Dienstags im Koi - der Podcast von kulturmanagement.net

Folge 8: Tagungshumor

Julia Jakob, Kristin Oswald, Dirk Schütz, Olivier Marchal Season 1 Episode 17

In dieser Folge "Dienstags im Koi. Ein Podcast von kulturmanagement.net" werden Kristin Oswald und Julia Jakob wieder von Dirk Schütz unterstützt. Sie rekapitulieren die  Tagungssaison dieses Frühjahrs und finden immer einen Grund zum Lachen. Neben professionellem Austausch gibt es auch heitere Einblicke in den Tagungsalltag. Wird in Zukunft das Pubquiz zur Best Practice der Tagungsauftakte ?

21. Deutschen Orchestertag 2024: Zukunftsfest. Konzentriert Arbeiten. Konzentriert Handeln: https://www.deutscher-orchestertag.de/home

Programm Deutscher Orchester Tag 2024: https://www.deutscher-orchestertag.de/dot-2024/programm

Mentimeter: https://www.mentimeter.com/de-DE

Tagung des Deutschen Museumsbunds 2024: https://www.museumsbund.de/dmb24-programm/

Kolonialismus Ausstellung LWL-Museum Zeche Zollern: https://zeche-zollern.lwl.org/de/ausstellungen/das-ist-kolonial/

Stadtmuseum Dresden - Menschenschau: https://www.stmd.de/menschenschau

ICOM Bodenseesymposium: https://bodenseesymposium.info/

ICOM-Umfrage zur Zufriedenheit von Museumspersonal: https://www.kulturmanagement.net/Themen/ICOM-Umfrage-zur-Zufriedenheit-von-Museumspersonal-Unzufrieden-aber-leidenschaftlich,4664

Museums and the internet (MAI-Tagung): https://mai-tagung.lvr.de/de/startseite.html

Keeping Memories. Lebensgeschichten von Gefangenen des KZ Flossenbürg: https://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/de/bildung/keeping-memories-lernplattform

Kulturmanagement Network Magazin Juni 2023. Ausgabe 172. Fachkräftemangel: https://cdn.kulturmanagement.net/dlf/3850bdb1e53b36291200bf95d7bbad32,1.pdf

Transkription der Folge: https://www.buzzsprout.com/2204591/episodes/15275900

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Folge 8 

Ihr hört Dienstags im Koi, der Podcast von Kulturmanagement.net mit Christine Oswald und Julia Jakob im monatlichen Gespräch über die Kulturwelt.

 

Julia Jakob

Hallo liebe Hörende, zu dieser Juni-Ausgabe Dienstags im Koi, ein Podcast von Kulturmanagement.net. Wir sind gerade in einer kleinen Verschnaufpause nach dem frühjährlichen Tagungsmarathon mal wieder alle zusammen im Büro, sogar mit Olivier. Also wenn es jetzt zwischendurch mal kichert, dann ist das unser technischer Support, den ihr normalerweise nicht mitbekommt, weil er wieder Skype mit uns zusammen den Podcast aufnimmt, aber heute vor Ort ist, weil er nämlich seine Bachelorarbeit abgegeben hat.

Und wenn er nicht gerade seine Bachelorarbeit schreibt, dann ist er vor allem damit beschäftigt, lustige Wortspiele mit ChatGPT erstellen zu lassen, weil aktuell treibt uns das Thema Kulturtagung eben um durch den Tagungsmarathon, auf dem wir in den letzten Monaten gewesen sind. Und eine Frage von ChatGPT ist beispielsweise, warum sind Kulturtagungen wie antike Statuen steinhart und unbeweglich? Könnt ihr das bestätigen?

Hat sich das bei euch so angefühlt, die letzten Wochen? 

 

Kristin Oswald: 

Wie antike Münzen, steinhart und viel zu viel.

 

Julia Jakob

Würdest du sagen. Ja. Was sagt Dirk?

 

Kristin Oswald: 

Übrigens heute unser zweiter Special Guest wieder mal zurück im Büro. Heute auch dabei, Dirk Schütz.

 

Dirk Schütz

Ja, ich kann gar nicht so lästern. Ich hatte eine tolle Tagung. Also die fand ich ganz gut und war froh, dass ich dort war.

 

Julia Jakob

Ich war auch sehr froh, dass du dich hast überreden lassen mitzukommen. Ja, Dirk und ich waren nämlich auf dem Deutschen Orchestertag, der sich in diesem Jahr dem Thema Zukunftsfest gewidmet hat. Ich habe leider den Untertitel vergessen. Hast du den gerade parat? Ja. Ja, reichen wir den Show Notes nach.Es war auf jeden Fall ein weites Feld, das sich vor allem den organisationalen Herausforderungen gewidmet hat, die das Orchestermanagement so umtreibt, aber natürlich auch alles, was von außen auf den Orchesterbetrieb einwirkt. Also das Thema Resilienz war da auch ganz stark, aber natürlich auch technologische Entwicklungen und wo sich da die Orchestermenschen verorten können mit den ganzen Grabenkämpfen, die sie sich sonst so mit dem musischen Personal an den Häusern vielleicht auch liefern müssen.

 

Dirk Schütz

Von denen man dann auch immer wieder hören kann.

 

Julia Jakob

Genau. Das war ja dein erster. Ich war ja letztes Jahr schon mal und war sehr angetan damals davon.

 

Dirk Schütz

Ich weiß nicht, ob es mein erster Orchestertag war, aber auf jeden Fall war ich froh, sozusagen mal wieder im Kreise der ganz, ganz alten Kolleginnen und Kollegen zu sein. Denn so hat ja quasi fast meine Kulturmanagementkarriere angefangen. Ich hatte ja vor, im Orchester zu spielen, bin dann aber doch auf Kulturmanagement umgeschwenkt.

Von daher habe ich mich gefreut, einfach mal wieder näher an diesem Bereich zu sein und zu hören, was die Leute rumtreibt, wie sie mit den ganzen Herausforderungen umgehen, was so Themen sind. Ich fand es eine sehr schöne Tagung, auch von der Gestaltung hier, von der Dramaturgie hier, auch mit den Mitteln und Methoden, die sie genutzt hatten. Und war froh, die zwei Tage da in Berlin zu sein. Hat mir viel Spaß gemacht.

 

Julia Jakob

Ja, ich kann das bestätigen. Natürlich, außer der Wertung steht mal das Kneipenquiz, das natürlich schon ein absolutes Highlight gewesen ist, einfach weil es auch gut funktioniert hat und die Spieleleiter an der Stelle auch ein ziemlich gutes Konzept, glaube ich, haben. Du kanntest den ja auch, ne?

 

Dirk Schütz

Ja, ich kannte Tom aus Hamburg und weiß auch, dass die so ein Quiz machen. Und dasselbe zu erleben war einfach mal ganz toll, weil es wirklich ganz schön Vorbereitungszeit braucht, um solche Fragen auch zu entwickeln. Und alle hatten Spaß. Alle wollten erst nicht. Das fand ich total interessant. Alle waren etwas steif.Aber als das Quiz losging, waren dann alle voll drin. Und zum Schluss war eigentlich fast schon so eine EM-Stimmung.

 

Julia Jakob

Ja, ich habe mich auch gefragt, ob man so etwas vielleicht am Anfang von Tagungen generell machen sollte. Also nicht alle mit Alkohol abfüllen, aber vielleicht irgendwie so etwas Kleines, Kompetitives, dass die Stimmung eine ganz andere ist. Weil das hätte, glaube ich, gerade so in diesen ersten Gruppen, also man muss dazu sagen, es war auch viel auf kleinere Austauschformate angelegt, der Deutsche Orchestertag, sodass man direkt nach einer längeren Einstiegs Keynote von einem Zukunftsforscher in kleinere Gruppen zusammengewürfelt wurde nach Zufallsprinzip und sich dann mit diesen Menschen zu bestimmten Themen austauschen sollte, einfach um zu sehen, wo stehen wir überall, was sind so unsere Vorstellungen für die Zukunft des Orchesterbetriebs. Und das ist doch immer, also auch wenn alle Menschen, zumindest mit denen ich in einer Gruppe war, sehr zugänglich gewesen sind, merkt man aber, dass es eine ganze Weile braucht, bis so diese Steife, was ja einfach der Berufsalltag vielleicht auch mit sich bringt und alle versuchen, sich vielleicht auch etwas professioneller zu verkaufen, als sie normalerweise drauf wären, wenn man sie außerhalb ihres Berufs treffen würde. Ja, was vielleicht auch ganz andere Themen dann nochmal auf den Tisch gebracht hätte.

 

Dirk Schütz

Er hat ja versucht, das ein bisschen aufzufangen. Das ist ja generell das Problem. Wie bindest du Menschen in so einem Format ein? Meistens ist es ja so, wenn du solche großen Formate machst oder überhaupt auch Beteiligungen möchtest, dass du die relativ schnell, möglichst in der ersten Viertelstunde so einbindest, dass jeder etwas gesagt hat oder zumindest einen Beitrag geleistet hat. Das hat der Vortragende durch das Tool Mentimeter versucht. Aber es ist natürlich etwas anderes, wenn die Leute selbst etwas sagen. Und es gibt, glaube ich, ganz unterschiedliche Möglichkeiten, einzusteigen. Ich kenne zum Beispiel auch, dass man einfach mal wirklich meditiert und sich gemeinsam in Schwingung bringt. Das ist vielleicht nicht für jeden etwas, aber so in Ruhe zu kommen, ist vielleicht auch gar nicht so schlecht. Aber die Idee, so ein Quiz zu machen, der auch so einen Spaß verbreitet, ist vielleicht auch gar nicht so verkehrt, weil man dann vielleicht durch die zwei Tage ganz anders läuft.

 

Kristin Oswald

Ging es denn um Orchesterthemen? Also ging es um, wer weiß das meiste über Orchester?

 

Dirk Schütz

Ja, nicht nur. Aber es waren auch Orchester- und Kunstthemen dabei.

 

Julia Jakob

Ja, genau. Aber sie haben es absichtlich sehr breit gefächert. Also ich glaube, wenn man ein ganz gutes popkulturelles Allgemeinwissen hat, einfach am Puls der Zeit vielleicht auch durchs Leben geht, hatte man da ganz gute Chancen. Aber es waren beispielsweise auch vier Kinderfotos von offensichtlich prominenten Menschen abgebildet, bei denen man dann halt ohne, dass du Antwortmöglichkeiten hattest, einfach in ein Freifeld schreiben musstest, wer das jetzt wohl ist. Auch solche Dinge. Und das war dann auch natürlich in der Auflösung sehr spannend zu sehen, welche Tische ...

 

Dirk Schütz

…Ja, grob dynamisch war das sowieso ganz spannend, weil du dann gesehen hast, wie schnell manche versucht haben, auf dem Handy dann die Ergebnisse oder die dazu suchen, was gefragt wurde oder man hat abgehört und abgeguckt, was die anderen machen, hat sich gegenseitig zur Ordnung gerufen und, und, und. Also grob dynamisch war das sehr spannend.

 

Kristin Oswald

Ja, allgemein fehlt bei Tagungen irgendwie auch dieser Spaßfaktor so ein bisschen.

 

Julia Jakob

Ja, voll, voll. Das ist, glaube ich, ja auch ... Und ich glaube auch, also so, dass ich vom letzten Orchestertag 2023 sagen konnte, mir hat ja auch sehr viel Spaß gemacht und man hat versucht, dass dann mit dieser Cocktailbar, also dazu muss man sagen, alle Partner, die quasi Messestand haben, sponsern dann am Abend der Cocktailbar einfach einen krassen Cocktail, sodass es voll fröhlich auf jeden Fall einhergeht, aber es gibt eben, außer mit den Menschen, mit denen du dich sowieso unterhalten würdest, jetzt nichts, was nochmal so für alle gedacht wäre und das war mit so einem Spieleformat irgendwie ganz cool und habe ich bisher auch noch nirgends erlebt. Weiß nicht, wie gingen bei dir die Tagungen los?

 

Kristin Oswald

Also Aschaffenburg war ein schwieriger Start, würde ich sagen. Dem haben auch alle zugestimmt, die dort waren. 

 

Julia Jakob

Da hättest du also Schnaps gebraucht.

 

Kristin Oswald

Auf jeden Fall, ja, in dem Moment hätte mir das sicherlich gut getan. Genau, also ich war ja im Mai auf drei Tagungen, beziehungsweise auf einer nur online dabei, aber dreimal Museumstagung. Können wir noch einmal drüber sprechen, ob man das nicht auch ein bisschen anders gestalten könnte. Und die erste war Anfang Mai die Tagung des Deutschen Museumsbundes in Aschaffenburg und die DMW-Tagungen beginnen immer am Sonntag mit ein bisschen Exkursionen, Führungen durch die Museen oder verschiedene Angebote der Stadt, in der die Tagung zu Gast ist und Sonntagabend gibt es dann immer so ein Auftaktprogramm, das meistens entweder die Stadt, also das Kulturamt, die Kulturverwaltung oder irgendwie eine lokal ansässige Stiftung oder so jemand übernimmt, wobei ich dazu sagen muss, dass ich nicht weiß, ob die das auch inhaltlich organisieren oder ob die nur die Gastgeber sind. Und dann geht es Montagfrüh quasi los, aber da es halt Montagfrüh losgeht, müssen eher alle Sonntag anreisen oder sehr viele und dann macht man eben abends gleich was. Und es ist meistens auch ganz nett, aber in diesem Jahr war es ein bisschen eigenartig, weil das Thema der Tagung war, Museen durch Krisen navigieren. Also es ging auch eben um Resilienz, um den Umgang mit verschiedenen Arten von Krisen auf verschiedenen Ebenen der Museumsarbeit. Und der Sonntag fand statt im Stadttheater Aschaffenburg mit einer Podiumsdiskussion mit dem, also es gab eine Moderatorin vom Bayerischen Rundfunk, glaube ich, dann der Bürgermeister von Aschaffenburg, der gleichzeitig auch der Kulturdezernent ist, mit der Leiterin des Zukunftsmuseums in Nürnberg, mit einem Aschaffenburger Comedian, dessen Namen ich nicht weiß, den man aber auf jeden Fall auch aus dem Fernsehen kennt, also nicht ganz unbekannt, und einem Karikaturisten-Duo von der FAZ. So, und die Moderatorin sollte nun diese recht bunt gemischte Truppe an Menschen irgendwie durch das Thema Museen durch Krisen navigieren, leiten und da so ein bisschen eben auch auf Aschaffenburg als Kulturstadt eingehen. Also das war natürlich das Ansinnen irgendwie, dass man das nochmal betont, dass da eben durchaus Kulturschaffende herkommen und da Dinge passieren. Das ist ja auch alles okay und dann könnte man ja denken, Mensch, wenn man da so einen Comedian sitzen hat und zwei Karikaturisten, dann könnte das ja auch irgendwie ganz lustig werden. War es aber nicht. War es aber nicht, weil dieser Comedian quasi, also es waren 90 Minuten, sein sehr ausführlicher Redeanteil bestand im Prinzip darin, dass er sich die ganze Zeit darüber aufgeregt hat, wie schlecht die Politik mit der Corona-Krise im Hinblick auf Solo-Selbstständige KünstlerInnen umgegangen ist. Ist ein Thema, keine Frage, aber sagen wir es eher eine Krise der Vergangenheit als der Gegenwart. Und irgendwie sollte es ja auch um Museen gehen. Dann hatten wir die zwei Herren von der FAZ, die irgendwie auf Klimakleber und Pseudo-Cancel-Culture und also auf alte weiße Männerart sich sehr über Dinge beschwert haben, die offensichtlich auch überhaupt keine Ahnung von Museumsarbeit hatten, weil sie eben dann solche Dinge sagten wie Museum ist ja nur professionelles Messietum, was natürlich bei einem Museumspublikum jetzt nicht so gut ankommt. So, dann hatten wir da die Direktorin vom Zukunftsmuseum Nürnberg, die sehr verzweifelt zwischen all diesen Männern auf der Bühne saß, weil sie immer dann doch versucht hat, mal was zum Thema Museum zu sagen, was aber von den anderen irgendwie weitgehend ignoriert wurde. Und der Bürgermeister von Aschaffenburg, der die ganze Zeit darüber erzählte, wie toll Aschaffenburg ist. Und die Moderatorin vom Bayerischen Grundfunk, die gefühlt sogar keine Ahnung von Museum oder Kultur hatte. So, und nach 90 sehr unangenehmen Minuten in diesem Theater, in dem man wirklich auch irgendjemand machte, einen Witz, drei Leute lachten und alle anderen schauten peinlich berührt zum Boden, war es dann vorbei und wir durften Sekt trinken und Häppchen essen. Also sagen wir so, die Idee war vielleicht Humor, aber es war wirklich sehr unangenehm und ich saß so am Rand und guckte immer im Theater, du hast die Logen, ich guckte also immer so ein bisschen in die Logen und guckte die anderen, die auch so in der Mitte saßen an und ich sag mal so, es ging nicht nur mir so.

 

Dirk Schütz

Es war sozusagen Humor in der Krise.

 

Kristin Oswald

Genau, aber sehr gelungen am Ende des ersten Tagungstages, also am Montag gab es einen Poetry Slammer und der war unheimlich unterhaltsam. Also das hat richtig gut funktioniert. Der ist quasi diesen kompletten Tag im Raum mit gewesen, bei der Tagung mit dabei gewesen, hatte sich vieles angehört, hatte sich Notizen gemacht und hat dann quasi einen Slam-Text präsentiert, der jetzt nicht ganz spezifisch auf Museen abzielte, weil er, wie er auch selber sagte, eben jetzt auch kein Museumsmensch ist, aber so ein bisschen die Probleme und Themen, die er gehört hat im Laufe des Tages, doch nochmal so pointiert zusammengebracht hat. Und das war unheimlich unterhaltsam und das war toll. Also das ganze Publikum hat gelacht und es war sehr kurzweilig und wie es ja bei Poetry Slams oft so ist, eigentlich hätte man den Text gern nochmal zum Lesen gehabt, weil man sich gar nicht merken kann, was alles passiert. Aber das war ein ganz tolles Format. Das hat Spaß gemacht, das war ein bisschen frisch, das hat auch so nochmal den Spiegel vorgehalten, wie das, was man diskutiert, so von einer anderen Perspektive wahrgenommen wird und hat deutlich besser funktioniert als das andere Format.

 

Julia Jakob

Ja, ich habe gerade auch gedacht, dass es sehr prinzipiell, dass es sehr lobenswert ist, wenn man auch zu so einem Auftakt vielleicht nicht nur Museumsmenschen auf so ein Podium setzt und der Blick von außen ja auch sehr hilfreich ist. Das habe ich beispielsweise auch immer wieder beim Deutschen Orchestertag gedacht, dass wir da schon, also du vielleicht nicht ganz so sehr wie ich, aber doch eher so Fremdkörper sind, weil wir mit all den Problemen, die mitunter auch besprochen werden, die halt so der Arbeitsalltag mit sich bringt, dastehen und sie denken, ihr arbeitet mit erwachsenen Menschen, warum müsst ihr denen halt irgendwie hinterhertelefonieren? Wenn ich nicht auf Arbeit komme, dann passiert erstmal jetzt auch nicht so viel Schlimmes, glaube ich, aber wenn das halt wiederholt passiert, ja, dann hat es halt Konsequenzen. Natürlich, da hat es Konsequenzen und das ist nicht, naja, dann kann halt das Konzert nicht gespielt werden und irgendeine Orchestermitarbeiterin ist dann vielleicht einen Kopf kürzer, weil sie keinen Ersatz gefunden hat, sondern da bin ich halt für verantwortlich. Aber was ich eigentlich sagen wollte, dieser Blick von außen, dass das halt schon ja auch sehr wichtig ist, also auch wenn man Fachmenschen unter sich hat, aber eben, wie du auch sagtest, so ein bisschen den Spiegel vorgehalten bekommt, um zu sehen, ah, okay, so nimmst du das jetzt wahr? Habe ich gar nicht darüber nachgedacht, weil ich bin so im Tunnel, aber natürlich, im besten Fall kannst du ja dann auch durch sowas wichtige Impulse aus der Tagung nochmal mit herausnehmen.

 

Kristin Oswald

Total.

 

Dirk Schütz

Aber was für mich wirklich bezeichnend ist in all dem, was jetzt auch eben gesagt wurde, ist eben eine Beobachtung, die du immer auch bei solchen Veranstaltungen machen kannst. Und gerade, wenn du von außen schaust, siehst du das eben auch wahrscheinlich noch besser, wie massive Kommunikationsprobleme überall vorhanden sind. Also nicht nur zwischen den Teilnehmenden, sondern auch wenn du so hörst in den Häusern, über die Häuser hinaus, wie die Leute miteinander fachlich ins Gespräch kommen oder nicht. Fast alle Tagungen haben relativ wenige Dialoganteile. Selbst in der Podiumsdiskussion ist für mich kein wirklicher Dialog. Du hast immer ein Publikum, was irgendwem zuschaut. Bei uns war das ja auch mehrfach so. Es gab dann die Versuche, auch in den Gruppen zu arbeiten, die aber viel zu wenig Zeit hatten oder zu schnell irgendwo in ein Thema rein mussten, was sie dann gar nicht abarbeiten konnten, weil sie sich untereinander erst mal gar nicht über ihre eigenen Standpunkte austauschen konnten usw. Also all das, was mit Dialog, Austausch, Hinhören, Beobachten, Einordnen, Wahrnehmen und so zu tun hat, kommt da ganz häufig zu kurz und spiegelt eigentlich auch das wider, was dann tatsächlich in den Häusern wahrscheinlich auch tagtäglich passiert und dann natürlich in solche Formate irgendwo transferiert wird. Sicherlich unfreiwillig, aber es ist halt schon offenbar, dass da ganz große Kommunikationsprobleme bestehen.

 

Kristin Oswald

Und was ich auch ganz spannend daran finde, ist für ganz viele Menschen im Kulturbereich sind Tagungen die einzige Form der Weiterbildung, die sie in irgendeiner Form haben. Warum auch immer, sei es, weil sie zu anderen nicht dürfen, weil sie vielleicht gar nicht selber schauen, was es gibt, weil sie auch im Personalmanagement auf der Führungsebene vielleicht niemanden haben, der sich irgendwie mit diesem Thema beschäftigt. Aber ich finde, dass Tagungen als Weiterbildungsformat ja eigentlich nur sehr bedingt geeignet sind, weil du bekommst zwar viel Input, aber diese Übertragung auf dein eigenes Haus, deine eigene Arbeitsrealität, die kommt ja sehr oft zu kurz, wird gerne auch, habe ich das Gefühl, ausgeblendet. Gerade im Museumsbereich ist ja sehr oft das Problem, dann werden auf einer Tagung Projekte, Ansätze der großen Museen diskutiert und die kleinen Museen mit ihren 2, 3, 4, 5 Mitarbeitenden haben gar nicht die Möglichkeiten, Dinge so umzusetzen oder machen Dinge ganz anders oder wie auch immer. Aber dieses ganze Thema Übertragbarkeit und was nehme ich eigentlich daraus mit, außer da hat mir jemand erzählt, dass er oder sie das macht, kommt ja da eigentlich viel zu kurz. Und das ist natürlich auch schwer, sagen wir mal, das zu integrieren in so ein Tagungsformat, aber man könnte ja durchaus drüber nachdenken, ob es dafür Formate gibt, um zumindest Ansätze dafür zu schaffen und eben zu schauen, wie können wir denn die Leute dabei unterstützen, da was mitzunehmen. Und das kann ja eine Form der individuellen oder übergreifenden Dokumentation sein. Das können nochmal, das finde ich, fehlt sehr oft, so panelübergreifende Publikumsdiskussionen sein, also zu dem Thema des jeweiligen Panels in verschiedenen Formaten. Genau, also dass man da einfach nochmal dahin kommt. Immer diese Projektpräsentation, die ja, finde ich zumindest, sehr oft auch eben primär auf Inhalte abzielt, also durchaus nicht immer. Aber es ist ja schön, wenn dann lang und breit erzählt wird, worum sich meine nächste Ausstellung dreht. Das hilft aber den anderen ja nur bedingt, wenn sie irgendwie erfahren wollen, wie sie in welchem Kontext dann mit Krisen umgehen können, weil eben da gar nicht die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung – die übrigens auch der Dauer Gag auf der Museumsbundtagung war, aber dazu kann ich gleich noch was sagen – quasi gemacht wurde, sondern die Frage eigentlich ist, wie seid ihr denn mit dem Publikumsansturm umgegangen und darüber aber gar nicht gesprochen wird, weil man so gerne über Inhalte spricht.

 

Dirk Schütz

Aber letztendlich ist das doch, deswegen war das Eingangsstatement als Gag vielleicht auch gar nicht so verkehrt, weil wenn man das zurückspielt, ich glaube, die Tagungen sind dann einfach nur ein Spiegel dessen, was in den Organisationen einfach auch passiert. Also die sind genauso steinhart und unbeweglich und es gibt ganz einfache Möglichkeiten, sich auf Tagungen vorzubereiten, diese nachzubereiten. Also das muss ja keine große Raketenwissenschaft sein. Wir machen das im Team ja auch, dass wir darüber sprechen, wo gehen wir hin, was erwarten wir, worauf wollen wir achten, wen wollen wir treffen, wie passt das in den Kontext unserer eigenen Arbeit. Also wir bereiten uns schon auch auf die Tagungen vor. Vielleicht hilft uns das, dass wir auch sowieso schon im Vorfeld eingebunden sind in die Kommunikation, aber auch das kannst du recht leicht in der Organisation organisieren, mal abgesehen davon, das ist bestimmt für alle möglichen in anderen Bereichen spannend, mal zu hören, wer denn eigentlich wo überhaupt ist und was für Wissen dort vielleicht mitgebracht werden kann. Und wenn man dann dort ist, hat man schon einen anderen Einstieg, weiß schon, wie man vielleicht seine eigene Teilnahme besser strukturiert und wo man sich bestimmte Dinge herauspickt oder wo man sich Gesprächspartner*innen herauspickt. Und dann bereitet man das nach. So wie wir das jetzt zwar in Form eines Podcast machen, aber wir reden immer auch, wenn wir von Tagungen kommen, darüber, und wenn es nur kurz ist, wie war das, was waren so wichtige Themen, welche Implikationen gab es für uns, wo kann man vielleicht noch mal nachgucken oder das noch mal nachrecherchieren, aufarbeiten und so weiter.Also diese Einstellung, auf eine Tagung zu gehen, die kannst du schon besser vorbereiten und du kannst sie auch gut nachbereiten und damit, klar, das auch in die Organisation diffundieren lassen. Das Hauptproblem ist aber, was ganz viele, auch sicherlich viele Führungskräfte nicht beachten, wenn ich Menschen habe, die sich weiterbilden auf so einer Tagung oder auf eine Tagung, gehen sehr viele positive Beispiele oder auch Aspekte sehen, die für ihre eigene Arbeit gut wären, das aber dann mit diesem Schatz ins Haus zurückkommen und nichts damit anfangen können oder dürfen, das demotiviert viel, viel mehr, als dass die Leute gar nicht dorthin dürfen. Auch dessen muss man sich bewusst sein, wenn die Leute sich schon weiterbilden, auch Kolleginnen und Kollegen treffen, sich austauschen, dann kommen natürlich auch Best-Practice, Bad-Practice-Beispiele und so weiter und man geht ja dann mit einer bestimmten Einstellung, Ideen und Ähnlichem zurück und das muss aufgefangen werden, weil das eigentlich die Leute am meisten herunterzieht, wenn sie das Gefühl haben, ich habe tolle Sachen gehört, aber bei uns sind die nie im Ansatz umsetzbar oder werden auch nur beachtet oder diskutiert.

 

Julia Jakob

Ja, ich habe auch, ich nenne jetzt keine Namen, ich kenne eine Person, die im Orchestermanagement arbeitet, letztes Jahr auch zum ersten Mal auf dem Deutschen Orchestertag war, dort komplett Feuer gefangen hat, weil diese Person das alles richtig gut fand, auch es richtig gut fand, dass nicht nur die Probleme, die sie selber am Haus wahrnimmt bei sich, angesprochen werden, sondern eben auch Lösungsvorschläge gemacht werden und die mittlerweile völlig desillusioniert ist, auch durch das, was sie eben beim Deutschen Orchestertag mitgenommen hat, aber eben sagt, das ist hier nicht umsetzbar und sie deswegen eben auch überlegt hat, ob sie dieses Jahr überhaupt wieder fährt oder ob man sich das einfach steckt, einfach um eben dann nicht so enttäuscht zu sein, was ja aber auch nicht dann irgendwie die Lösung sein kann, sondern da ist dann eher, guck, dass du an ein anderes Haus kommst. Also wer, glaube ich, extrem für sich selber geworben hat, war die Deutsche Staatsphilharmonie, weil Beat Fehlmann einen super coolen Vortrag auch zu dem Modellprojekt, was die Staatsphilharmonie gerade fährt mit Beteiligungsprozessen des Personals etc. dort auch nochmal vorgestellt hat, auch gesagt hat, es geht nicht darum, dass wir hier permanent innovative Ideen irgendwie pitchen oder halt, wenn wir Ideen aus den Mitarbeitendenkreisen irgendwie umsetzen wollen, dass das alles mega bombastisch ist, sondern die einfach Bock darauf haben und das ist egal, ob das Haus XY vor fünf Jahren schon mal gemacht hat, wichtig ist, dass es eine Idee ist, die aus dem Haus kommt und nicht von der Intendanz, also ihm vorgegeben wird und wo wirklich viele auch einfach da saßen und man so förmlich gesehen hat, ah, ihr hofft jetzt gerade darauf, dass in der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz was frei wird.

 

Dirk Schütz

Aber spannend ist ja, auch das wäre ja für Museumsleute durchaus mal spannend zu hören, also auch dieses wirklich out of the box, mal über den eigenen Tellerrand zu kommen und da gibt es so viele Möglichkeiten für Tagungen, ob das eine OMR, eine Republika, was auch immer ist, du kriegst wirklich spannende Einblicke und auch sicherlich Inspiration, aber es muss eben irgendwo danach auch aufgefangen werden, das ist halt richtig.

 

Kristin Oswald

Ja, aber dafür ist ja die Voraussetzung, dass man überhaupt ein Bewusstsein dafür und ein Interesse daran hat, sich mal mit anderen Sporten, Berufsbranchen, was auch immer zu beschäftigen. Ich finde das immer wieder erstaunlich, weil bei der Tagung des Museumsbundes alle paar Jahre Menschen aus der Soziokultur eingeladen werden, immer mal wieder. Und sie jedes Mal dann da auf dieser Bühne stehen und sagen, ah, das ist ja total interessant, worüber sie so diskutieren und was sie alles so schwierig werden, weil machen wir halt seit 40 Jahren jeden Tag. Und das ist halt, ja, es ist nicht einfach, aber es ist an sich kein Problem, weil wir können das alles. Kommt halt mal vorbei, guckt euch das zwei Tage an, wir empfehlen euch drei Bücher und dann läuft's. Aber schon da hinzugucken, eben oft für sehr viele so überhaupt nicht naheliegend ist, weil die halt, wenn dann in ihrer eigenen Sparte und zum Teil ja nicht mal da gucken, sondern zum Teil ja wirklich alles immer wieder das Rad neu erfunden wird, immer wieder Dinge neu gemacht werden und ich auch immer das zurückgespiegelt bekomme zum Teil, wenn ich da mit Menschen drüber rede, dass sie dann eben sagen, ja, aber das ist ja schön im Orchester, aber das hat doch mit mir im Museum nichts zu tun.

 

Dirk Schütz

Ach, das finde ich super interessant, gerade bei einem Thema wie Krisen. Also man kann dort gar nicht davon ausgehen, dass die Krisen, die man dort alles bespricht, ausschließlich das Museum betreffen. Und dann ist ja schon implizit drinnen, dass das ja nun auch wirklich über den Museumsbereich hinaus alle möglichen Gesellschaftsbereiche betrifft, wo man eben tatsächlich sich auch mal austauschen kann, wie geht ihr damit um, was habt ihr für Lösungen, was hat das bei euch gemacht und so weiter. Und das ist ja jetzt mal thematisch zugespitzt auf die Krisen, aber wenn wir ehrlich sind, die Häuser sind seit Jahren in allen möglichen Krisen und müssen mit allen möglichen Dingen umgehen, das heißt ich muss mir auch Inspiration, Anregungen, Lösungsmöglichkeiten, was auch immer aus allen möglichen Bereichen einfach mal holen, weil die wären vielleicht auch in meinem Bereich eben nicht zuallererst irgendwie angeboten oder entwickelt.

 

Kristin Oswald

Naja, aber beim Thema Krisen hast du das Problem, dass und das hat auch diese Tagung gezeigt, es gibt keine Vorbereitung auf Krisen, die da kommen könnten, selbst auf vorhersehbare Krisen gibt es sehr oft keine Vorbereitung, sondern die Leute, die Häuser werden völlig kalt erwischt, rechnen überhaupt nicht mit damit, dass irgendwas passieren könnte und das heißt, wenn ich nicht darauf vorbereitet bin, dann kann ich ja gar nicht vorher mich mal bei Kolleginnen erkunden, mal in andere Häuser in andere Sparten gucken, sondern ich stehe dann einfach erstmal da. Das Gute, und das muss ich wirklich sagen, was die Tagung gezeigt hat, ist, in den Häusern, in denen das der Fall war, also es ging um es wurden ganz verschiedene Arten von Beispielen für den Umgang mit Krisen genannt, ich versuche das mal kurz zusammenzufassen, also es gab ein Haus, da ging es eben um einen AfD-geleiteten Shitstorm gegen eine Ausstellungskonzeption, das war die Kolonialismus- Ausstellung der Zeche Zollern, es ging um die Flut im Ahrtal, die ja jetzt gerade, wir befinden uns quasi in der Woche nach der Flut in Bayern, jetzt gerade wieder ein großes Thema ist, und was das für Notfallpläne und den Umgang damit im Museumskontext bedeutet. Es ging aber auch um sowas wie, wie können wir relativ kurzfristig Ausstellungen und Konzepte zu sehr aktuellen Themen umsetzen, anhand der Lightspeed- Ausstellungen vom Deutschen Technikmuseum in Berlin, die noch während der Pandemie eine Ausstellung zum Biontech-Corona-Impfstoff gemacht haben, was ja auch sehr spannend ist, um das quasi zu reflektieren. Ja, und es ging darum, dass das Humboldt-Forum zum Beispiel im Winter 2022 und 2023 angesichts der Energiekrise quasi einen warmen Raum für Menschen zur Verfügung gestellt hat, die es sich nicht leisten konnten, zu Hause zu heizen. Das heißt, es hat gezeigt, okay, wir haben jetzt hier Situationen, in denen müssen wir relativ kurzfristig uns auf eine Sache sehr stark fokussieren, und das hat funktioniert. Also, das muss man einfach sagen, das hat funktioniert. Dann hat man gesehen, das Team hatte ein Ziel, die wussten, wo die hin wollten, was die machen wollten, was am Ende das Ergebnis sein sollte, und dann haben die alles Unwichtige außen vor gelassen und haben klar und strukturiert in allen Fällen auf dieses Ziel hingearbeitet, was ich beeindruckend fand, weil ich dachte, es hätte auch sein können, dass einfach völliges Chaos ausbricht und man überhaupt nicht mehr weiß. Aber, was gerade zum Beispiel das Thema Shitstorm auch gezeigt hat, ich sag mal, wenn ich eine Kolonialismus-Ausstellung mache, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die AfD das nicht so cool findet, jetzt nicht so gering. Was nicht heißt, dass man es nicht machen sollte, ganz im Gegenteil, aber was durchaus heißt, man kann sich darauf vorbereiten. Das hat zum Beispiel das Stadtmuseum Dresden gemacht, die ja diese Menschenschauen-Ausstellung haben, die immer noch läuft, und die eben alle Museen in Deutschland quasi besucht haben, die in den letzten Jahren irgendwie Kolonialismus- oder Migrationsausstellungen hatten, und haben mit den Leuten gesprochen, haben sich bei der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus beraten lassen, haben vorher Trainings gemacht, Rollenspiele gemacht, sowas. Aber dieses Vorausschauende, zu sagen, okay, ich nehme jetzt hier ein Thema, und es gibt Leute in dieser Gesellschaft, die finden dieses Thema nicht gut. Die Wahrscheinlichkeit, dass da was kommt, ist gegeben. Also überlege ich mir vorher, was mache ich, wenn das passiert? Wie nehme ich solche Dinge, also so vorausschauend, ja, wie nehme ich vielleicht auch beispielsweise eben in so einer Ausstellung Argumente vorweg, von denen ich erahnen kann, dass die mir entgegengebracht werden? Wie kann ich mich auf beispielsweise, wenn wir über Klimakrise reden, darum ging es eben auch, und ich gucke, okay, meine Kultureinrichtung ist beispielsweise in einem Tal in der Nähe eines Flusses. Die Wahrscheinlichkeit, dass da irgendwie was passiert, ist relativ groß. Genauso kann ich eben überlegen, wie ist das mit Waldbränden, mit Dürren, mit was auch immer. Aber was ich sagen will, es hat in den Momenten gut funktioniert, aber drauf vorbereitet war von denen, die das vorgestellt haben, niemand. Und das ist das Problem.

 

Dirk Schütz

Aber was ich rausführe, ist, dass da eine gewisse Haltung unterliegt, nämlich, dass man flexibel reagieren will, dass man damit auch umgehend, dass man auch daraus lernt, dass man vielleicht auch vorausdenkt und und und, also auch eine gewisse Offenheit mitbringt und so weiter. Das sind eben Haltungen, die auch in Krisenzeiten es einfacher machen, auf bestimmte Dinge zu antworten. Und das ist ja auch ein ganz wichtiger Aspekt für eine Organisation, mit welcher Haltung treten wir denn überhaupt auf?

Was sind denn Werte und Grundhaltungen, die wir haben, die wir vertreten? Und dann hast du auch ein recht gutes Fundament, um auf alle möglichen Herausforderungen oder Eventualitäten auch antworten zu können. Nicht immer perfekt, nicht immer besonders super vorbereitet, aber es hilft dir auf jeden Fall, in diesen Situationen eben dich zu konzentrieren oder dich zusammen zu rauf oder mit den bereits Räumen, was du gesagt hast, auch Solidarität als Haltung zu leben und so weiter. Und da, glaube ich, ist ein großer Schatz auch für viele Organisationen drin, wirklich sich mit dem Thema Haltung, welche Haltung haben wir eigentlich als Haus, als Team, sich damit auseinanderzusetzen, um eben dann eben auf solche Gegebenheiten, die dann kommen, auch antworten zu können.

 

Julia Jakob

Ja und halt einfach auch so Worst-Case-Szenarien einfach durchzuspielen. Also die Bundeskulturstiftung hat jetzt ein neues Klimaprojekt, das auch im Rahmen des Deutschen Orchestertags vorgestellt wurde, wo es eben nicht mehr darum ging, die eigenen Auswirkungen des Hauses zu messen, also wie groß ist der ökologische Fußabdruck, sondern vielmehr darum, wie sind wir denn den klimatischen Veränderungen gegenüber aufgestellt, was kommt da auf uns zu, wenn du halt beispielsweise im Süden super viele Kultureinrichtungen hast, die eben in großen Städten sind, wo kaum Grünanlagen drumherum sind, also sich dort einfach die Hitze jetzt schon staut und das in den nächsten Jahren immer heißer wird. Was bedeutet das für die Mitarbeitenden in so einem Haus? Und natürlich auch, was kann man sich da vielleicht von anderen, noch südlichen Ländern, die sowieso schon seit Jahren mit solchen Temperaturen zu tun haben, dann auch noch abschauen. Also dass das zum einen durchgespielt wird, aber eben auch, was passiert, wenn eben dann doch mal eine Flutkatastrophe auf einen zukommt. Und ich glaube, das ist auch super wichtig, dass es eben von außen solche Projekte gibt, auf die du dich als Haus und es sind leider meistens auch da wieder die großen Häuser, einfach weil die die verschiedensten Ressourcen dann auch dafür haben, dass man sich auf solche Förderprojekte bewirkt. Einfach damit alle, die in dem Haus in dem Moment auch arbeiten, die Chance haben, sowas auch mal mit durchzuspielen und das nicht nur so von der Hausleitung vorgegeben wird, sondern wirklich auch du von den Erfahrungen der anderen Projektbeteiligten dann eben noch mitlernen kannst, sofern es dazu ein Austausch kommt.

 

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Dirk Schütz

Wenn du aber Solidarität als Begriff jetzt nimmst, warum nehmen große Häuser, die vielleicht leichter an solche Gelder rankommen, nicht kleine Einrichtungen mit an die Hand und lassen sie wenigstens an den Ergebnissen und den Erkenntnissen partizipieren oder bilden Kooperationen?

 

Kristin Oswald

Ja gut, also das machen ja im Museumsbereich die Landesverbände, die Museumsverbände. Es gibt ja diese Notfallverbünde für den Kulturbereich allgemein, aber speziell für den Museumsbereich, weil es da natürlich einfach darum geht, die Objekte zu schützen und zu retten und zu wissen, wie man die handelt. Ich fand diesen Vortrag von der ehemaligen Geschäftsführerin des Museumsverbands Rheinland-Pfalz über das Ahrtal sehr spannend, weil sie sagte, also selbst sie wussten das nicht. Im Verband, die Direktoren der betroffenen Museen, Direktor*innen, waren natürlich auch erst mal völlig überfordert mit dieser Situation und mussten erst mal schauen, was sie machen. Genau, aber trotzdem sind halt die Museumsverbände dafür da, auch über diese Notfallverbünde quasi zum Beispiel Menschen zu schulen, weil du brauchst gar nicht unbedingt in jedem Museum eine Person, die dafür ausgebildet ist, gerade jetzt nicht in jedem kleinen, aber du brauchst irgendwie in jeder Region Personen, die wissen, was sie zu tun haben und was notwendig ist und die du dann als Koordinator**innen quasi im Notfall einsetzen kannst.

 

Dirk Schütz

Du brauchst die Prozesse dann auch definiert, dass du weißt, an wen wende ich mich und was bedeutet das umgekehrt dann für mich im Haus.

 

Kristin Oswald

Genau und das gilt natürlich aber für jede Art von Krise, wobei ich sagen muss, dass das Thema Haltung sehr viel stärker rauskam bei der ICOM-Tagung. Die war Ende Mai in Friedrichshafen am Bodensee, ich war aber nur online dabei. Das internationale Bodenseesymposium von ICOM Deutschland, das sich mit der Frage beschäftigt hat, wie politisch sind Museen? Das heißt thematisch schon irgendwo auch nah an der Museumsbund tagen, weil es da natürlich unter der Überschrift Krisen auch um Politik und Populismus ging, aber da, also während es bei den einen eher die Frage war, Krisen antizipieren und dann eben nicht in Schockstarre verfallen, sondern reaktionsfähig zu sein, ging es bei dieser ICOM-Tagung im Kontext wirklich mit, wie politisch sind Museen, viel stärker um das Thema Haltung und ich fand das ganz ganz stark, dass Felicia Sternfeld, die ja aktuell die Vorstandsvorsitzende von ICOM Deutschland ist, quasi der erste Satz, den sie in der Begrüßung am ersten Tag gesagt hat, war, Museen sind nicht neutral und das ist gar nicht, wir brauchen gar nicht anfangen von dieser Annahme, Museumsarbeit wäre neutral aus zu diskutieren, weil sie, weil es einfach nicht so ist, weil auch selbst, wenn sie sich selbst irgendwie für neutral und forschend und bewahrend halten, alles was sie tun, was die Menschen, die in Museen arbeiten, tun, nicht neutral sein kann, aber da geht es dann natürlich um Haltung und eben um die Frage, wenn ich keine Haltung zeige, zeige ich auch eine Haltung, weil wenn ich zum Beispiel also nicht diskutiere, reflektiere oder aufzeige, wie zum Beispiel rechtspopulistischer Sprech immer gesellschaftsfähiger wird, das also nicht in der Frage oder kritisiere, dann gebe ich dem ja damit quasi diesen Raum der Gesellschaftsfähigkeit und das heißt, da ging es sehr stark darum, Positionen zu beziehen und was für Positionen man bezieht und es ging aber auch darum und das fand ich sehr spannend, dass Museen und ja alle Kultureinrichtungen, das sagen wir ja auch immer, sich für eben so wertebezogen halten, sich für so haltungsklar halten, sich für so gesellschaftsorientiert und offen und was weiß ich nicht halten, aber es eigentlich, wenn man genau hinguckt, eben nichts sind und das auch ganz viele von den Referent*innen so gespiegelt haben und gerade von denen, die auch Erfahrungen außerhalb von Deutschland im Museumsbetrieb gemacht haben, die halt gesagt haben, ja das ist ja immer schön, dass man das so vor sich selbst her trägt, dieses Haltungsding so, aber wenn es halt drauf ankommt und du machst nichts oder auch wenn es nicht drauf ankommt, aber du machst eben die nächste Caspar David Friedrich Ausstellung anstatt eben die über den Kolonialismus in der Schweiz oder die Frauenrechte in der Schweiz oder was auch immer, dann sagt das eben auch was. Warum sage ich das? Schweizer Nationalmuseum hat 2021 eine Ausstellung über Frauenrechte gemacht, die Schweiz hat ja als eines der letzten Länder irgendwie überhaupt Frauenwahlrecht eingeführt, 50 Jahre also danach und zur Eröffnung fragte ein Journalist die Direktorin, ob sie das nicht ein gewagtes Thema fände für eine Ausstellung.

 

Julia Jakob

Ja, sehr gewagt im 21. Jahrhundert. Es ist immer noch sehr progressiv und mutig auch über Frauenwahlrecht zu sprechen, generell Frauenrechte.

 

Kristin Oswald

Das ist ja auch ganz spannend, dass das dann irgendwie auch von außen so herangetragen wird, zu sagen, oh das jetzt, aber jetzt machen sie hier aber da was, das ist schon ganz schön so. Ja, aber das ist, also ich fand das noch mal ganz krass, weil am Ende außen Hui und *innen Hui und das ist ja im Kulturbetrieb leider sehr sehr oft so, dass man irgendwie denkt, man tut so wahnsinnig viel Gutes und aber allein, wie man die eigenen Mitarbeitenden behandelt.

 

Dirk Schütz

Ich wollte gerade sagen, also die ICOM hat ja eine Untersuchung gemacht, die jetzt rauskam, die haben wir auch veröffentlicht. Wenn du Werte hast, wenn du Haltungen für dich entwickelt hast oder eine Haltung vertreten willst, dann musst du die auch nachher eben vertreten, nicht nur als Monstranz vor dir hertragen. Und da gehen eben anscheinend auch viele Dinge nicht zusammen. Und das Ergebnis war ja schon frappierend, jetzt nicht unbedingt unerwartbar, aber wenn man genau hinhört und auch genau zuschaut, aber das dann schwarz auf weiß zu lesen, wie hoch die Unzufriedenheit von Mitarbeitenden ist, wie wenig bewusst auf Führungsseite das Thema ist, dass so eine Unzufriedenheit herrscht, das ist schon frappierend.

 

Kristin Oswald

Und spannend in dem Kontext ja auch, dass die unzufriedensten Mitarbeitenden in Museen diejenigen sind, die im Bereich Digitalisierung arbeiten. Also das war natürlich ein bisschen zusammengefasst, das heißt du hast dann eben von digitaler Kommunikation über wirklich Sammlungsdigitalisierung, über digitale Vermittlung da und vielleicht auch sowas wie digitale Strategie, so wahrscheinlich alles ein bisschen unter diesen Deckel gefasst. Aber ich meine, also das überrascht mich nicht, weil ganz ehrlich, die Leute, die in dem Bereich arbeiten, das sind ja in den allermeisten Fällen die eben irgendwie Agilität, Flexibilität, Publikumsorientierung, schnelle Anpassbarkeit, kreatives Ausprobieren noch am stärksten verändern nicht haben und das am wenigsten umsetzen können.

 

Dirk Schütz

Und das immer wieder bei dem Thema, was ich vorhin hatte, wenn du dir sozusagen so einen Stachel ins Fleisch holst, also Leute, die solche Arbeitsweisen kennen, auch vielleicht unter dem Begriff der New Work, dann verändert was in der Organisation. Das verändert auch natürlich die Einstellung, die Arbeitseinstellungen und das Erleben der Mitarbeitenden selbst. Und das kann eben genauso frustrieren. Also wenn du sagst, ja Digitalität und wir wollen da Neues einführen, dann muss dir auch klar sein, dass in der Organisation sich auch fundamental viele Dinge ändern müssen. Vom Miteinander, Prozesse und so weiter. Sonst funktioniert das nicht. Du kannst nicht in der Art und Weise, wie du das früher gemacht hast, ohne digitale Tools und ohne digitalisiert zu haben, dann so weiter tun. Und dieselbe Diskussion hatten wir beim Orchestertag zum Thema KI. War sehr erstaunlich, wie weit eben manche auch im Denken und auch in der Offenheit gegenüber KI waren und wie viele es eben auch nicht sind und sehr starke Vorbehalte haben bis hin zur extrem ablehnenden Haltung. Und das, obwohl man eigentlich weiß, das lässt sich nicht umkehren, diese Entwicklung. Also wenn du jetzt nicht dich damit beschäftigst, wirst du dem immer hinterherrennen. Und bei aller Kritik und bei aller Skepsis, die man ja haben kann, sich trotzdem damit zu beschäftigen, was das bedeutet für die eigene Arbeit, bedeuten kann, welche Entwicklungen sich daraus auch ergeben können. Das ist schon wichtig. Und da hat man auch deutlich in den Diskussionen gesehen, dass erstaunlicherweise doch viele Erfahrungen mit KI hatten. Vornehmlich natürlich mit solchen KI-ChatGPT, aber viel, viel weniger positiv eingestellt waren oder eine positive Einstellung zum Umgang mit KI hatten.

 

Kristin Oswald

Na gut, da könnte ich mir aber vorstellen, dass das im Orchesterbereich auch daran liegt, dass gerade eben sowas wie die Musikkomposition ja auch inzwischen etwas ist, wo KI sehr stark eingreift. Ja, also dass man da wirklich mit einer Konkurrenzsituation in der Hinsicht konfrontiert ist, dass ich sag mal für die Durchschnittsmenschen, die jetzt nicht super tief irgendwie in Orchestermusik drin sind, das, was so eine KI macht, vielleicht einfach trotzdem auch nett ist.

 

Julia Jakob

Ja, das zum einen. Also ich habe in dieser Debatte KI im Konzertbereich vor allem zwei Extreme festgestellt. Zum einen eben diese große Sorge, was passiert, wenn KI jetzt wirklich in der Lage ist, auch orchestrale Stücke irgendwie zu komponieren. Wenn man entweder zeitgenössische Komponisten oder generell Klangkörper an sich, weil dann keiner mehr die Konzerte besucht, wenn man es sich auch einfach so anhören kann, kann man auch jetzt schon, also auch ordentlich eingespielte Konzerte, dass man dadurch irgendwie Publikum verliert, anstatt halt zu sagen, ja cool, wenn dadurch jetzt Leute offenbar mit orchestraler Musik in Berührung kommen und vielleicht auch Gefallen daran finden, dann gucken die sich vielleicht auch irgendwann mal ein Konzert von uns an, wo man vielleicht KI-komponierte Stücke spielt oder irgendwas anderes, was das Publikum mehr anspricht. Und das andere ist aber dann das nächste Extrem, dass man es so ein bisschen runterspielt, vor allem wenn es darum geht, irgendwie mit KI Konzertprogramme oder anderes zu planen, dass das ja überhaupt nicht innovativ sei, wo ich so sage, naja, aber vielleicht seid ihr da an der Stelle auch immer noch nicht in der richtigen Handhabung damit, vielleicht sind das die Bereiche, wo ihr zum Glück nicht ersetzbar seid, wo es sehr gut ist für euch, noch kreativ irgendwie zu sein und innovative Dinge vielleicht auch auszuprobieren. Was ich beispielsweise sehr schön fand, war auch das Konzert, was wir am Vorabend des Deutschen Orchestertags gehört haben vom DSO, dass es sich in dieser Spielzeit zur Aufgabe gemacht hat, kein Konzert ohne Komponistin, also die halt wirklich in jedes Konzert, was sie spielen, einen Werk einer bisher noch unbekannten Komponistin mit reinnehmen, einfach weil sie sagen, das fehlt komplett im Werkkanon und wird ja nicht besser, wenn wir immer wieder nur Brahms, Beethoven, Mahler, etc. halt irgendwie spielen, die großen Namen, die alle kennen, vielleicht mal noch was ausgefallen ist, aber es dann doch wieder ein weißer Mann, der schon verstorben ist, sondern das so irgendwie auch anzugehen. Und auch da könnte ich mir vorstellen, dass KI vielleicht in dem Brainstorming so eine Tendenz geben kann, aber zum Glück ja noch nicht das komplette musikgeschichtliche Oeuvre auch kennt, um dann daraus eben ein Programm zusammenzustellen, was irgendwie für ein breites Publikum oder vielleicht auch nur für ein kleineres Publikum irgendwie handhaber ist.

 

Kristin Oswald

Ich finde das ganz spannend, dass ihr das beim Deutschen Orchestertag diskutiert habt, weil KI tatsächlich ein großes Thema bei der MAI-Tagung haben, war, die dritte Museumstagung, bei der ich im Mai war. Wir sehen hier das Internet vom Landesverband Rheinland, die inzwischen seit über 20 Jahren stattfindet, wobei Corona-Pause anyway und es ging in diesem Jahr also sehr stark auch um das Thema KI. Ich war sehr froh, mal wieder dort zu sein. Es war wirklich tatsächlich sehr lange her, dass ich die letzte MAIT-Tagung besucht habe, auch im Biotischen Museum Berlin, es war sehr nett. Und ich fand das, was dort vorgestellt wurde an Projekten grundsätzlich sehr gut, dahingehend, weil man gesehen hat, dass es ging vor allem um die Anwendung von KI in Ausstellungen, und zwar einmal als Mittel, um Inhalte zu transportieren, aber auch quasi als Thema. Als Thema der Ausstellung und dann natürlich eine Mischung aus beiden und dann wurde eben so was gemacht, wie dieses Bild hat ein Mensch gemacht und dieses Bild hat eine KI gemacht. Es gab auch so Ansätze, wo die Leute quasi live im Museum in verschiedenen Kontexten dann mit einer KI agieren und dann darüber Bilder oder Texte oder was auch immer erstellen können. Dann wurde debattiert, welche Biases da drin enthalten sind. Es ging ganz stark darum, ich weiß gar nicht mehr den genauen Kontext, aber es war jedenfalls auch eine Mitarbeiterin vom Zukunftsmuseum Nürnberg, die so ein bisschen zeigte, dass sie irgendwie, ich glaube ein Bild, das ein Museum zeigen sollte, irgendwie mit Menschen und die waren auf jeden Fall also alle weiß, jung und dünn. Und dann sagte sie, ja sie möchte das gerne ein bisschen diverser und dann packte die KI da eine schwarze Putzkraft hinten rein, so. Ja, also so und sie, aber eben sagte genau, aber sie haben halt genau das dann im Museum gezeigt, um zu sagen und so weiter. Also fand ich alles gut, es gab da die verschiedensten Ansätze, aber was überhaupt nicht diskutiert wurde, war also KI für alles außerhalb von Ausstellungen im Museum. Also oder nur so ein bisschen am Rande. KI irgendwie für Sammlungsmanagement, KI für Marketing war auch nur so mal ein Randthema mit, ja man kann damit Texte und Bilder erstellen, aber so wirklich dieses Umgang mit Daten, Zusammenarbeit, neue Perspektiven für die Programmgestaltung selbst zu entwickeln, im ganzen Administrationsbereich, da wie ist das, Berichterstellung, Kundenbindung, Kundenbeziehung, Auswertung, genau, Datenarbeit, all das war da halt überhaupt noch nicht Thema, wo ich dachte, okay, vielleicht sind wir auch noch da ein bisschen zu früh, weil das ist ja was, das machst du, das ist viel schwieriger umzusetzen, als zu sagen, wir machen ja jetzt irgendwie einen Teil von einer Ausstellung, wo wir auch mal was zu KI mit drin haben, aber es ist mir dennoch aufgefallen, dass es also immer um Ausstellungen oder sehr stark schwerpunktmäßig um Ausstellungen und ein bisschen um Marketing ging, beim Thema KI aber eben gar nicht um sowas, wie ihr offensichtlich beim Orchestertag diskutiert habt.

 

Dirk Schütz

Aber ich finde das so spannend, dass du das jetzt schon trennen musst, dass es um Ausstellungen und ein bisschen Marketing geht, wo ich dann denke, okay, wer kommt denn dann zu den Ausstellungen, wenn es nicht auch um Marketing geht.

 

Kristin Oswald

Aber das ist ja das, was ich vorhin meine, darum geht es ja dann in den Vorträgen nicht, weißt du, also der Vortrag, der dreht sich dann halt darum, wie haben wir KI in einer Ausstellung eingesetzt und nicht noch um, wie haben wir das Marketing für die Ausstellung gesetzt.

 

Dirk Schütz

Das Spannende ist ja genau da, wenn du KI für eine Ausstellungsgestaltung, Konzeption, Dramaturgie nutzt, dann kannst du so viele Dinge auch durch KI noch gleich mit bearbeiten lassen, extrem zielgruppenspezifische Dinge, kommunikationsspezifische Dinge und und und, also bis hin zum Ticketing, Vertrieb, weißt du gerade was, also da stecken ja so viele Sachen drin.

 

Kristin Oswald

Ja, aber es zeigt eben, dass, also gerade im Museumsbereich, aber vielleicht auch in anderen Bereichen, bei solchen Entwicklungen, die Idee geht ja immer erst mal in den Inhalt und dann erst in das Management. Also man adaptiert immer erst mal irgendwie, was ja auch gar nicht schlimm ist, aber was vielleicht manchmal suboptimal zumindest ist, weil man sagen würde, man könnte ja erst mal über Management-Anwendungen nachdenken, um dort Sachen zu verändern, verbessern, effizienter zu machen, was auch immer, bevor man dann sich überlegt, so, wie mache ich jetzt nicht eine Ausstellung zu KI, aber vielleicht irgendwie mit KI oder man macht eben beides. Wie gesagt, es gibt da durchaus Ansätze, dass die Kreisengelhorn-Museen in Mannheim arbeiten da sehr umfassend an der Frage, wie sich das quasi auf allen Arbeitsebenen im Museum einsetzt, aber es war eben im Rahmen der Mai-Tagung einfach das Randthema, was okay ist, weil ich finde es, und das haben die Mitarbeiter*innen von dem Zukunftsmuseum sehr deutlich klar gemacht, die sehen es eben auch als ihre Aufgabe, die Veränderungen, die mit KI einhergehen, für ihr Publikum zu reflektieren und aufzuzeigen, ihr Publikum damit zu begleiten, darüber Diskussionsräume zu eröffnen, und das machen die auch tatsächlich, was ja total gut ist, zu sagen so, okay, irgendwie alle reden darüber und alle hypen sich vielleicht total, aber was heißt das eigentlich, was ist das Problem, wenn man mit die KI da eben dann eine schwarze Putzfrau reinsetzt, aber sonst eben nur dünne weiße junge Leute, und was heißt das auch, wenn ich zum Beispiel dann eingebe, ich will irgendwie, was weiß ich, Donald Trump mit einem Schnabel haben, dann findet man das vielleicht lustig, aber was heißt das denn, wenn ich dann eingebe, ich möchte gerne Julia Jakob mit einem Schnabel haben, dann findest du es nämlich nicht mehr so lustig, wenn es dich selber betrifft, ja, also all das, was da drin steckt, und das finde ich ja gut, deswegen auch immer dieser Verweis auf die Caspar David Friedrich Ausstellung und liebe Menschen von der Kunsthalle Hamburg, nehmt es mir nicht übel, das hat nichts damit zu tun, sondern das kam tatsächlich auf allen drei Museumstagen jetzt immer wieder auf, also diese Gegenwartsrelevanz, quasi so ein bisschen eben auch in der Programmatik auch eines Museums so weit in den Mittelpunkt zu stellen, dass es sich aber auch den Leuten wirklich erschließt und man sich eben nicht nur durch Besuchermassen drängt, um von hinten mal kurzen Blick auf den Mönch am Meer erhaschen zu können und dann weiter gedrängelt zu werden, sag ich mal, und macht halt was anderes, als wenn ich da Zeit habe, einfach mich auf den Raufer sein zu lassen.

 

Dirk Schütz

Ja, was mir immer wieder auffällt, auch in Gesprächen mit Kulturmachern, wie schwer es nach wie vor für Kultureinrichtungen, Kulturmacher ist, in Richtung Publikum und mit dem Publikum und Aussicht des Publikums zu denken und zu entwickeln.

 

Kristin Oswald

Absolut, absolut, und das ist aber ganz spannend, muss ich sagen, auch bei der Mai-Tagung, weil es da durchaus schon auch, gerade wenn es um digitale Anwendung geht, immer auch um die vorbereitenden Prozesse geht, also wie komme ich eigentlich zu so einer digitalen Anwendung und da wurden dieses Jahr zwei vorgestellt, die ich da sehr spannend fand. Das eine war das Städel- Museum, hat jetzt eine Kunst-App für Menschen mit Demenz entwickelt, tatsächlich, wo es jetzt nicht um Kunstvermittlung gehen soll, sondern darum, dass quasi mittels Kunst Erinnerungen, Wahrnehmungen reaktiviert werden, dass man auch, auch ganz spannend, mit seinen Pflegepersonen, oft Angehörigen, neue Themen, neue Gesprächsthemen sich eröffnen kann und solche Sachen.

 

Dirk Schütz

Kunsttherapeutischer Ansatz?

 

Kristin Oswald

Genau, und das aber als App und da ging es in dem Vortrag natürlich sehr stark darum, dass sie mit Betroffenen und Angehörigen, mit Ärzten, Therapeuten zusammenarbeiten, dass sie ganz viel immer wieder zum Beispiel am Design arbeiten mussten, Sachen noch einfacher machen mussten, noch mehr runterfahren mussten, also da ist ganz klar, die Zielgruppe muss dann im Mittelpunkt stehen und bei einem zweiten Beispiel ging es da um eine Anwendung für Jugendliche, fand ich sehr spannend, aber auch von der KZ-Gedenkstätte, aber mir fällt der Name gerade nicht ein, und zwar ging es quasi darum, dass ja immer mehr NS-Zeitzeug*innen sterben und wie man also quasi damit umgeht, was ja für Gedenkstätten ein großes Thema ist, mit Dokumenten beispielsweise, mit Videos, mit Interviews, mit all diesen Lebenserinnerungen von Zeitzeug*innen und dann haben die also gemeinsam mit Schüler*innen überlegt, was sie damit machen könnten und zum einen, ganz spannend, weil ich das auch als erstes dachte in dem Vortrag, die natürlich sagten ja TikTok, TikTok-Kanäle, und dann haben die aber auch eine App entwickelt, die so einen explorativen Zugang bietet zu diesen Interviews und der Referent, der hat das sehr schön erklärt, weil der sagte, naja, das ist ganz spannend, also wir haben quasi die Schüler*innen, die haben wirklich den technischen Aufbau dieser App, also wie sieht es aus und was macht das und wie kommt man da rein und erschließt sich den Inhalt, das haben die quasi unter sich mehr oder weniger dann gestaltet, da sagt er, das krasse ist, der hat diese App jetzt schon so vielen Leuten gezeigt und niemand über 25 versteht's. Das ist wirklich so, die machen das auch und dann sitzen die davor und wissen überhaupt, weil das so explorativ, das ist irgendwie mit so einer Punktewolke und dann kann man so da eintauchen und dann sagt der, gibst du das einem 15-Jährigen oder einer 20-Jährigen in die Hand, sagen die so, boah, geil und dann sind die voll dabei und alle, die über 25 sind, sagen so, äh, was soll ich jetzt hier machen, was da aber das jetzt nicht verstehe ich nicht. Total zielgruppennah dann auch als Museum zu sagen, okay, verstehe ich nicht, aber die, die ich erreichen will, die sagen, ist cool.

 

Julia Jakob

Ja, und sie entwickeln das mit?

 

Dirk Schütz

Ja, eben. Das muss ja werden, das ist spannend.

 

Julia Jakob

Darauf dann auch einzulassen und damit ja dann doch neue Publikumsschichten auch erreicht, selbst wenn du dich damit dann nicht identifizieren kannst als Hausleitung, was auch immer.

 

Dirk Schütz

Oder das andere Beispiel, was du davor genannt hast, wie eben man die Häuser eben auch Entwicklung antizipieren können, die ja eigentlich so offensichtlich sind, aber in den Nachrichten aufblühen als, oh Gott, so viele Menschen sind plötzlich pflegebedürftig, obwohl einfach die Menschheit und auch die deutsche Gesellschaft immer älter wird und natürlich solche Zielgruppen auch da sind und real sind und solche Dinge auch gebraucht werden.

 

Kristin Oswald

Ja, total. Also von daher muss ich sagen, war die Mai Tagung auf jeden Fall schon wieder gut, aber sehr oft, glaube ich, ist es da und das sehen wir ja überall immer noch so, dass meist irgendwie was an Programmarbeit oder Formatarbeit stattfindet, ist eben immer noch sehr viel so Bauchgefühl basiert, ne, so dieses Jahr. Aber ich weiß doch, was mein Publikum will.

Ich muss die gar nicht fragen, weil ich mache das ja jetzt hier schon lange und die wollten das ja schon immer. Ist halt schwierig, zumal eben dann immer mehr Studien zeigen.

 

Dirk Schütz

Vielleicht machen wir es den Häusern dann auch zu leicht. Also ich überlege doch ganz häufig, wie es eigentlich kommt, dass man so eine Einstellung haben kann und dass man damit auch weiter und durch kommt oder ob es nicht auch Regeln gibt, zu sagen, also tut etwas, entwickelt euch weiter.

 

Kristin Oswald

Noch ist es anscheinend zu bequem.

 

Dirk Schütz

Ja, ja, genau.

 

Kristin Oswald

Ja, das ist auf jeden Fall so. Das glaube ich auch. Also man gibt das natürlich immer nicht gerne zu, ne, auch als Haus nicht. Ja, wir bemühen uns da total und so. Ja, will ich auch gar nicht abstreiten, aber es ist eben dieses, man scheut ja doch das, was einem selber weh tut. Na, also das, wenn ich mal wirklich Daten erheben und in Daten reingucken, mal wirklich reflektieren muss. Und da ist ja so eine ICOM-Studie, die irgendwie zeigt, ja, die Leute sind aber gar nicht zufrieden damit, prekär, befristet, nicht wertschätzend und mit null Entscheidungsbefugnissen ausgestattet, irgendwie zu arbeiten, finden die jetzt doch gar nicht so geil.

 

Dirk Schütz

Lügenstudie. Obwohl ja interessanterweise gerade das Gehalt eben tatsächlich doch nicht so einen riesigen Einfluss hatte. Das ist ja das, das ist nicht die gute Nachricht, aber es ist eine Nachricht, die zeigt, dass es auch viele, viele andere Dinge auch darauf ankommen. Und da sind wir bei all den Themen, was Fachkräftemangel, wie finde ich Leute für die Zukunft und so weiter auch, wo wir schon sind. Also nicht darum geht es, nur das Argument der Bezahlung irgendwie als Ausschlusskriterium zu nehmen.

 

Kristin Oswald

Ja, und das kannst du ja so oder so wieder sehen. Also wenn ich überlege, wir haben letztes Jahr die Studie, also die Umfrage gemacht zu Fachkräftemangel, da haben irgendwie, ich weiß gar nicht mehr, wie viele es waren, aber auf jeden Fall die Mehrheit gesagt, Fachkräftemangel ist ein Problem. Und dann auch die Fragen, was sie für die Ursache halten und was sie dagegen tun, war eigentlich die Antwort, die Ursache ist Gehalt und dagegen tun können wir nichts. So und das ist ja auch bequem. Das ist ja auch bequem, wenn ich sagen kann, ja Geld entscheidet mein Träger, kann ich nicht machen. Und wenn dann aber jemand sagt, ja, aber Geld ist gar nicht das Hauptproblem, sondern das Hauptproblem ist Arbeitskultur, sind Führungskräfte ohne Führungskompetenz, sind veraltete Hierarchien. Dann stehst du zwar im Positiven gesehen, kannst du dann zwar sagen, ach cool, das Problem sind also Sachen, die ich ändern kann, ohne meine Träger, aber andererseits sagt dir das natürlich, ach so, das heißt aber auch, ich als Führungskraft bin das Problem, weil ich habe es offensichtlich bisher gar nicht gemerkt. So und na ja, so ja. Und das ist natürlich auch eine schmerzhafte Erkenntnis. Und wahrscheinlich, seien wir ehrlich, wenn irgendwie, ich weiß nicht, wie viele Prozent es waren, aber sehr viele sagen, sie sind mit ihrer Führungskraft unzufrieden. Übrigens mit den männlichen Führungskräften deutlich unzufriedener als mit den weiblichen. Gibt ja auch mehr. Stimmt, stimmt. Dann kann man natürlich dann immer noch sagen, ja, also meine Mitarbeiter waren das nicht, ja, das waren die von den anderen, aber bei mir ist das natürlich dann nicht so.

 

Julia Jakob

Okay, mit Blick auf die Zeit, habt ihr noch was?

 

Kristin Oswald

Ich wollte nur noch gern einmal das Thema der Tagungsmasse, die Tagungsmünzenmenge kurz noch mal ansprechen. Ich habe es gerade schon gesagt, ich war also allein dieses Jahr im Mai auf drei Tagungen zu Museumsthemen und dann war ich nicht mal auf der Republika, bei der es ja inzwischen auch immer mehr um Kultur geht und noch diversen anderen Veranstaltungen. Also man hatte so das Gefühl mit Corona, war ja Tagung irgendwie erst mal durch, gab es eine Weile nicht und umso inflationärer sind sie jetzt irgendwie zurück, drehen sich dann aber dennoch zum Teil um sehr ähnliche Themen gefühlt. Also könnte ich auch jedes Jahr zu drei Museumstagen gehen, die irgendwas mit Politik machen? Ich finde das schwierig. Zum einen, weil man sich wiederholt ohne Ende, zum anderen, weil es eben bedeutet, dass, also es kann einfach nicht jeder oder jede auf alle Tagungen fahren. Das heißt, man weiß immer nicht, wer von den Leuten, die ich kenne oder die ich kennenlernen möchte, ist dann jetzt eigentlich wo? Wie macht man das? Es zerstreut sich alles zu sehr und gleichzeitig findet alles im Mai statt, was an sich einfach immer total unglücklich ist. Ende April ist immer noch die Fokustagung zu Museen in Brandenburg an der Havel. Also ich frage mich manchmal, ob es irgendwie nicht reicht, so Tagungen auch mal alle zwei Jahre zu machen, zumindest zu selben Themen.

 

Julia Jakob

Oder sich zusammenzuschließen. Man könnte auch Geld sparen, Leute.

 

Dirk Schütz

Ja, oder die Ausrichtung und die Struktur von solchen Veranstaltungen zu verändern, indem du vielleicht eine klassische Tagung machst und im nächsten Jahr dann eher auf einer Arbeitsebene die Leute zusammenbringst und in den Dialog bringst und vielleicht die Themen dann mal weiterarbeitest und dann erst das nächste Thema setzt. Wieder ein Jahr später.

 

Kristin Oswald

Ja, und das heißt auch, dass die Tagungen jetzt nicht spannend waren, weil Tagungen jetzt alle drei spannend waren, das waren sie auf jeden Fall, das ist gar nicht die Frage, sondern ich glaube, es ist einfach ein Problem von Aufmerksamkeit. Wie viel Zeit kann man erübrigen? Und ich meine, da geht es uns als Redaktion ja dahingehend noch gut, als dass Tagungen einfach fester Teil unseres Jobs sind. Aber eben auch die Frage, ist es halt wirklich notwendig, dass ich irgendwie 20 Tagungen zu Orchestern oder was weiß ich, Darstellenden Künsten oder Museen oder was auch immer im Jahr habe, die sich doch alle irgendwie weitgehend um dieselben Themen drehen. 

 

Juila Jakob

Aber der Museumsbereich ist da schon sehr inflationär. 

 

Dirk Schütz

Naja, und das vor dem Hintergrund, dass man vielleicht aus den Tagungen zurückkommt und im nächsten Jahr feststellt, es hat sich gar nicht so viel verändert. Die Inspiration, die ich bekommen habe, die Hinweise, die ich aufnehmen konnte, sind im Sammlerverlauf.

 

Kristin Oswald

Ja, und wenn ich jetzt überlege, die Jahrestage vom Deutschen Museumsbund 2025 wird sich um Museen und Populismus drehen. Finde ich gut, aber an einer Seite muss ich sagen, naja, also, aber wir hatten jetzt irgendwie Kommunalwahl, wir haben jetzt Europawahl und wir haben dieses Jahr auch noch die ganzen Landtagswahlen. Und wie dividiere ich das irgendwie auseinander, das Thema Krisen von diesem Jahr, das Thema Museen und Politik bei ICOM, was ein anderer Verband ist, aber es ist ja trotzdem Museum. Und dann nächstes Jahr nochmal Populismus. Ist ja einfach doch alles sehr nah beieinander. Und auch sehr, finde ich, wobei das bei Krisen noch ging, das sind ja immer alles auch so Metathemen. Also der Museumsbund setzt seine Tagungen immer super um, die gucken auch immer sehr stark auf Anwendbarkeit. Aber trotzdem sind es noch schlimmer Kulturpolitischer Bundeskongress in diesem Jahr. Unheimlich verkopfte Metathemen, wo dann diese Frage, was heißt es auf dieser praktischen Ebene? Und vielleicht sollten wir auch mal über Praxisthemen sprechen, vielleicht sollten wir mal über Fachkräftemangel sprechen, vielleicht sollten wir mal über Führung sprechen, vielleicht sollten wir mal über die Probleme in der Ausbildung von Studierenden sprechen, die irgendwann mal in die Kultureinrichtungen kommen sollen. Aber man macht dann diese großen Metathemen auf und geht doch unbefriedigt raus, weil du natürlich so ein großes Metathema auch nie in Summe abdecken kannst.

 

Dirk Schütz

Vielleicht sprechen wir auch mal darüber, was Populismus gerade mit einem Frauenbild macht und damit noch weniger Fachkräfte in Zukunft zur Wirkung stehen könnten, wenn diese Betrachtung der Frau in der Gesellschaft so sich wieder durchsetzen sollte.

 

Kristin Oswald

Ja, und ich finde das schwierig, weil natürlich sind das irgendwie tendenziell Kulturschaffende, immer alles sehr verkopfte Leute, aber immer diese super verkopften Themen dann auch zu finden, anstatt dass man eben mal was sehr, sehr Konkretes, Spezifisches macht. Ja, ich finde es verschenkt so ein bisschen was, weil man ergibt sich dann in so pseudophilosophischen Diskussionen über die Relevanz von Kultur. Aber vielleicht ist es auch so ein bisschen das Problem, dass man gerne in so pseudophilosophischen Diskussionen dann irgendwie hängen bleibt.

 

Julia Jakob

Und vielleicht fällt es uns auch nur so sehr auf, weil wir den Blick von außen haben und ja dann tendenziell doch an mehr Konferenzen auch teilnehmen als die normalen Kulturmenschen.

 

Dirk Schütz

Naja, die Funktion des Ventils von Konferenzen darf man natürlich da auch nicht unterschätzen. Also dafür ist das auch da, dass man sich auch mal aufgefangen fühlt mit den Dingen, die einen umtreiben und da einfach auch mal Luft ablassen kann. Aber tatsächlich, das in eine konstruktive und wirklich umsetzungsorientierte Arbeit dann umzudrehen oder weiterzudenken und weiterzuführen, das wäre halt schon wünschenswert.

 

Kristin Oswald

In diesem Sinne danken wir euch sehr, dass ihr euch jetzt unseren einstündigen Konferenz-Rant angehört habt. Wir hoffen, dass wir euch trotzdem ein paar Einblicke geben könnten, darüber, worüber in den Konferenzen, die wir in diesem Tagungsfrühjahr besucht haben, gesprochen wurde, was wir davon mitgenommen haben. Obwohl es viel war, waren wir eigentlich von allen Konferenzen, die wir besucht haben, recht begeistert und auch zufrieden damit, was die Programme hergegeben haben. Natürlich bekommt ihr zu allen Konferenzen, auf denen wir waren, auch noch Konferenzberichte, ausgiebige auf unserer Website. Schaut da also immer mal vorbei. Und in den Shownotes geben wir euch natürlich nochmal detaillierte Infos und auch Programminfos, sodass ihr da nochmal reinschauen könnt, was ihr vielleicht in diesem Tagungsfrühjahr verpasst habt.

 

Dirk Schütz

Vielleicht können unsere Hörer*innen ja uns auch mal ein Feedback geben, wie sie die Tagung, wo sie waren, wahrgenommen haben. Und ob wir mit unseren Beobachtungen alleine sind oder ob sie das teilen oder was sie da für spannende Einsichten bekommen haben.

 

Kristin Oswald

Ja, gerne. Meldet euch. Genau, grundsätzlich Feedback jeglicher Form immer gern an redaktion.kulturmanagement.net Wir freuen uns über Themenvorschläge, Verbesserungsvorschläge und natürlich auch über jegliche Art von positiver Rückmeldung und wünschen euch jetzt erstmal einen vielleicht etwas weniger regnerischen Juni. Bis zum nächsten Mal. 

 

Dirk Schütz

Tschüss. 

 

 

Das war Dienstags im Koi, der Podcast von kulturmanagement.net und wir hoffen, ihr schaltet auch beim nächsten Mal wieder ein. Über Feedback, inhaltliche Anregungen oder andere Kritik freuen wir uns per Mail an redaktion.kulturmanagement.net. Bis zum nächsten Mal. 

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