das ja auch erforschen. Für uns ist das ja auch total spannend, was die Kulturmanagement-Forschung quasi aus dieser Metaperspektive über den Kulturbetrieb sieht. Und glaube ich auch für unsere Leser*innen und Hörer*innen, das mal großflächiger reflektiert zu bekommen, was sie selber nur in ihrem Alltag irgendwie im Kleinen erleben. Aber klar hast du das Problem, dass im Endeffekt die Studis und die, glaube ich, gerade im Kulturmanagement wirklich die Mehrheit aller Studis, diese wissenschaftliche Karriere eigentlich nicht anstrebt, sondern auf die Praxis vorbereitet werden muss. Und dann ist halt die Frage, wie kriege ich das am Ende zusammen? Also entweder splitte ich das mehr zwischen FHs und Unis zum Beispiel, dass ich gucke, dass ich dann die Ausrichtung anders mache, weil gleichzeitig werden sie ja auch nicht auf die Forschung, wiederum nicht auf Forschung als Karriereweg vorbereitet. Wenn ich irgendwie an der FH-Kulturmanagement studiere, dann ist dann eben mal auch eine Promotion im Fachbereich Kulturmanagement.
Dirk Schütz
Ja, und wir sind ja bei dem Rückblick auf 20 Jahre. Diese Diskrepanz haben wir in der Gründung auch erlebt, weil wir als Mentor sozusagen einen Medienprofessor von der Bauhaus-Universität hatten, der uns dann gar nicht so viel für unsere Gründung mitgeben konnte, abgesehen davon, dass wir einen sehr speziellen Bereich gegründet haben. Aber wenn ich noch dran denke, die ganzen Überlegungen über Payment-Modelle bei uns habe ich mir sozusagen angelesen. Damals habe ich ein Buch von Jeremy Rifkin gelesen, Access hieß das. Dort wurde schon darüber nachgedacht, wie künftig sogar man selbst als Persönlichkeit oder als Person sich vermarkten wird. Da war von Social Media noch gar nichts zu sehen. Und dass Bezahlmodelle in Zukunft eben Zugang verschließen müssen, um da an dieser Pforte dann Geld zu verdienen. Genau das war ja der Schlüssel für uns dann zu sagen, wie können wir eigentlich unsere Angebote auch finanzieren. Und in der Lehre spielte das dann noch gar keine große Rolle. Und das war zwar gut, den Professor immer wieder zu haben und mit ihm auch Dinge zu besprechen, aber für das wirklich Praktische hatte das für uns wenig, also nicht wert, aber wir konnten da wenig mitnehmen.
Anja Schwarzer
Das war aber dann noch vor der Gründung, oder?
Dirk Schütz
Vor und während der Gründung.
Anja Schwarzer
Vor und während, also ihr habt quasi mitten in der Austestphase gegründet.
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Dirk Schütz
Also es war so, dass ich, ich war ja damals angestellt noch für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit an der Bauhaus-Universität, hatte damals, weil wir das Gründerzentrum neudeli aufgemacht hatten, geschaut, was gibt es denn eigentlich für Förderprogramme für unsere Studierenden, die aus der Hochschule gründen. Damals war man auch noch immer der Meinung, dass viele Gründungen einfach oder mehr Gründungen aus der Hochschule passieren müssen, wenn man so in die Gründerforschung guckt. Ist das eigentlich gar nicht so, dass in dieser Phase viele Leute gründen, sondern im Wesentlichen weiter fortgeschritten im Alter. Und da war ein Pass, und ich wusste ja, dass meine Stelle auch irgendwann begrenzt ist, von der Zeit her, und in der Zeit war ich eben mit dem anderen Dirk im Gespräch, wollen wir dieses Sammelsurium an Seiten eigentlich weiter betreiben und unsere ganze Zeit dafür aufwenden, oder müssen wir das eigentlich als Hobby ein bisschen zurückfahren und uns eben andere Jobs suchen, oder professionalisieren wir das und machen uns selbstständig damit. Und dann gab es eben dieses Gründerprogramm, was ich da gesehen habe, und darauf haben wir uns dann beworben mit der Gründungsidee, sind auch genommen worden, und das war sozusagen der Kick-off für die Gründung. Also wir hatten dann ein Jahr Zeit, das vorzubereiten, eben mit der finanziellen Unterfütterung durch das Programm. Das Spannende für mich war, und auch das Beruhigende, hätten wir nicht gegründet, hätten wir das Geld nicht zurückzahlen müssen. Das ist für mich im Nachhinein auch ein Punkt zur Kritik gewesen, weil das Dilemma ist natürlich, dieser fehlende Zwang dazu, der setzt sich auch nicht genug unter Druck, wirklich Geschäftsmodelle zu finden, die funktionieren. Wir hatten das Glück, dass es funktioniert hat. Wir haben dann also danach, 2003/4 war das, 2004 dann eben wirklich auch das Unternehmen angemeldet und hatten dann aber schon eben durch die Experimente, die wir gemacht haben, eine Bezahlfunktion, die uns quasi mit dem Start schon Income erzeugt hat, von dem wir leben konnten und mit dem wir arbeiten konnten. Und das zu einer Zeit vor 20 Jahren, also seit 20 Jahren finanziert sich das Kulturmanagement Network reinweg aus online gewonnenem Geld, was ganz viele große Verlage bis heute noch nicht wirklich hinbekommen und wo wir eigentlich einen guten Modus für uns gefunden haben, der uns bis heute auch trägt.
Kristin Oswald
Wo man aber sagen muss, dass im Gegensatz zu vielen großen Verlagen, Kulturmanagement Network gerade am Anfang konkurrenzlos war. Also es gab einfach keine Plattform, die sich mit dem Arbeiten im Kulturbereich, im deutschsprachigen Raum beschäftigt haben, während du als Zeitungsverlag Zeitung, einfach als Buchverlag Bücher hattest. Und was am Ende dazu geführt hat, dass es heute, wenn Jule und ich auf Tagungen gehen und sagen, hallo, wir kommen von Kulturmanagement Network, immer noch die Antwort ist, ach, das sind die mit dem Stellenmarkt. Was uns als Redakteurin ja immer total das Herz aufgehen lässt und so fröhlich stimmt.
Anne Dietzmann
Ich dachte, du gehst nicht in Konkurrenz mit dem Stellenmarkt.
Julia Jakob
Ich freue mich da immer für unseren Stellenmarkt, weil ich so denke, okay, wenn das wirklich euer erster Berührungspunkt ist, super. Und ich habe mich gerade so gefragt, musst du eigentlich noch so oft erklären, oder halt auch die Hiwis im Stellenmarkt, warum es Geld kostet?
Anne Dietzmann
Nein, überhaupt nicht. Tatsächlich die Feedbacks, wir hatten gestern so ein süßes Feedback, dass wir auch die Suche auf anderen Plattformen total obsolet machen. Und das war schon schön.
Tatsächlich vor sieben Jahren, als ich angefangen habe, da gab es doch ab und zu so, ihr seid so teuer, warum? Ich finde das überall anders. Und mittlerweile kommt dieses Feedback so nicht mehr. Nein, gar nicht. Ich habe am Anfang noch Beschwerdeanrufe bekommen und mittlerweile kriege ich nur noch total nette Anrufe. Ich freue mich jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, auch wenn es nicht immer so aussieht. Auch wenn ich schon dreimal mit dem Anrufbeantworter verwechselt wurde. Da muss ich schnell rangehen.
Julia Jakob
Hast du dann etwa, springen Sie nach dem Piep, gesagt?
Dirk Schütz
Zuerst piep.
Kristin Oswald
Also was das für mich eigentlich immer sagt, dass der Schellenmarkt für ganz viele immer noch der erste Berührungspunkt ist, aber das ist natürlich eine individuelle Wahrnehmung als Redakteurin, ist aber auch, dass dieses Sich-Informieren über das Arbeiten eigentlich gar nicht so stark verankert ist, irgendwie in der betrieblichen Praxis. Und ich treffe immer wieder Leute, die sagen, na ja, ich gehe eben einmal im Jahr zur Jahrestagung meines Spartenverbandes und das ist das, was ich tue. Also dieses Sich-Aktiv-Informieren über irgendwie Neues Arbeiten in der Breite jetzt zumindest irgendwie nicht auf 100% der Leute zutrifft, während die meisten immer noch irgendwann aber einen Job finden müssen. Und tatsächlich war es bei mir auch so, dass direkt nach dem Studium Jobsuche ich das erste Mal auf Kulturmanagement-Network gestoßen habe.
Anja Schwarzer
Das ist zwar witzigerweise bei mir auch so, ohne dass es jetzt direkt was mit Studium zu tun hatte, aber ich finde sogar, dass das gar nicht ganz so stimmt, weil in dem Moment, wo du den Schellenmarkt dir anguckst, informierst du dich ja auch und bekommst dir Informationen, was jetzt gerade gesucht wird.
Kristin Oswald
Es ist eine sehr hürdenarme Art und Weise. Aber nicht so dieses Redaktionelle.
Anja Schwarzer
Also bei mir war das zumindest damals so. Den Rest von dieser Website habe ich mir auch nie angeguckt, muss ich ehrlich sagen.
Dirk Schütz
Aber das ist ganz normal. Ich meine, was ja wirklich eine Frage ist, warum gründet man überhaupt so ein verrücktes Ding wie das Kulturmanagement-Network? Einerseits natürlich, weil wir schon so viel vorgearbeitet hatten und dann die Frage stand, macht man es wirklich professionell oder nicht? Wir hatten damals dann eben auch einen Kollegen in Australien getroffen, der ein ähnliches Modell hatte, viel größer schon, natürlich auch viel erfolgreicher, weil es im englischsprachigen Raum viel, viel mehr Leute gibt, die einerseits in dieser Szene arbeiten, andererseits ist es in dem englischsprachigen Raum völlig normal, dass man in der Kultur Dinge bezahlen muss. Das war ja hier in Deutschland auch ein großes, großes Problem. Von daher hatten wir es eigentlich gar nicht so einfach wie andere Verlage, die jetzt zwar mit ihren Bezahlmodellen kämpfen, aber wir mussten ja überhaupt erst einmal eins schaffen, weil als Werbeplattform, also ich weiß noch ganz genau, die Entscheidung, diese Abonnementstruktur für den Stellenmarkt zu nutzen, war vor allem dem geschuldet, dass kein Mensch im Kulturbetrieb, keine Organisation nur irgendwelches Geld in Online-Plattformen stecken wollte. Alle waren im Print-Bereich und das ging jahrelang noch so. Von daher war das Modell mit dem Stellenmarkt für uns wirklich ein Segen. Für viele dann vielleicht nicht, weil uns viele auch gar nicht als Unternehmen wahrgenommen haben, sondern dachten, wir sind irgendeine staatliche Organisation oder was Gemeinnütziges. Auch weil wir nicht so aggressiv als Unternehmen aufgetreten sind, aber das Finanzierungsmodell war eben auch nicht so einfach zu finden und gerade eben deswegen auch nicht, weil wir so spitz im Markt sind. Das ist ein Vorteil, das ist ein Nachteil. Wir sind natürlich sehr unique dadurch gewesen, aber eben auch so nischig, dass du dann damit eben auch nicht breite Erlösmodelle aufbauen konntest, die wir uns jetzt hart erarbeitet haben über die ganzen Jahre und immer noch nicht dort sind, wo wir eigentlich hinwollen, sondern nach wie vor auch schauen, wie kriegen wir noch weitere Erlösbereiche aufgebaut und die uns einfach noch mehr Entwicklung ermöglichen.
Julia Jakob
Nochmal wegen Wahrnehmung Stellenmarkt und Redaktion, was ich auch so mitbekommen habe in Gesprächen mit verschiedenen Leuten, die uns dann auch schon länger nutzen und die dann auch wissen, welche Bandbreite wir befüllen, dass sie dann immer eher ein bisschen überrascht sind, wie wenig Leute wir tatsächlich dahinter sind. Dass sie sagen, krass, so ein kleines Team. Und dann auch, also woran ich auch immer wieder denken musste, als wir angefangen haben, unseren Instagram-Kanal zu bespielen, haben wir ja auch sehr viele Einblicke erstmal so von unserem Redaktionsalltag und so gegeben, Einblicke ins Team, dass Holger Kurtz, liebe Grüße an der Stelle, falls er uns zuhört, den habe ich dann auf einer Tagung kennengelernt und er meinte so, er nutzt uns schon ganz lange und ihm war aber nicht bewusst, dass wir halt offenbar so nett sind. Also, dass man halt an der Stelle dann auch so voll, okay, dass auch egal, wie ernst oder professionell die Themen sind, mit denen wir uns beschäftigen, ist dann aber halt irgendwie auch durchaus drin und dass Dirk sich auf einen Bürostuhl vor die Kamera setzt und einmal eine Drehung macht und wieder irgendeinen lustigen Filter drauflegt. Das waren ja so unsere ersten Versuche auf Insta. Ja, und dass dann wiederum vielleicht auch so diese Themenvielfalt, die wir haben, manche wiederum kennen gar nicht den Stellenmarkt, sondern sagen, ach ja, ich kriege euer Newsletter. Und ach was, ihr habt auch Stellen? Ach, guck an. Beziehungsweise kriegen den Link nicht hin mit, Stellenmarkt, Kulturmanagement ist das gleiche wie Kulturmanagement Network. Ja, guck halt mal in die URL, die du eingetreten hast. Aber dass es halt irgendwie auch total schön ist und vielleicht können wir uns da auch alle auf die Schulter klopfen, dass wir, obwohl wir so wenig Leute sind, mit so wenig Men- und Women-Power an der Stelle, dann doch so viel auch wuppen können.
Kristin Oswald
Und ohne Fördergelder. Es ist bis heute eigentlich so, dass im redaktionellen Arbeiten die Leute uns sehr oft immer noch nicht als Unternehmen wahrnehmen, sondern ganz oft eher die Frage kommt, ach so, ihr finanziert euch selbst? Also weil man es so gewöhnt ist, dass auch die Unterstützungsstrukturen im Kulturbereich öffentlich gefördert sind.
Und das ist ja ganz viel so, dass über Verbände läuft, über Plattformen, über, was weiß ich, Einrichtungen, Unterstützungseinrichtungen der Länder oder was auch immer, aber dass diese Idee, dass wir ein Unternehmen sein könnten, für viele immer noch sehr, sehr überraschend ist und aber auch umgekehrt, ohne dass ich darüber jetzt groß ins Jammern komme, es aber auch immer noch so ist, dass diese Idee, dass das also auch heißt, dass man von Seite der Organisation Geld investieren muss, gar nicht um uns jetzt zu bezahlen, sondern ich bezahle ja auch andere Dienstleister dafür, dass sie eben Dienstleistungen für mich als Organisation erbringen, glaube ich immer noch nicht so stark verankert ist, weil man es auch da ja so sehr gewöhnt ist, dass von Steuern finanzierte Institutionen Dinge kostenlos anbieten. Und das finde ich schon, also gerade, weil ich ja auch mich lange mit dem Arts-Management-Network in Verantwortung beschäftigt habe, dass wenn man sich das eben dort anguckt und die internationalen Plattformen, an denen wir uns natürlich immer noch oder sehr lange orientiert haben, dass da wirklich, wie du sagst, einfach das was ganz anderes ist und eine gewisse Selbstverständlichkeit. Und ich finde das immer überraschend. Und gleichzeitig sage ich dann aber auch den Leuten, dass worüber wir vorhin gesprochen haben, naja, die Tatsache, dass wir ein Unternehmen sind, gibt uns natürlich einen gewissen Zwang, weil wir quasi dafür, dass wir Geld verdienen, auch selber verantwortlich sind. Aber es heißt eben auch totale Kundenorientierung. Das heißt eben immer zu überlegen, was brauchen die Leute von uns? Übrigens, wenn ihr was von uns braucht, schreibt uns ein E-Mail. Leitfadenthemen, Beitragsthemen, Verbesserungsvorschläge. Genau, aber dadurch, dass wir eben die Leute davon überzeugen müssen, dass sie dieses Geld in die Hand nehmen, heißt es auch, dass wir einfach an ihren Bedürfnissen und Fragen dran sein müssen. Und das finde ich aber auch bereichernd. Weil wir eben nicht in unserem eigenen Saft schwimmen oder sagen, ach weißt du...
Anja Schwarzer
Es ist aber auch total ambivalent, weil das Feedback, was ihr bekommt, also ihr seid ja, Christine und Jule sind ja und Dirk, ist noch auf Tagungen und das Feedback ist ja eigentlich durchweg positiv und wirklich beeindruckend. Wir haben jetzt aber seit einem Jahr, würde ich sagen, unsere Unterstützungsabos zum Beispiel. Ich glaube, wir haben eine kleine Zahl an Unterstützenden, die das machen, obwohl das Feedback so gut ist. Und das ist tatsächlich sehr ambivalent, zumal wir auch das Feedback bekommen, dass viele Leute den Stellenmarkt weiterhin nutzen, obwohl sie Stellen und Jobs gefunden haben, einfach um uns weiter zu unterstützen. Also die Einsicht, dass es unterstützenswert ist, ist also auf jeden Fall da bei unseren Nutzer*innen, aber das Modell mit den Unterstützungsabos zum Beispiel hat bis jetzt nicht so gut funktioniert. Wenn ihr das jetzt hört…
Julia Jakob
…Schaut mal in die Shownotes, weil da ist ein Link.
Kristin Oswald
Ich könnte mir vorstellen, dass das aber daran liegt, dass du fast alles, was du bei uns bezahlen musst, nicht als Privatperson bezahlst. Also wenn du ein Abo hast, kannst du es vielleicht von der Steuer absetzen, also für den Stellenmarkt von der Steuer absetzen oder dir von deinem Arbeitsamt irgendwie die Kosten erstatten lassen. Übrigens, wenn ihr ein Arbeitsamt oder eine Agentur kennt, die das macht, lasst es uns doch gerne wissen, damit wir andere darüber informieren können. Wenn du eine Organisation bist, oder du brauchst einen Leitfaden, dann kannst du den vielleicht über deine Organisation kaufen. Und so weiter. Also ich glaube, dass man wirklich als Privatperson Geld ausgibt bei uns, dass dir nicht irgendjemand anderes wiedergibt. Ich glaube, da sind die Unterstützungsabos ziemlich einmalig. Und vielleicht ist das dann eben die Hürde, einfach zu sagen, naja, aber die kriegen ja Geld auch noch irgendwo anders hin. Wenn ich irgendwie an andere Podcasts oder so denke, wo das wirklich das Format eigentlich ist. Das ist es bei uns nicht. Andererseits sind eben unsere redaktionellen Inhalte alle kostenlos. Und damit sind die Unterstützungsabos eigentlich aber das Format, das direkt an Jule und mich geht. Sagen wir mal...
Julia Jakob
Die die nächsten Wochen finanziert.
Dirk Schütz
Also als Geschäftsführer muss ich ja sagen, die sind nicht kostenlos, sie sind kostenfrei. Für den Nutzer. Denn es kostet ja wirklich Geld. Und das ist ja auch das Spannende in den 20 Jahren für mich immer wieder zu sehen. Einerseits, wie schwierig es wirklich in diesem Umfeld und diesem Markt ist, als Unternehmen zu bestehen und auch Menschen und Organisationen dazu zu bringen, für Dienstleistungen, die wir erbringen, Geld zu bezahlen.
Umgekehrt, dass es aber völlig normal ist im Kulturbetrieb, dass man denkt, wenn ich jetzt eine künstlerische Leistung oder irgendetwas da biete, natürlich muss man dafür bezahlen. Und natürlich ist das teuer. Obwohl da noch on top so viel Steuergeld da drauf sind. Und umgekehrt aber der Blickwinkel, ich kaufe jetzt aber von anderen was ein. Was, da muss ich was für zahlen? Ganz komisches. Also das ist eine sehr eigenartige Gemengelage in diesem Markt, die sich vielleicht jetzt ein bisschen dreht. Aber es zeigt halt auch erstens, wie viel Stehvermögen wir haben, wie viel Lust wir haben, da in diesem Bereich trotzdem zu arbeiten. Und es verlangt euch, muss ich ja auch sagen, auch sehr viel ab, weil es eben kein großes Füllhorn gibt, aus dem wir so ohne Ende ausschütten können. Und trotzdem seid ihr aber dabei und macht das mit aller Leidenschaft. Und wir hoffen ja auch, und das sieht man ja auch, durch diese Ausdauer, die wir haben und die ständig neuen Ideen, die wir auch entwickeln, versuchen wir ja auch, unseren Kuchen auch gemeinsam zu vergrößern.
Anne Dietzmann
Ja, ich könnte einen Stellenausschreiber auch einsingen.
Kristin Oswald
Vielleicht einfach 1000 Euro pro Stellenausschreiber.
Dirk Schütz
Im Sinne des Employer-Brandings könnte das interessant werden für manche.
Kristin Oswald
Bitte schreibt uns, wenn ihr das möchtet.
Dirk Schütz
Das muss man ja auch sagen. Dafür sind wir als Unternehmen schon auch fast schon vorsichtig, würde ich sagen, bei dem, was wir sozusagen unseren Kunden auch abverlangen. Wenn man in andere Bereiche, wie der Wirtschaft schaut, was da für Preise und Gelder aufgerufen werden für Dienstleistungen, nur mal jetzt im Stellenmarktbereich.
Das ist ja ein Vielfaches von dem, was wir verlangen. Wir versuchen immer sehr zugewandt auch die Neuerungen einzuführen und gehen da nicht mit der Brechstange vor. Vielleicht vertun wir uns sogar was dabei, wenn wir aggressiver werden, dass wir dann auch mehr einnehmen könnten. Aber bisher sind wir damit gar nicht schlecht gefahren, weil, wie du auch, Anne, eben gesagt hast, wie die Leute uns wahrnehmen und wie die mit uns reden, da ist auch wirklich sehr viel Sympathie für uns da.
Anja Schwarzer
Ich glaube, diese kundennahe Betreuung oder dieser Service, den wir anbieten, das ist schon etwas, das wir vielleicht auch in ein paar Jahren sogar als Einstellungsmerkmal haben oder zumindest aktuell, glaube ich, absolut für uns spricht und wo wir immer wieder positives Feedback bekommen.
Dirk Schütz
Und jeder, der in irgendeiner Chatbox-Schleife schon mal hing, wie ich gestern gerade wieder, die zu nichts geführt hat, nämlich bei einem großen Verlag, beim großen Verlagshaus, die mich eigentlich immer wieder zu derselben Frage zurückgeführt hat, bis ich dann entnervt auflegen musste und eine E-Mail geschrieben habe, das ist bei uns halt nicht. Also der persönliche Kontakt ist nicht immer möglich, aber wir versuchen den natürlich möglichst immer vorzuhalten. Und wenn man uns vielleicht nicht am Telefon oder über Anrufbeantworter erreicht, dann vielleicht auch mal auf Tagungen, wo man uns direkt ansprechen kann. Das, glaube ich, ist schon etwas, was uns ausmacht.
Kristin Oswald
Also für die Redaktionsarbeit ist das total essentiell, muss man einfach sagen. Also wir kennen sehr, sehr viele von unseren Autoren und Autorinnen persönlich, pflegen da enge berufliche Kontakte, es sind ja immer diese semi-privaten, beruflich-privaten Kontakte, die uns aber auch total am Herzen liegen. Das ist super essentiell, das muss man einfach so sagen. Und auch, dass die Leute, glaube ich, unsere Gesichter kennen, dass man mal einen Kaffee miteinander getrunken hat, dass man sich mal ausgetauscht hat, dass wir uns auch bemühen, und das gilt natürlich aber genauso für den Stellenmarkt, eben ein offenes Ohr auch für die Bedürfnisse, für vielleicht die Schwierigkeiten im Arbeitsalltag von den Leuten zu haben und zu versuchen, sie da wirklich zu unterstützen, wie auch immer wir können, trägt, glaube ich, schon sehr, sehr viel dazu bei.
Dirk Schütz
Das hat uns das auch ausgemacht. Also das war auch das, glaube ich, was dazu geführt hat, was wir uns so entwickeln konnten. Weil von Anfang an war Networking für uns die Grundlage. Für uns war immer wichtig, Kontakt zu anderen Menschen zu halten und ihnen vielleicht schon mal viel, viel mehr Vorschuss zu geben, ohne jetzt direkt zu fragen, was kriege ich denn im Austausch dafür, sondern dann eben auch die Möglichkeit, durch diese Kontakte zu haben, in dem Moment, wo wir vielleicht doch mal Hilfe oder Unterstützung oder auch mal eine Leistung brauchen, die eben auch anzufragen und die natürlich dann auch zu bekommen. Da rechnen wir gar nichts auf, sondern das ist ein Kapital, was wir sozusagen aufbauen, von dem wir aber wieder dann profitieren, wenn es eben um redaktionelle Dinge oder andere Dinge geht.
Kristin Oswald
Das ist ja auch einfach schön, ein positives Feedback zu bekommen und zu hören, dass das, was man tut, gewertschätzt wird von Menschen.
Anja Schwarzer
Sind jetzt alle so Friede-Freude-Eierkuchen?
Julia Jakob
Ja, aber bei so einem Jubiläum will man, glaube ich, nicht an die unangenehmen Sachen, die auch schon passiert sind.
Kristin Oswald
Ja, aber die auch nicht dominieren, finde ich. Also natürlich passiert immer mal irgendwas in verschiedensten Kontexten, aber es ist irgendwie nicht das, was für mich zumindest das Arbeiten hier bestimmt oder was so der Hauptpunkt ist, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Also das kann ich jetzt nicht sagen.
Anja Schwarzer
Weil ja auch keine Hierarchien oder so keine starken Hierarchien sind, weil es keine Angst irgendwie…
Kristin Oswald
…oder keiner drauf umreitet. Ja, genau.
Anja Schwarzer
…Fehler dürfen gemacht werden, Fehler sind in Ordnung. Das ist, glaube ich, echt viel wert.
Dirk Schütz
Fehler sind auch total wichtig. Also das Auf und Ab im Unternehmen, ja, das kann dich manchmal in existenzielle Not bringen, hatten wir ja auch schon, aber umso mehr lernst du daraus und kannst vielleicht Dinge vorbauen und Dinge anders machen dann, wenn es weitergeht. Und ja, Fehler zu machen ist total wichtig. Also wir haben ganz oft schon erlebt, auch mit Praktikant*innen oder mit studentischen Mitarbeiter*innen, die dann eben vermeintlich Fehler gemacht haben, die sie auch gar nicht bewusst gemacht haben, wo wir ganz viel gelernt haben über Dinge, die wir eben noch nicht geregelt hatten oder wo wir bestimmte Sachen einfach auch verbessern mussten. Und so eine Fehlerkultur ist ja auch ganz wichtig. Und da kann man auch keinen Vorwurf machen. Und dieses Vertrauen zu haben, dass man das eben kann, ich glaube, das ist viel wert.
Julia Jakob
Ja, das wollte ich nämlich gerade auch sagen, weil es kommt ja sehr selten vor, dass wir vielleicht auch mal eine krasse Beschwerde-E-Mail oder mit gewissen Vorwürfen dann auch bekommen. Also mir kam noch nie der Gedanke, ich muss jetzt irgendwas vertuschen oder versuchen, es halt irgendwie unter den Teppich zu kehren, sondern immer, wenn ich dann doch gedacht habe, okay, jetzt brennt die Hütte aber so dolle, dass ich das nicht alleine entscheiden kann, wie es hier weitergeht, war für mich immer klar, dass ich entweder auf Dich, Dirk oder auf Kristin oder irgendjemand anderem im Team auch zurückkommen kann und zu sagen, das ist passiert, wie gehen wir jetzt damit um? Ohne mich an der Stelle dann auch selbst sehr schlecht zu fühlen, wenn ich diejenige war, die es verursacht hat oder zumindest verantworten muss. Dann zu denken, oh na, aber wie komme ich jetzt hier irgendwie mit einer sauberen Weste dann doch wieder raus? Das mache ich nur beim Krimi-Dinner.
Kristin Oswald
Sehr erfolgreich.
Dirk Schütz
Ja und umgekehrt ist es ja genauso, da reden wir dann wieder eher über das Thema Führung, Leadership. Auch ich mache Fehler und auch ich muss damit umgehen und auch ich muss, das mache ich ja hoffentlich auch transparent mit Euch darüber umgehen, weil es ja auch Auswirkungen immer auf das Gesamtunternehmen hat und man dann eben gemeinsam gucken muss, wie man damit umgehen kann.
Kristin Oswald
Naja, aber Deine Schreibmotivation, Deine Schreibmotivation Dirk, aber ansonsten, ich glaube, die Fehler teilen wir ganz gleichberechtigt unter uns alle auf. Auch da gibt es keine Erinnerungen quasi. Jule, es wird ja auch ein Magazin zum 20-jährigen Jubiläum geben.
Julia Jakob
Genau, wer quasi jetzt über unseren Podcast hinaus erfahren möchte, wie andere Menschen aus dem Kulturbereich die letzten 20 Jahre reflektieren bzw. welche Zukunftsvision sie für das Kulturmanagement oder den Kulturbetrieb haben, dem möchte ich sehr unsere Jubiläumsausgabe ans Herz legen. Die ist insofern besonders, dadurch wir eben zum einen uns selber in den Fokus gestellt haben durch Mini-Porträts von ehemaligen Mitarbeitenden, die Einblicke geben in ihren Werdegang, weil wie Dirk eben auch schon am Anfang gesagt hat, es ist aus ganz unterschiedlichen Bereichen da alles vertreten und aber auch langjährige AutorInnen, die natürlich auch immer das Kulturmanagement im Fokus haben, da schon lange auch forschend bzw. publizistisch tätig gewesen sind und sowohl Missstände in der Ausbildung irgendwie in ihren Beiträgen aufgreifen, als eben auch wie muss ich denn das Verständnis von Kulturmanagement oder Kulturmanager*innen für Kulturinstitutionen selber verändern, als eben auch für die jeweiligen Menschen, die als solche arbeiten, damit Kultur auch in Zukunft weitergedacht werden kann. Link dazu findet ihr wie immer in der Bio.
Kirstin Oswald
Wann war denn eigentlich unsere letzte Jubiläumsausgabe? War die vor fünf Jahren?
Julia Jakob
Das war die 150. Ausgabe und es müsste 2019, oder war es 2018? November 2019 glaube ich.
Kristin Oswald
Auf jeden Fall, die können wir euch auch nochmal in den Show Notes verlinken und darin erfahrt ihr, falls euch das interessiert, auch nochmal ganz viel über unsere Arbeitsweise. Also, da waren wir selbst tatsächlich die AutorInnen und haben darüber geschrieben, wie wir eigentlich arbeiten, warum wir was machen, was wir machen. Also, falls ihr das spannend findet, dann könnt ihr da reinschauen und falls ihr das total uninteressant findet, dann müsst ihr das natürlich auch nicht. Aber genau, in der Hinsicht ist es also nicht nochmal ein ähnliches Konzept mit der Innenperspektive und ich glaube, wie du sagst, auch die Vielfalt der Karrierewege ist bestimmt sehr, sehr spannend. Die setzen wir übrigens dann auch auf unserem Portal nochmal fort und geben auch da in den nächsten Wochen und Monaten nochmal Einblicke in Karrierewege, gerade weil es auch redaktionell im Moment wieder ein relativ großes Thema ist. Wir haben gerade die neueste Analyse unserer Stellenmarktdaten veröffentlicht. Darum wird es in der nächsten Folge unseres Podcasts auch nochmal in Tiefe gehen und genau von daher kann man gut an unseren Mitarbeitenden aus all den Jahren eigentlich sehen, wohin es sie so verschlagen hat und was eigentlich so die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten im Kulturbereich angeht und auch, was sie eigentlich aus ihrer Arbeit bei uns und dann für ihre späteren Tätigkeiten mit gegeben haben. Hat denn jemand gesagt, ja nix?
Julia Jakob
Nein, überhaupt nicht. Also, alle die sich, das ist natürlich auch ein sehr angenehmes Format gewesen, weil wir ja auf freiwilligen Basis einfach gefragt haben, wer Lust hat, uns da eben Einblicke zu geben in seine Erinnerung an die Zeit hier und natürlich melden sich dann nur Leute zurück, die das auch positiv in Erinnerung haben und irgendwie immer noch gerne auch an die Zeit zurückdenken und was ich vor allem auch schön fand, also ich glaube, es sind lediglich drei ehemalige Hiwis mit dabei, die ich auch noch kenne, aber auch so von anderen zu lesen, wie hier die Zeit eigentlich war. Es gibt eine ehemalige Mitarbeiterin, die beispielsweise gemeint hat, dass ich es total schön fand, während der Arbeit im Stellenmarkt einfach Musik zu hören und dazu zu summen oder zu singen und...
Anja Schwarzer
Wir hatten eine ganz schlimme 80er-Jahre-Phase im Stellenmarkt.
Julia Jakob
Wo ich dann auch Anja erstmal fragen musste, sag mal, was war denn da los?
Kristin Oswald
Wir hatten auch immer so Italo-Elektro-Swing, so eine Phase.
Anja Schwarzer
Du hast recht, das stimmt. Das war super. Ich schwöre, wir haben es ausgemacht, als das Zielpunkt gekommen ist.
Julia Jakob
Ja, solche Sachen. Oder was mir auch aufgefallen ist, wer hier irgendwie langjährig Mitarbeiterin war, dass dann so eine gewisse Loyalität auch anderen Arbeitgebern gegenüber an der Tagesordnung ist. Also, dass von uns dann in den Job gewechselt wurde und auch dort die Person jetzt einfach noch immer arbeitet, seit ihrem Studienabschluss.
Und das irgendwie ja auch ganz schön ist, da abzulesen, okay, wer hier irgendwie mehrere Jahre treu gewesen ist, in Anführungsstrichen, ist das vielleicht auch anderen Arbeitgebern gegenüber.
Kristin Oswald
Ist denn da auch so ein bisschen rausgekommen, worüber wir vorhin gesprochen haben, dass so dieses unsere Arbeitsweise, dass daraus auch so eine Erwartungshaltung an andere Arbeitsumgebungen wird? Also, ich meine, wir haben das jetzt natürlich, weil wir sehr lange hier sind, das trifft ja nicht auf alle zu, gerade auf die Studis.
Julia Jakob
Das tatsächlich nicht. Wobei wir das auch gar nicht so abgefragt haben in diesen drei Fragen. Und dann ja auch immer mit einer krassen Zeichenbegrenzung. Aber es gab auch eine ehemalige Praktikantin, die eine Magazinausgabe während ihres Praxissemesters mitgestalten durfte. Und ich glaube, wenn man so eine Gelegenheit hat, als Studi schon ja viel Verantwortung dann auch eben mitzubekommen oder zumindest viel Gestaltungsmöglichkeit, dass das natürlich dann auch weiter prägt für die eigene Karriere.
Dass man vielleicht auch selbstbewusster in den Arbeitsmarkt startet. Gleichzeitig hat man natürlich auch etwas für die Reputation, dass man mit vorweisen kann. Und ich glaube schon, dass, und ansonsten hätten die Leute sich wahrscheinlich auch nicht zurückgemeldet für die Miniportraits, dass da viel Positives so an Karriere Boost oder zumindest für das eigene Selbstempfinden mitgenommen wurde aus der Arbeit hier.
Dirk Schütz
Das ist ja auch das Erfüllende für mich dann so zu sehen, dass wir wirklich schon, und das betrifft nicht nur die ehemaligen Mitarbeitenden von uns, sondern natürlich auch NutzerInnen von uns, dass wir wirklich so einen Arbeitslebenszyklus von ganz vielen, von den Anfängen bis zum Ende, bei einigen sehe ich jetzt schon, dass sie wirklich in Rente gehen und aus ihrer Arbeitsstelle rausgehen, die ich wirklich Anfang der 90er einfach kennengelernt hatte, als wir mit dem Kulturmanagement Network angefangen haben. Dass wir die wirklich sozusagen auch wirklich begleiten konnten, was uns ja auch unglaublich viel Input gegeben hat. Zu sehen, erstens mal, wie entwickeln sich Karrieren und wie können wir die sozusagen auch befördern oder eben auch unterstützen. Und weil wir ja vorhin auch darüber gesprochen haben, dass der Stellenmarkt zu stark im Fokus auch von vielen war, was ja nachvollziehbar ist, wenn du zuerst erstmal schaust, du hast ein Studium, viele sind ja mit uns auch überhaupt mit dem Thema Kulturmanagement als Studienfach in Kontakt gekommen und haben dann sozusagen darauf aufbauend immer in Begleitung mit und von uns ihre Karriere weitergemacht, indem sie nämlich im Praktikumsbereich die ersten Praktika gefunden haben, die ersten Stellen im Stellenmarkt, vielleicht sich dann nochmal weiterentwickelt haben und dann darüber, weil im Job auch spannend ist, Inhalte zu bekommen, die auf Arbeit weiterhalfen, dann eben auch die ganze redaktionelle Welt für sich erschließen konnten. Und das ist schon was, was einen wirklich befriedigt in der Arbeit.
Julia Jakob
Was noch eine ehemalige Stellenmarkt-Mitarbeiterin in ihrem Porträt darstellt, war eben auch dieser Einblick. Und das ist auch das, was sich ja mit den Eindrücken unserer aktuellen Hiwis immer wieder deckt. Die Eindrücke, die Sie so aus der Arbeit im Stellenmarkt, vom Arbeitsmarkt, Kultur mitnehmen, total hilfreich sind, also nicht nur, um sich einen Überblick zu verschaffen, sondern sie meinte eben auch, dann irgendwann schon einfach ganz bewusst zu sehen, okay, das ist jetzt ein guter Arbeitgeber und das ein weniger guter. Also, dass man da dann einfach auch schon einen Blick für bekommt. Und wenn man das in einer Position lernen darf, in der es noch gar nicht nötig ist, selber auf Jobsuche zu gehen, das ist natürlich unglaublich wertvoll, wenn es dann so weit ist. Und man ganz genau weiß, okay, auf die Stelle bewerbe ich mich nicht, weil es ist, einfach eine Entgeltgruppe, die ist sowas von frech, auch das muss man ja mal sagen, für das, was an Abschlüssen gefordert wird oder anderen Dingen, da dann einfach schon sagen zu können, okay, spare ich mir, sondern ich suche mir wirklich das raus, was gut ist.
Kristin Oswald
Ich habe auch überlegt, als ich jetzt die Veröffentlichung der Stellenmarktanalyse von Frau Steyer bearbeitet habe, dass man eben auch durchaus mal Anja und Anne als Expertinnen zu dem Thema Stellenmarkt und Arbeitsmarkt befragen könnte. Also, liebe Studis, falls ihr mal jemanden sucht, weil ihr natürlich euch einfach so viele Stellen anschaut, mit so vielen Leuten, aber auch sprecht über, also auch mit Organisationen, über irgendwelche Hürden, die vielleicht beim Recruiting haben oder welche Voraussetzungen oder was auch immer, dass da, glaube ich, einfach so viel Erfahrungswissen auch nicht nur in den Daten unseres Stellenmarktes liegt, sondern einfach auch in euch beiden als diejenigen, die ihn jetzt schon seit so vielen Jahren betreuen. Also, und das ist wiederum was, was, glaube ich, Jule und ich sehr oft hören, wenn wir auf den Tagungen sind oder mit Leuten sprechen, dass Jule und ich sehr viel über den Kulturbetrieb in der Breite wissen, aber weil es natürlich unser Job ist, das zu tun. Der Job von anderen ist eben, irgendwie 40 Stunden die Woche Kultur zu machen und unserer ist eben, sich damit zu beschäftigen, wie andere Kultur machen. Aber eurer ist es eben, sich damit zu beschäftigen, wie dieser Arbeitsmarkt aussieht. Und ich glaube, das geht vielleicht in der Außenwahrnehmung, diese Expertise, die da bei euch beiden liegt, auch so ein bisschen unter, aber ich glaube, da ist schon sehr viel Einsicht und Verständnis da, vielleicht mehr als bei manchen anderen Kollegen, was sie damit machen.
Dirk Schütz
Tatsächlich ist das genau auch das, was ich im Hinterkopf hatte, jetzt die ganze Zeit, wo wir drüber geredet haben, dass wir die Expertise, die wir in sehr, sehr unterschiedlichen Bereichen haben, sei es in Führung, sei es in Organisationsentwicklung, Personalentwicklung, Stellenmarkt, Recruiting und so weiter, dass wir das noch gar nicht so richtig ausgeschöpft haben als Dienstleistungen, die wir anderen anbieten können, auch weil es so schwierig ist, das so einzuordnen, dass das wirklich für das spezifische Bedürfnis von Organisation wirklich nutzbar ist. Bei dem Thema Digitalisierung ist das vielleicht einfacher, weil das so ein übergeordnetes Thema ist, wo man erst mal anfangen kann und wo man dann mit einer Expertise eine Dienstleistung schneller aufgesetzt hat. Aber die Hörenden, die jetzt das Hören, können natürlich auch mal darüber nachdenken, ob sie so eine Expertise brauchen. Wir sind ja immer offen, da auch Dienstleistungen oder Beratungsleistungen daraus zu generieren. Nicht umsonst bin ich ja dann auch und wir ja auch zum Teil gemeinsam in Beratungssituationen, wo wir Organisationen und Kultureinrichtungen einfach in spezifischen Situationen helfen.
Julia Jakob…
Ich glaube auch mit Blick auf die Zeit…
Anne Dietzmann
…Es ist bald 13 Uhr und es ist Dienstag…
Alle
…und wir gehen ins Koi!
Julia Jakob
Trotz Affenhitze.
Julia Jakob
Ja, bedanken wir uns natürlich für eure Aufmerksamkeit und hoffen, dass euch auch diese Art des Plauschs gefallen hat. Hinterlasst gerne ein bisschen Feedback auf den jeweiligen Portalen oder meldet euch gerne bei uns und kommt noch gut durch den Sommer. Die nächste Plausch-Folge gibt es dann Mitte, Ende September. Bis dahin alle zwei Wochen Interview-Folgen und bis bald.
Alle
Bis bald! Tschüss!
Abspann
Das war Dienstags im Koi, der Podcast von Kulturmanagement.net und wir hoffen, ihr schaltet auch beim nächsten Mal wieder ein. Über Feedback, inhaltliche Anregungen oder andere Kritik freuen wir uns per Mail an redaktion.kulturmanagement.net. Bis zum nächsten Mal!