Dienstags im Koi - der Podcast von kulturmanagement.net
Im Podcast "Dienstags im Koi" bespricht die Redaktion von Kultur Management Network einmal im Monat aktuelle Kulturmanagement-Themen. Julia Jakob, die Chefredakteurin des Magazins, und Kristin Oswald, die Leiterin der Online-Redaktion, teilen darin ihre Gedanken zu Entwicklungen im Kulturbetrieb.
Seit der Pandemie arbeitet das Team von Kultur Management Network vor allem im Homeoffice. Nur der Dienstag ist der feste Bürotag und das bedeutet auch: Wir gehen zum Mittagessen ins Koi7, unser Weimarer Lieblingsrestaurant. Der Name Koi7 geht auf das altgriechische Wort Koine zurück, das gemeinsame Sprache bedeutet. Dazu passend besprechen wir im Koi7, was gerade in der Welt und im Kulturbetrieb passiert. Was läge also näher, als einen Podcast danach zu benennen?
Wie unsere Mittagspausen im Koi7 ist auch der Podcast ein Plausch, hier zwischen Jule und Kristin, hin und wieder begleitet von unserem Chef Dirk Schütz oder anderen Teammitgliedern. In den bisherigen, vor allem textgebundenen Formaten der Redaktion gab es keinen Platz für diese Gespräche. In "Dienstags in Koi" teilen Jule und Kristin ihre jahrelangen Erfahrungen und ihr Wissen über den Kulturbereich, ordnen aktuelle Themen ein und geben Einblicke in ihren Redaktionsalltag. Zudem veröffentlichen wir im Podcast Interviews, die die Redaktionsdamen mit Kulturschaffenden führen. Damit ist "Dienstags im Koi" einer der wenigen redaktionellen, spartenübergreifenden Kulturmanagement-Podcasts.
Unser Podcast “Dienstags im Koi” und die redaktionellen Inhalte auf unserer Website sind für unsere Hörer*innen und User*innen kostenlos. Dennoch braucht all das viel Liebe und Zeit. Deshalb freuen wir uns über jede finanzielle Unterstützung. Dafür habt ihr zwei Möglichkeiten:
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Ein Podcast der KM Kulturmanagement Network GmbH.
Dienstags im Koi - der Podcast von kulturmanagement.net
Folge 2: Armin Klein, Transformations(-un-)fähigkeit und Geschlechtergerechtigkeit
In dieser Folge von „Dienstags im Koi – ein Podcast von kulturmanagement.net“ sprechen Kristin Oswald (Leiterin Online-Redaktion) und Julia Jakob (Chefredakteurin KMN Magazin) mit ihrem Sidekick (und Geschäftsführer) Dirk Schütz über den verstorbenen Kulturmanager Armin Klein und wie dieser 40 Jahre lang das Kulturmanagement in Deutschland prägte. Außerdem ging es um Transformationsfragen des Kulturbetriebs, die Tagung "KuMa x Klima" der HfM Weimar sowie "Geschlechtergerechtigkeit im Kulturbetrieb", das Schwerpunktthema der Dezember-Ausgabe des KMN Magazins. Die Folge wurde am 21.11.23 aufgezeichnet.
Lob, konstruktive Kritik und andere Rückmeldungen gern an redaktion@kulturmanagement.net.
Sprecherin: Anne Dietzmann
Produktion: Olivier Marchal
https://www.kulturmanagement.net/Magazin/Ausgabe-175-Geschlechtergerechtigkeit,244
https://www.kulturmanagement.net/Themen/Nachruf-auf-Armin-Klein-40-Jahre-Arbeit-fuer-das-Kulturmanagement-und-seine-Menschen,4618
https://www.instagram.com/kuma.hfm/
https://darstellende-kuenste.de/projekte/systemcheck
https://www.buehnenmuetter.com/pilotstudie
Studie und Experiment zu Kunstmarkt: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/182452/1/1031264264.pdf siehe dazu auch diese Reportage: https://youtu.be/BwNY7YwWDqA?si=boUN3hbCa-brf0Ze
https://malisastiftung.org/studien-und-recherchen-zu-geschlechtergerechtigkeit/
https://www.kulturmanagement.net/Autor-werden
https://www.kulturmanagement.net/Downloads/Leitfaden-Projektfoerderung-inkl-Tabellen-Vorlage,35
Transkription der Folge: https://www.buzzsprout.com/2204591/episodes/14091622
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Armin Klein Folge 2
Intro
Ihr hört Dienstags im Koi, der Podcast von Kulturmanagement.net mit Kristin Oswald und Julia Jakob im monatlichen Gespräch über die Kulturwelt.
Julia Jakob
Hallo liebe Hörende, wir freuen uns auch heute, euch zu unserer zweiten Gesprächsfolge von „Dienstags im Koi“, ein Podcast von Kulturmanagement.net, begrüßen zu dürfen. Neben mir sitzen wieder Kristin Oswald und unser Chef Dirk Schütz. Ich bin Julia Jakob und wir hoffen, ihr hattet mit den letzten drei Folgen, die jetzt schon rausgekommen sind, also mit unserem Gesprächsformat als Pilotfolge und den beiden Interviews, schon viel Freude und dass wir euch auch heute weitere Einblicke in unseren Arbeitsalltag bei Kulturmanagement.net und die Kulturwelt geben können. Zu Beginn müssen wir aber leider über ein sehr trauriges Thema sprechen, weshalb ich jetzt erstmal an Dirk abgeben würde.
Dirk Schütz
Ja, leider hat uns alle, die auch im Kulturmanagement interessiert sind, die Nachricht vom Tod von Armin Klein erreicht, was uns wirklich sehr traurig gemacht hat, weil er über Jahrzehnte eigentlich für uns nicht nur ein guter Ansprechpartner war, sondern auch für die Szene einer der Autoren, wenn nicht sogar der Autor überhaupt im Kulturmanagement. Lange Jahre, lange Jahrzehnte auch Professor in Ludwigsburg am Studiengang dort an der PH. Und bis heute, ich habe mal geschaut nach den Publikationen, er hat ja wahnsinnig viele Publikationen rausgebracht, bis heute hat er eigentlich die Standardwerke im Kulturmanagement geschrieben.
Und die sind schon recht in die Tage gekommen, natürlich immer mit Neuauflagen, aber man könnte ja fast sagen, dass die Art und Weise oder die Themen, die er auch gesetzt hat, so erstmal unerreicht waren von anderen Publikationen, sicher aufgenommen, aber dann auch nichts weiter nachgekommen ist. Also erst bis heute zu den Themen Leadership zum Beispiel oder der exzellente Kulturbetrieb, ein ganz wichtiges Buch, das ist schon 2007 rausgekommen, Leadership im Kulturbetrieb 2009 und zuletzt, ja, die ganz umstrittene, die umstrittene polemische Schrift „Der Kulturinfarkt“, bei der sich eigentlich gezeigt hat, gerade im Nachhinein in der Corona-Zeit, dass das doch ein sehr wichtiges Thema gewesen wäre, mal intensiver und ernsthafter zu diskutieren; das auch schon mittlerweile elf Jahre alt ist. Und damit geht wirklich, es ist einfach ein strittiger Geist und jemand, der wirklich in den Diskurs getreten ist und der wirklich auch eine Meinung und Haltung vertreten hat, ist nicht mehr da im Kulturmanagement, was wir natürlich sehr bedauern.
Kristin Oswald
Ich kann mich gut erinnern, als ich 2013 bei Kulturmanagement Network angefangen habe, lief gerade die große Diskussion um den Kulturinfarkt noch. Wir haben unsere Interviews mit den vier Autoren vorgestellt und auch im Büro wurde immer über Armin Klein gesprochen und ich dachte, wer um Himmels Willen ist dieser Mensch, so aus den klassischen Geisteswissenschaften, aus denen ich kam. Und ich weiß auch noch sehr gut, dass Dirk immer wieder zu mir sagte, ich müsse mehr Kulturmanagement-Literatur lesen und vor allem die Bücher von ArminKlein, was ich dann auch getan habe.
Und das hat sich für mich natürlich sehr stark eingeprägt, dass gerade das den Anfang meiner Arbeit hier so stark beeinflusst hat und dann natürlich auch die Jahre, die darauffolgten. Und einfach, ja, Armin Klein, jemand ist, den Namen kennt jeder, auch, denke ich, die Bedeutung von ihm kennt jeder. Und ich kann mich noch gut erinnern, er ist ja 2017 emeritiert worden von seiner Professorin in Ludwigsburg und ich habe damals so ein bisschen einen Text darübergeschrieben, was Armin Klein bis dahin geleistet hatte.
Und wir haben das auch jetzt gemerkt, als uns die Nachricht von seinem Tod erreicht hat, dass es meiner Vermutung nach kaum jemand anderem im Kulturmanagement gibt, den einfach so viele kennen, der Name, der so vielen etwas sagt. Es kam dann gestern, also wir können ja sagen, gestern hat uns die Nachricht erreicht, auch wenn dieser Podcast erst ein bisschen später veröffentlicht wird. Auf ganz vielen Wegen kamen Rückmeldungen zu uns, kamen Menschen auf uns zu, denen er etwas bedeutet hat, fachlich und auch persönlich.
Wir haben das auch gesehen. Die KuPoGe hat gestern noch ein großes Statement veröffentlicht. Und ich glaube, dass es sehr wenige andere Personen im deutschen Kulturmanagement gibt, bei denen das so in diesem Umfang auch der Fall wäre und bei denen so viele Menschen auch das Gefühl haben, nicht nur eine Person verloren zu haben, sondern wirklich jemanden, der sowohl das akademische Fach als auch die praktische Arbeit eigentlich sehr stark geprägt, nach vorne gebracht hat, auch den Diskurs ein bisschen weggebracht hat immer nur über Inhalte zu sprechen, was ja vorher sehr stark der Fall war, sondern wirklich über Rahmenbedingungen, über Prozesse, über Arbeitsweisen zu sprechen, das auch ein bisschen voneinander zu trennen. Und von daher, glaube ich, können wir auch sagen in der Redaktion, Armin Klein hat auch immer wieder für uns geschrieben zu den verschiedensten Themen, dass auch da für uns nicht nur ein Autor verloren geht, sondern ein Ideengeber und eine kritische Stimme, die ganz stark, glaube ich, in der Lage war, Dinge auszuformulieren, die wir auch gedacht haben. Und das hat man am Kulturinfarkt auch gesehen, weil Armin Klein ja auch immer wieder durchaus dafür kritisiert wurde, was er gesagt hat, aber es trotzdem auf den Punkt gebracht hat.
Also, ich glaube, bei aller Kritik, meiner Einschätzung nach, ist es aber immer wieder so, dass sich eigentlich gezeigt hat, wie recht er hatte mit dem, was er gesagt hat, und dass die Kritik häufig nur ein Abwehrmechanismus war.
Julia Jakob
Ja, weil es natürlich auch unschöne Dinge sind. Wenn man Missstände anspricht, dann macht man sich damit natürlich immer angreifbar, weil die Kritik wahrscheinlich auch nicht auf so offene Ohren bei vielen Kulturschaffenden gestoßen ist, beziehungsweise man sich vielleicht auch zu Recht angegriffen gefühlt hat. Und was ich aber aufgrund, beziehungsweise trotz all der Traurigkeit, die man mit diesem Verlust natürlich auch empfindet, trotzdem sehe, ist, dadurch ja auch so viele ergriffen waren über die Meldung. Also, heute ist der 21. November, wir haben es gestern am 20. November erfahren, verstorben ist er offenbar am 16.November, dass er ja so viele mit seinen Ideen schon angesteckt hat im Kulturbetrieb, dass man da wahrscheinlich jetzt auch in Zukunft hoffen kann, dass da einfach ein gutes Fundament gesetzt wurde in all den Jahren, in denen er gewirkt hat, und sich daraus jetzt einfach viele neue Ideengeber*innen auch entwickeln können, die eben von Armin Klein und seinen Gedanken bis dahin geprägt wurden. Und das Gute an einer schreibenden Tätigkeit, also man sagt ja nicht umsonst, wer schreibt, der bleibt, ist wahrscheinlich auch, dass alles, was er bis jetzt veröffentlicht hat, auch weiterhin irgendwie Bestand haben wird im Kulturmanagement und der Ausbildung und dann natürlich auch in der Praxis.
Dirk Schütz
Ja, ich hoffe auch, oder ich denke eigentlich, dass es so sein wird, dass man sich das, was er veröffentlicht hat, wirklich mal wieder intensiver zu Gemüte führt, gerade weil man eben jetzt so viel über das Thema Transformation spricht und er hat ganz viele dieser Dinge, die eigentlich da wichtig wären und die dort eine Rolle spielen, die auch mit Nachhaltigkeit, Leadership ist ja sehr eng auch mit dem Thema Nachhaltigkeit verbunden, dass man sich das wieder nochmal zu Gemüte führt, um das, was man jetzt groß im großen Rahmen diskutiert, wirklich mal mit Leben füllt und auch umsetzt. Und da geben die Schriften von ihm auf jeden Fall viele Hinweise. Und das Spannende an ihm war eben auch, er war kein Theoretiker. Also er war, zwar hat er wirklich wissenschaftlich gearbeitet, aber er kam eben aus dem Kulturbetrieb. Er hatte selbst dann die Erfahrungen gemacht über Jahre, auch als Kulturreferent in Marburg und konnte eben auch aus dem Erfahrungsschatz heraus wirklich den Betrieb reflektieren. Von daher hoffe ich und bin eigentlich auch überzeugt davon, dass diese Veröffentlichungen noch viele, viele Leute inspirieren werden und auch sollen.
Kristin Oswald
Und ich glaube, man kann sicherlich auch sagen, aus seiner praktischen Erfahrung heraus hat Armin Klein ja nicht nur das Institut in Ludwigsburg sehr stark geprägt, dass man, also das sicherlich zu den führenden in dem Bereich in Deutschland gehört und auch aufgrund von ihm gehört, sondern das auch in seine Lehre getragen. Und das ist ja ein ganz großes Thema, dass man die Lehre auch zum einen an die tatsächlichen Herausforderungen, an Veränderungen im Betrieb auch anpasst, um einfach die Studierenden auch auf das vorzubereiten, was vor ihnen liegt. Und natürlich kann da der Wunsch nur sein, dass es eine Lehre ist, die eben kritisch auf den Betrieb schaut, auf das Management schaut, auf die Prozesse, die Organisationen schaut und den Studierenden diesen kritischen Blick und diesen Veränderungswillen immer auch mitgibt, den der Kulturbetrieb, ich glaube, da sind wir uns alle einig, ja eindeutig braucht.
Julia Jakob
Definitiv. Das ist jetzt wahrscheinlich auch eine ganz gute Überleitung zu unserem nächsten Thema. Um Transformation, Dirk, ging es ja auch bei der Tagung, die wir beide am 18. November besucht haben, hier in Weimar. Es ist auch immer mal wieder ganz schön, so ein Heimspiel zu haben, weil Tagungen in Weimar zum Kulturmanagement finden recht wenig statt, obwohl wir ja die Kulturstadt schlechthin sind. Genau, und wir waren hier eingeladen als Medienpartner zu der KuMA X-Klimatagung des Studiengangs Kulturmanagement und Musikwissenschaft der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. Du warst dort auch Podiumsreferent. Wie hast du die Veranstaltung wahrgenommen? Für dich war das ja in mehreren Bereichen sehr besonders, oder?
Dirk Schütz
Ja, das hatte ganz viele besondere Aspekte. Einerseits, dass dieser Saal mich natürlich am Anfang meines Musikerstudiums sehr stark begleitet hat und ich mich noch gut erinnere, da war der Saal noch nicht so schön umgebaut, dass ich meine Zwischenprüfung mit dem Trompetenkonzert von Alexander Arutjunjan bestreiten musste und vor mir 40 russische Offiziere saßen, die aus der Garnison, die hier gar nicht weit von Weimar war, kamen und einen Kommilitonen, der aus dieser Garnison ins Studium gekommen war, auch sehen wollten und mich damit auch sahen. Das waren wirklich sehr spannende Momente, sehr schöne Momente, auch weil die das natürlich auch ganz toll fanden, so ein Konzert zu hören, gerade mit einem Komponisten, den sie natürlich kannten. Und dann als zweites, weil es wirklich nach meinem Ausscheiden aus dem Kulturmanagementstudiengang in Weimar 1999, 24 Jahre später, das erste Mal war, dass ich in diesem Studiengang etwas beitragen konnte. Das hat mich auch gefreut, dass das auf studentische Initiative hin möglich war, und deswegen haben wir ja auch diese Tagung gerne unterstützt. Was eben auch KuMa X Klima, Kuma-mal-Klima, ich weiß nicht, ob das als Formel gedacht war, aber es war auf jeden Fall auch in der Diskussion zur Einleitung dieser Tagung schon ganz kontrovers diskutiert worden, was das alles bedeuten könnte. War es eigentlich auch ein spannendes Thema, was ja auch in die Zeit passte und was mir wichtig war, auch in dem Podium mal zu zeigen, dass eben, wenn man über Nachhaltigkeit spricht, man eben nicht nur über ökologische Themen spricht, sondern über ganz andere viele Themen, die mit dazugehören. Und da sind eben Themen wie Governance zum Beispiel oder Leadership eben auch wichtige Themen, die wir dann eben auch anschneiden konnten.
Julia Jakob
Ja, und ich glaube, von denen, die Studierenden an der Stelle bisher wahrscheinlich auch zu wenig innerhalb ihres Studiums mitbekommen haben und das war auch etwas, worüber ich gestern schon mich mit Kristin ausgetauscht habe, mit Blick auf den Tagungsrückblick, habe ich so gedacht, es ist so spannend, mal zu sehen, dass so eine Tagungsinitiative nicht nur von Studierenden ausging und auch komplett diese als Organisator*innen und Veranstalter*innen dann eben auch aufgetreten sind, sondern auch, dass man hier ganz klar gesehen hat, dass diese Studis bestimmte Inhalte offenbar in ihrem Studium vermissen und sie an der Stelle gerade keine andere Möglichkeit sehen, außer das eben in einer Tagung auch abzubilden. Eine Tagung, die sie für sich und andere Studierende des Fachs dann auch versuchen auszurichten, um diese Themen auch mal im Rahmen ihres Studiums zu verhandeln.
Also klar, die könnten ja auch auf jede andere Tagung, auf der wir ebenfalls irgendwie zu Gast sind, dann mal fahren, aber dass das so wirklich im Rahmen ihres Studiengangs, im Rahmen der Hochschule mal behandelt wird, ist glaube ich bisher relativ selten und das kam ja beispielsweise auch in der Podiumsdiskussion, an der du teilgenommen hast, mit raus und auch in allen anderen Workshops und Keynotes, die besprochen wurden. Gleichzeitig fand ich es auch total schön zu sehen, welche Speaker und Speakerinnen sie dann doch auf das Podium bekommen haben und damit auch mal direkt in Kontakt mit dem Studiengang. Wünschenswert wäre an der Stelle, aber das ist bei vielen Veranstaltungen in dieser Größe einfach immer der Fall, wäre gewesen, dass all diese großen Entscheider*innen auch einfach bis zum Ende bleiben und man noch viel mehr miteinander in Austausch kommt.
Aber klar, gerade so zum Jahresende ist man wahrscheinlich extrem beschäftigt und hat dann auch noch andere Dinge zu tun und da wäre es vielleicht auch einfach nötig gewesen, dass von Hochschulseite mehr Unterstützung da gewesen wäre, um verschiedene Ansprechpartner*innen dann auch zu haben, um länger zu bleiben.
Dirk Schütz
Das Spannende für mich ist, dass es da eine Gleichzeitigkeit gibt zu einer anderen Veranstaltung, bei der ich gestern war. Ich war gestern in Kassel an der Musikakademie und hatte dort eine Podiumsteilnahme zum Thema Musikstudium mit Zukunft, wo ich mit der Präsidentin der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Hannover zusammensaß und dem Akademieleiter, was von HR2 Kultur aufgenommen wurde. Man kann das jetzt am Samstag nochmal um 17 Uhr glaube ich nachhören.
Und dort ging es genau auch um diese Themen, wie können eigentlich Studierende besser auf die Zukunft im Beruf vorbereitet werden und auch auf die unterschiedlichen Aspekte, die eben sich auch ergeben, jenseits des Musikstudiums, weil eigentlich gar nicht alle Musikstudierenden Orchesterstellen oder ähnliches bekommen. Und dort haben wir auch sehr schnell rausgearbeitet, welche Verantwortung auch die Lehrenden selbst haben. Und nicht nur dahingehend, dass sie mitschauen, was passiert denn eigentlich in der Gesellschaft, welche Entwicklungen muss ich eigentlich auch antizipieren und mit in die Lehre mit einbinden, sondern was kann man dann in der Reflexion dessen auch wieder nach außen bringen und mit den Studierenden, die man dann in die Berufswelt schickt, was kann man da eigentlich ihnen auf den Weg geben, damit sie diese Herausforderungen und diese Veränderungen einfach meistern können. Und da ist eine wirklich große Verantwortung, die noch nicht an allen Stellen wahrgenommen wird. Und das Bewusstsein ist schon da, also auch von Seiten der Hochschulleitung.
Die Frage ist nur, wie man es stärker integrieren kann, auch in die Ausbildung und die Lehre. Und ich hoffe, dass sich da auch vieles verändern wird.
Kristin Oswald
An den Hochschulen gibt es ja eine sehr komplexe Gemengelage und ich glaube, dass das in den Kulturmanagement-Studiengängen nochmal ganz besonders deutlich wird. Denn zum einen ist natürlich das an den Hochschulen angestellte wissenschaftliche Personal ganz eng in diesen wissenschaftlichen Zwängen und Rahmenbedingungen gefangen. Und jegliche Hoffnung darauf, wissenschaftlich aufzusteigen, vielleicht entfristet zu werden, gute dauerhafte Jobs zu bekommen, bedeutet im Moment zumindest noch im Hochschulbetrieb, dass ich mich diesen Zwängen unterwerfen muss. Und diese Zwänge sind eben das wissenschaftliche Publizieren, die wissenschaftliche Aufbereitung bestimmter Themen. Im Kulturmanagement kommt da gerade noch das Problem hinzu, dass die Disziplin Kulturmanagement längst noch nicht so anerkannt ist im wissenschaftlichen Kontext, wie das vielleicht in den klassischen Geisteswissenschaften ist. Daran arbeitet ja der Fachverband seit vielen Jahren. Wir kennen ja die Diskussion. Das heißt hier, und das sehen wir gerade in Weimar sehr stark, ist natürlich einerseits dieses Bemühen, einen wissenschaftlichen Weg für die Kulturmanagement-Forschung zu finden, die Disziplin zu etablieren, Methoden, Kanons zu etablieren, Journal fachlicher Anerkennung. Und auf der anderen Seite ist aber das große Problem, dass man die Studierenden, dieses furchtbare Wort Employability, also auf den Arbeitsmarkt vorbereiten muss.
Und das ist natürlich ganz anders als in den anderen Geisteswissenschaften. Oder es könnte in den anderen Geisteswissenschaften auch anders sein. Aber jedenfalls ist dort ja meistens die Intention, dass die Studis eigentlich auf die Forschung als Berufsweg vorbereitet werden.
Auch wenn das natürlich nur ein kleiner Prozentsatz tut. Aber im Kulturmanagement, in den Studiengängen, ist glaube ich der Anspruch, die Studis auf einen Kulturarbeitsmarkt außerhalb der Forschung vorzubereiten, viel größer als das in den klassischen Geisteswissenschaften ist. Und das heißt, das Personal steht natürlich vor der Herausforderung, diese wissenschaftlichen Zwänge mit diesem Anspruch der Praxisnähe zu verbinden.
Und das ist, glaube ich, eine supergroße Herausforderung, ein sehr großes Problem. Aber die Lösung kann natürlich nicht darin bestehen, dass man quasi die praktische Anwendung immer nur an Gastdozierende überträgt oder dass man, ich sag mal, aktuelle Themen weitgehend außen vorlässt, zum Beispiel Nachhaltigkeit, weil man eben vor allem auf die eigene Reputation schaut. Sondern irgendwie muss, wie Dirk sagt, der Mittelweg gefunden werden. Aber es ist eben ganz klar, dass es auch angesichts der Arbeitsbedingungen im Wissenschaftsbetrieb auch verständlich ist, dass man auf den wissenschaftlichen Aspekt vielleicht ein bisschen mehr guckt.
Julia Jakob
Und ich glaube, was halt zumindest an den Kunst- und Musikhochschulen noch mit dazu kommt, an denen einige Kulturmanagementstudiengänge auch angesiedelt sind in Deutschland, und das ist hier in Weimar auf jeden Fall der Fall, dass man in den geisteswissenschaftlichen Studiengängen, zu denen ich jetzt auch mal das Kulturmanagement zähle, sich immer wieder behaupten muss gegenüber der künstlerischen Ausrichtung, weil diese Hochschulen eigentlich eine ganz andere Erwartung daran haben, was die Studierenden, die sie normalerweise in den künstlerischen Fächern ausbilden, leisten sollen. Auch das ist nicht mehr zeitgemäß und bräuchte ganz dringend auch an der Stelle natürlich einfach eine Verankerung von Career-Centern, um auch Musikstudierenden an der Stelle zu sagen, ihr bekommt nicht alle einen Job in einem Berufsorchester und ihr werdet auch nicht alle eine krasse Solist*innenkarriere irgendwie hinlegen. Und dass man an der Stelle so ein vermeintliches Orchideenfach wie Kulturmanagement oder auch Musikwissenschaften hier in der Musikhochschule noch viel mehr hat, was um seine generelle Behauptung, um seine Relevanz für diese Hochschule dann auch noch kämpfen muss.
Dirk Schütz
Ja und das zieht sich ja fort. Also das Interessante am Samstag und auch gestern in der Diskussion war halt, auch von denjenigen, die aus dem Betrieb dann auch berichten konnten und auf dem Podium saßen, dass eben die Diskrepanz zwischen dem extremen künstlerisch fokussiert, sein und dem, was eigentlich die Rahmenbedingungen dafür schafft, auch in den normalen Kultureinrichtungen sehr groß ist. Also dass es durchaus so ist, dass die künstlerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Orchestern lange nicht auch die Arbeit anerkennen von denen, die hinter den Kulissen arbeiten und dafür sorgen, dass sie tagtäglich einfach das Optimum an künstlerischer Leistung erbringen können, dass das einfach nicht vorhanden ist.
Und das auch zu stärken und das Verständnis beider Seiten füreinander zu verbessern, ist ganz wichtig. Denn die Orchester können ohne die Leute, die im Hintergrund arbeiten, dann eben trotzdem nicht die optimalen Leistungen erbringen. Aber die schaffen die Rahmenbedingungen dafür, dass das eben möglich ist.
Und das gehört eben dazu, dass man sagt, also wir als Orchester in der Gesamtheit sind diejenigen, die herausragend sind. Nicht nur einzelne Musiker oder das Orchester selbst, sondern auch die, die eben als Verwaltungsbeleuchter, wer auch immer, dann eben dazu beitragen, dass tagtäglich und jeden Abend einfach die beste Aufführung stattfinden kann.
Kristin Oswald
Das ist ja auch diese ewige Diskussion um, warum haben wir so viel Managementpersonal und warum investieren wir so viel Geld in Managementpersonal? Sollten wir nicht das Geld in Kunst investieren? Aber das ist ja eine Investition in die Kunst und in die kulturelle Produktion. Gleichzeitig muss ich aber auch ehrlich sagen, dass die Reflektion über das, was man selbst tut, ja auch in den administrativen Positionen nicht, sagen wir, zwingend gegeben ist. Ich sehe das immer wieder, man reflektiert sehr gern über alles Mögliche, nur nicht über sich selbst, habe ich das Gefühl, also zumindest nicht über die eigene Arbeit und die eigenen Prozesse. Ich habe das kürzlich wieder gedacht, ich rezensiere gerade ein Buch, eine Promotion, da geht es um Identitätsbildung in archäologischen Landesmuseen.
Und das ist superspannend, weil die Autorin mit Kurator*innen, Leitungspersonen Interviews darüber geführt hat, was sie glauben, wie sie quasi mit ihren Häusern identitätsbildend wirken und ihr eigenes Arbeiten dahingehend reflektieren. Und diese Interviews vergleicht sie dann mit den Ausstellungen und der Ausstellungskonzeption und dem, was sie da findet. Und das spricht mir ganz oft so stark aus dem Herzen, weil sie im Prinzip sagt, na ja, also die Kurator*innen, Leitungspositionen sagen im Prinzip, ja, also Identitätsbildung, das ist ja so ein theoretisches Konstrukt, da sollen die Leute an den Unis mal drüber nachdenken, aber mit uns hat das nichts zu tun.
Entweder wir können das eh super, weil wir halt ein Museum machen, oder es spielt für uns überhaupt keine Rolle und wir machen das auch nicht. Und sie dann in die Ausstellung geht und sagt, ja, aber dann redet ihr eben von unseren Vorfahren und von unserem Land und was wir alles Tolles geleistet haben. Also auch da die Reflektion des eigenen Tuns von Menschen, die den ganzen Tag reflektieren, ist natürlich, und ich will gar nicht sagen, dass wir das so super perfekt machen, aber das ist einfach schwierig.
Und ich glaube, das ist was, woran gerade die Prozesse eben auch im Kulturbetrieb und die Anpassung an aktuelle Entwicklungen dann auch scheitern, weil man natürlich ganz klar sagen muss, Selbstreflektion ist immer auch Schmerz. Weil es heißt immer auch, dass mir klar wird, was ich vielleicht ändern muss, was ich vielleicht falsch gemacht habe, wie voreingenommen ich vielleicht bin, obwohl ich denke, dass ich total neutral und objektiv bin. Aber es ist ja unumgänglich, gerade in einer Zeit, die sich total schnell verändert.
Julia Jakob
Ja, und an der Stelle, also ich meine, wir diskutieren ja auch immer wieder die Fehlerkultur, die definitiv eine andere sein muss. Ich glaube, wir selbst versuchen das schon gut umzusetzen, aber so generell im Kulturbetrieb und auch in unserer Gesellschaft. Und was uns, glaube ich, aber allen auch ganz sehr helfen könnte, um einfach in der Selbstreflektion vielleicht nicht den Fokus so darauf, auf das Schmerzhafte zu legen, sondern dass einem das generell leichter fällt, auch eigene Fehler schneller zu erkennen oder sie vielleicht auch zu erkennen, bevor es zu spät ist, ist so ein gemeinschaftlicher Austausch.
Also auch so ein interdisziplinärer Austausch. Und das war auch etwas, wo ich mich mit einer der Workshopleiter*innen im Nachgang der Tagung jetzt am Samstag unterhalten habe, die sagt, sie selbst ist halt, also sie heißt Nora Thiele, ist sowohl Perkussionistin als auch, ich glaube, Dozentin für praktisches Klavierspiel. Also bewegt sich generell auch musikalisch zwischen ganz vielen Genres und hat auch in der Hochschule verschiedene Aufgabenbereiche inne.
Und sie hat gesagt, es ist so spannend für sie, weil sie findet, das wäre auch für viele ihrer Kolleg*innen an der Stelle superbereichernd, einfach in unterschiedliche Sparten dann auch reinzugehen, sich mit den Leuten auszutauschen, die dort tätig sind, um einfach zum einen ein besseres Bewusstsein und Verständnis dafür zu bekommen, womit sich die anderen Studiengänge an der Stelle vielleicht auch beschäftigen und dann aber auch, wenn du es auf das Berufsleben überträgst, zu schauen, was da eigentlich die Dinge sind, mit denen sich beschäftigt werden muss. Und sie meinte auch, was natürlich total in der künstlerischen Ausbildung fehlt, ist das ganze Manageriale.
Also dass es auch da super wertvoll ist, eigentlich diesen Studiengang hier an der Musikhochschule angesiedelt zu haben, aber das natürlich null Austausch stattfindet, beziehungsweise die Sachen, die vorhanden sind, meistens auf einer freiwilligen Basis stattfinden, an Weiterbildungsmöglichkeiten, die die künstlerischen Studierenden sich dann auch nicht anrechnen lassen können. Und es aber halt einfach superwichtig ist, an der Stelle zu sagen, natürlich muss ich wissen, wie ich meine eigene Webpräsenz irgendwie auf- und ausbaue, wie ich generell eine gute Kommunikation auch für mich betreibe, mal von Selbst- und Zeitmanagement ganz abgesehen. Und was es aber vielleicht auch bedeutet, mit jemandem auf Vertragsbasis zusammenzuarbeiten, worauf da geachtet werden muss.
Und ja, dass halt dieser Austausch für sie superwichtig ist. Und ich hoffe einfach, dass es noch mehr Menschen in der Ausbildung gibt, die genau sowas dann auch tun und versuchen, da vielleicht dann auch ihre Prägung an weitere Studierenden irgendwie zu geben.
Kristin Oswald
Ich finde das total interessant, weil es ja doch vergleichsweise viele Kulturmanagement-Studiengänge an Musikhochschulen gibt. Aber ich glaube, ich unterschreibe das aber nicht, aber ich glaube nur sehr wenige an Kunsthochschulen. Und auch da werden ja klassisch Künstler*innen ausgebildet, die dieses Wissen eigentlich genauso brauchen.
Und ich weiß zum Beispiel von Ina Ross, die ja so ein Standardwerk für Selbstmarketing von Künstler*innen geschrieben und jetzt auch eine Neuauflage nochmal veröffentlicht hat, dass sie sehr viel an diesen Kunsthochschulen auch ist, um dort mit Studierenden in Austausch zu kommen. Und ich kann mich auch gut erinnern, das ist schon einige Jahre her, aber es hat sich mir so eingebrannt, es einen Innovationspreis für Lehre gab für ein Lehrprojekt, bei dem BWLer*innen quasi die Künstler*innen zu Managementthemen unterrichtet haben. Und ich weiß noch, dass ich das gelesen habe und dann auch das als Aufhänger für einen Text damals genommen habe und dachte, das ist doch spannend, dass das als innovatives Konzept ausgezeichnet wird, wo es ja Studiengänge gibt, die genau das irgendwie seit Jahrzehnten machen.
Aber dass sich das dann irgendwie doch nicht so in der Breite rumspricht und man das jetzt als etwas ganz Neues und ganz Spannendes empfindet. Aber ich muss sagen, auch aus der Zusammenarbeit mit unseren studentischen Hilfskräften bin ich da eigentlich ziemlich guter Dinge, weil all diese Sachen, die wir eben auch andiskutieren und diese Hürden, diese strukturellen Schwierigkeiten, über die wir ja ganz viel auch schreiben und sprechen, diese neuen Herangehensweisen sind eigentlich für die total selbstverständlich. Und das finde ich total gut.
Also über die Bedeutung von Nachhaltigkeit sozial wie ökologisch muss man da nicht mehr diskutieren. Da gibt es eigentlich unter den Studierenden und ich meine ja auch schon unter denen, die in den letzten Jahren natürlich auch ihre Abschlüsse gemacht haben, kaum noch jemanden, der sagt, ja was soll das jetzt? Und das Gleiche und damit die Überleitung zur Ausgabe unseres Dezember Magazin gilt ja für das Thema Geschlechtergerechtigkeit.
Also auch da sehen wir, dass sowas wie zum Beispiel Gendern, wie die Adressierung von diesen Themen auch für unsere männlichen studentischen Hilfskräfte völlig normal ist, dass auch da überhaupt keine Angst vor Bedeutungsverlust besteht oder irgendeine Form von Zurückweisung dieser Entwicklung. Und von daher muss ich ganz ehrlich sagen, glaube ich, dass eigentlich die Führungskräfte jetzt vor dem Problem stehen, dass sie sich mit einer wachsenden Anzahl an Mitarbeitenden gegenübersehen, die das als ganz selbstverständlichen Anspruch in die Betriebe tragen und dies im Zweifelsfall auch als Kündigungsgrund sehen, wenn ein Betrieb das überhaupt nicht mehr umsetzen kann.
Dirk Schütz
Ja und sowohl auf der praktischen Seite in den Betrieben als auch in den Lehreinrichtungen bedeutet das einfach, wenn man Leadership ernst meint, das man dann eben auch Raum gibt, also dass man auch sagt, ja super, wenn die Studierenden mit diesen Themen kommen, sie das interessiert, sie das auch annoncieren, sie das voranbringen wollen, dass es dann auch den Freiraum dafür gibt, das integrieren zu können ins Studium und damit zu arbeiten und darüber zu reflektieren, um genau das dann eben stärker in den Betrieben verändern zu können und genauso für Führungskräfte in den Betrieben, dass sie eben auch ihre Mitarbeitenden empowern und da eben den Raum geben, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen oder diese auch aussprechen zu können und zu schauen, wie kann das eigentlich den Betrieb und das Miteinander im Betrieb voranbringen und dazu mal wirklich zu einer Kultur und zu einer Haltung und zu einem Wertegewiss führen, was einfach auch dazu führt, dass man all die Dinge, die auf eine Organisation einströmen, dann eben auch meistern kann.
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Unser Podcast dienstags im Koi ist für unsere Hörer*innen kostenlos. Auch für unsere anderen redaktionellen Inhalte, für unser Magazin, die Beiträge auf unserer Website und die Informationen zu Büchern, Veranstaltungen oder Studiengängen verlangen wir kein Geld. Dennoch braucht all das viel Liebe und Zeit. Wenn ihr also diesen Podcast oder unsere redaktionelle Arbeit gut findet, freuen wir uns über jede finanzielle Unterstützung. Wie häufig und in welcher Höhe bleibt dabei völlig euch überlassen. Wie genau ihr uns unterstützen könnt, erfahrt ihr in der Podcast Beschreibung und in den Shownotes.
Kristin Oswald
Nun ist Anfang Dezember die letzte Ausgabe 2023 unseres Magazins erschienen. Und da geht es um das Thema Geschlechtergerechtigkeit. Ein wahnsinnig großes Thema und auch im Kulturbetrieb ein sehr besonderes Thema. Liebe Jule, für alle Zuhörerinnen und Zuhörer, die noch nicht in die Ausgabe reingeschaut haben, kannst du uns kurz einen Einblick geben, was für grundsätzliche Themen in den Beiträgen angesprochen werden?
Julia Jakob
Ja, also es geht natürlich zum einen um Geschlechtergerechtigkeit und die Relevanz in unserer Gesellschaft überhaupt. Da wird es ein Interview mit den beiden Geschäftsführenden der Bundesstiftung Gleichstellung geben zu dem Thema, die da hoffentlich auch, ich muss sagen hoffentlich, weil ich tatsächlich in das Interview noch nicht reingeguckt habe, aber das hoffentlich jetzt in den nächsten Tagen noch nachholen werde, ja, entsprechende Zahlen auch liefern und Zahlen sind einfach, das habe ich so im Laufe der Redaktionsarbeit für diese Ausgabe ganz extrem mitbekommen, etwas, das zwar aktuell immer mehr auch ermittelt wird, also um einfach diese Unterschiede, sei es der Gender Pay Gap oder auch Altersarmut oder generell, Unterschiede dann auch in der Care-Arbeit, die super wichtig sind, um dieses Thema einfach noch greifbarer zu machen, um zum einen zu sehen, wo sind hier große Missstände und aber auch zu schauen, wo sind wir vielleicht vorangekommen. Der Deutsche Kulturrat hat da ja Anfang September, meine ich, müssen wir vielleicht noch mal korrigieren, auch eine weitere Studie zum Thema Baustelle Geschlechtergerechtigkeit herausgegeben, wo sie aber auch gemerkt haben, dass es natürlich gerade, was den Gender Pay Gap anbelangt, immer noch enorme Unterschiede gibt, also um da vielleicht mal ein paar Zahlen jetzt auch zu droppen. Es ist beispielsweise 2023 immer noch so, dass der Gender Pay Gap bei den Soloselbstständigen bei 18 Prozent liegt, in der Bildenden Kunst bei 28 Prozent, in der Musik bei 22 Prozent und in den Darstellenden Künsten bei 32 Prozent. Also Gender Pay Gap meint an der Stelle die Gehaltsunterschiede aufgrund des Geschlechts zwischen Mann und Frau. Und für die Darstellenden Künste hat wiederum der Bundesverband Freie Darstellende Künste nochmal genau das auch für Soloselbstständige und Hybridbeschäftigte ermittelt und hat da eben auch echt nochmal krassere Missstände auch herausgefunden. Dazu wird es einen Beitrag geben zum Abschluss des Projekts Systemcheck.
Das war ein Forschungsprojekt, was der Bundesverband Freie Darstellende Künste gemeinsam mit dem Ensemble-Netzwerk jetzt über die letzten zwei Jahre, glaube ich, beauftragt hatte und geschaut hat, wie da einfach hinsichtlich der sozialen Nachhaltigkeit insbesondere der Bereich der Freien Darstellenden Künste aufgestellt ist. Und es ist tatsächlich so, dass man natürlich auch sagen kann, dass je größer während deiner Arbeitszeit oder deines Berufslebens an der Stelle deine Gehaltseinbuße sind, umso größer ist natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass du in der Altersarmut landest. Und dann gibt es neben dem Gender-Pay-Gap halt beispielsweise auch noch den Gender-Pension-Gap, also das, was dich dann in der Rentenzeit irgendwie erwartet.
Es wird aber im Magazin beispielsweise auch um das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehen. Da haben die Bühnenmütter einen sehr guten Beitrag aufgeschrieben mit Berufung auf ihre Pilotstudie, die sie 2022 zu dem Thema auch rausgegeben haben, weil sie sich, also aus der Prämisse, dass sie sich halt gefragt haben, was passiert denn eigentlich mit den ganzen Müttern, die im Bühnenbereich gearbeitet haben, nachdem sie Mutter geworden sind. Weil das doch für viele Frauen oder gebärende Personen auch immer bedeutet, mit der Mutterschaft oder halt der Elternschaft und der Entscheidung für Familie da auch einfach krasse Einbuße hinsichtlich ihres Berufslebens zu machen.
Das zum einen. Es wird aber auch um die Fragen gehen, wie kann eine intersektionale Kulturpolitik ausgerichtet sein, um eben auch Themen der Geschlechtergerechtigkeit voranzuführen. Das sind so der grobe Fahrplan erstmal.
Frag gerne nach.
Kristin Oswald:
Grundsätzlich ist ja der Kulturbetrieb dahingehend sehr spannend, was das Thema Geschlechtergerechtigkeit angeht, weil der Großteil der Menschen im Kulturbetrieb Frauen sind. Also das ist ja eine ganz andere Ausgangslage als wir das vielleicht in Bereichen haben, in denen es 50-50 ist oder in denen Männer dominieren.
Und umso interessanter ist es ja zu sehen, wenn man sich die verschiedensten Erhebungen, die es ja zu dem Thema, ich sage mal, in den letzten zehn Jahren auch sogar sieht, dass zum Beispiel der Anteil an Frauen in Führungspositionen trotzdem unter 50 Prozent liegt. Und da muss man sich ja schon fragen, wie kann es sein, dass ich, ich weiß die genauen Zahlen nicht, aber ich sage mal, zwei Drittel mindestens Frauen habe ich glaube in den Studiengängen sind es zum Teil 80 Prozent und dass aber von dieser deutlichen Mehrheit an Frauen so viel weniger bis in die Führungsetagen kommen. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, es gibt so viele Studien zu diesem Thema, es gibt so viele Diskussionen zu diesem Thema und es gibt ja auch immer noch diese völlig abstrusen Argumente, beispielsweise auch von Künstlern.
Ich bin mir nicht mehr sicher, wer es gesagt hat, aber ein führender, bildender Künstler hat gesagt, naja Frauen machen einfach nicht so gute Kunst. So, ja, also da habe ich schon den leichten Drang, meinen Kopf gegen die Tischplatte zu…
Julia Jakob
Nee, eigentlich musst du ihn einscheuern.
Kristin Oswald
Ja, so, aber eben auch die Aussage, naja, warum machen sie eben auch eine Pause, nachdem sie ein Kind bekommen haben. Und dann muss ich halt einfach sagen, mal davon abgesehen, könnten die Männer ja auch, keine Kinder ist auch keine Lösung, also vielleicht im Kulturbetrieb, aber gesamtgesellschaftlich bekommen wir damit einfach natürlich ein riesiges Problem. Das heißt, immer davon auszugehen, dass solche Dinge Privatangelegenheiten sind und dass sich das nicht auf die Arbeit auszuwirken hat, ist naiv, meiner Meinung nach, weil es geht einfach nicht, es gibt nicht die Möglichkeit, dass du das komplett trennst, einfach weil natürlich alles auch emotionale Themen sind und man gibt halt die Emotionen nicht an der Tür zum eigenen Arbeitgeber ab, das ist ganz klar so. Und zum anderen natürlich, weil auch diese Argumente, beispielsweise zu sagen, naja, aber Frauen suchen sich eben auch eher die schlecht bezahlten Berufe aus, natürlich so viel mit gesellschaftlich-kultureller Prägung zu tun hat und mit unserer Wahrnehmung. Es gab eine Studie und das fand ich ganz interessant, die hat gefragt, warum Kunst von Frauen auf dem Kunstmarkt, also und auch durchaus nicht nur von Lebenden, sondern auch von Künstlerinnen der Vergangenheit, so viel, also so viel weniger Geld einfach bringt, wenn sie verkauft wird. Und dann hat man quasi mit Käufern und Käuferinnen gesprochen und sich angeguckt, wie die über Kunst denken und es war total interessant, weil sie sagt, naja, sie bezahlen mehr für Kunst, bei der sie davon ausgehen, dass sie in Zukunft mehr Geld bringt. Und das ist die Kunst von Männern. Und was sagt das über die ganze Art, wie wir auf solche Themen gucken, dass wir im Prinzip Geschlecht von vornherein als so einen prägenden Faktor, als einen treibenden Faktor sehen, für den aber nur wir als Frauen was können. Also die Gesellschaft kann nichts dafür und die Männer können natürlich schon gleich gar nichts dafür, sondern das ist unser Problem und dann müssen wir daran arbeiten und diese ganzen neokapitalistischen Einstellungen.
Und ich kann da eigentlich immer nur mit dem Kopf schütteln und mich fragen, woran das liegt, dass wir ja durchaus auch im Kulturbetrieb solche Debatten immer noch führen. Und ehrlich gesagt, wüsste ich dazu gerne die Meinung von unserem Chef, schlicht und einfach muss man vielleicht Transparenz-Disclaimer, auch in unserer Firma sind wir inzwischen nicht mehr nur, aber primär Frauen, aber unser Chef, Herr Schütz, ist eben dann doch ein Mann. Und warum bist du ein feministischer Mensch?
Dirk Schütz
Der uns ja nicht ändern konnte, als er die Firma gegründet hat, dass er nur ein Mann ist. In so einer Richtung finde ich solche Diskussionen immer recht schwierig. Umgekehrt muss man ja sagen, ich bin ja ganz anders geprägt.
Ich bin ja von einem Haushalt geprägt, wo meine Mutter nur gearbeitet hat und mein Vater viel mehr zu Hause war. Und das völlig normal war, dass meine Mutter sehr vieles auch in der Familie zurückgestellt hat, weil sie Karriere gemacht hat und Karriere machen wollte. Man muss dazu sagen, das war in der DDR-Zeit und dann gab es natürlich auch die Bedingungen, dass sie das konnte und das ging davon los, dass die Betreuungseinrichtungen da waren, die man dazu braucht und man hat sich damals auch gar keine Gedanken darüber machen müssen, ob es sowas gibt oder nicht. Es war einfach da. Bis hin, dass der Betrieb das natürlich auch massiv unterstützt hat. Was mich immer umtreibt, ist, wenn man wirklich Gesellschaft von der Zukunft aus denkt und eigentlich über eine Weiterentwicklung einer Gesellschaft nachdenkt, ist es für mich völlig unverständlich, dass man eben da nicht wirklich ansetzt und nicht dafür sorgt, dass eben Frauen arbeiten können, Frauen sich entwickeln können. Dass es Betreuung für Kinder gibt, weil die nämlich die zukünftige Gesellschaft einfach auch tragen müssen und, und, und.
Julia Jakob
Wirklich?
Dirk Schütz
Natürlich. Und ich ja selbst als Vater kleiner Kinder jetzt auch merke, dass ganz viele Entscheidungen auch in der Politik natürlich von Leuten getroffen werden und von Interessengruppen bestimmt werden, die weit über 60 sind. Das ist einfach die größte Wählergruppe, die sehr massiv natürlich auch Entscheidungen beeinflusst und all die Heranwachsenden und Kinder haben da eigentlich keine Stimme. Auch aus ihrer Sicht wird wenig mitgedacht. Obwohl sie genau das, was jetzt getan wird, dann übernehmen müssen. Und man sieht ja auch in Demonstrationen von Fridays for Future oder anderen Bewegungen, dass sich da Widerstand regt, der manchmal meiner Meinung nach viel zu wenig radikal ist. Also man könnte ganz andere Ansätze wahrscheinlich wählen. Aber da will ich jetzt gar keine Tipps geben. Aber ich glaube, dass da gibt es ganz, ganz viele Dinge, über die diskutiert werden könnte.
Auch was eine Prägung aus der Geschichte heraus betrifft, wie mein Vorbild einfach auch in den Jahrhunderten vermittelt wurde. Gerade gestern habe ich wieder eine Sendung gehört, dass erst in den 80er Jahren in einem Schweizer Kanton das Frauenwahlrecht erlaubt wurde. Also völlig absurde Sachen und so gleichzeitig, und zwar in dem Jahr, wo quasi Microsoft irgendwie ganz nach vorne ging.
Ich glaube, das war vielleicht sogar früher. Aber auf jeden Fall gibt es so bestimmte Entwicklungen in der Gesellschaft, auch technologische Entwicklungen, die massive Umwälzungen in der Gesellschaft haben, die aber gleichzeitig mit Situationen stattfinden, wo man denkt, das ist Jahrhunderte her, aber die passieren zur selben Zeit.
Kristin Oswald
Nun muss man sagen, Dirk, du machst ja immer wieder denselben Fehler und stellst Frauen zwischen Mitte 20 und Mitte 30 ein.
Dirk Schütz
Ganz bewusst.
Kristin Oswald
In den besten Jahren. Ist das nicht unternehmerisch gefährlich?
Dirk Schütz
Eigentlich ja. Eigentlich würden die meisten sagen, unternehmerisch ist das völlig unmöglich, weil man davon ausgehen muss, dass die Frauen ja Familien gründen möchten und dann vielleicht auch für eine längere Zeit weg sind. Aber ich glaube auch umgekehrt, wenn ich wirklich denke, dass eine Gesellschaft eben auch Nachwuchs braucht und dass auch Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, möchte ich dafür sorgen, dass das möglich ist.
Und wir haben jetzt mittlerweile im Unternehmen ziemlich viele Kinder und es funktioniert ja trotzdem. Es geht einfach nur darum, wie committet man sich, wie richtet man das ein, auf was verzichtet man vielleicht auch. Aber ich glaube nicht, dass es die Produktivität massiv irgendwie beeinflusst, wenn man viele Mütter hat, sondern wir versuchen ja ein Gutes, das so zu gestalten, dass man eben überhaupt keine Anstrengungen als Mutter hat und auch ohne Sorge sein Kind kriegen kann und auch weiß, dass man wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren kann und vielleicht das eben auch mit Heimarbeit verbinden kann. Weil das sind alles Möglichkeiten, die heute da sind, die überhaupt kein Verhinderungsgrund sind, Frauen nicht anzustellen. Und umgekehrt erlebe ich es sogar so, dass Frauen viel leistungswilliger sind, viel stärker auch sich identifizieren mit dem, was sie tun, wirklich nach Lösungen suchen in Momenten, wo sie vielleicht Probleme haben und durch die Kinderkrankheit oder Ähnliches dann in dem Moment nicht arbeiten können, aber das anders kompensieren. Also ein sehr hohes Commitment mit dem, was den eigenen Arbeitsplatz betrifft.
Und das finde ich einfach nur wichtig, dass man das unterstützt und da alles tut, dass ihr einfach so arbeiten könnt, wie ihr das wollt. Weil umgekehrt ist es nämlich auch so, ich erlebe ja, wie schnell alle wieder am Arbeitsplatz sind, fast schon überdurchschnittlich schnell. Also ich habe noch nie eine Elternzeit erlebt, die länger als ein halbes Jahr ging.
Kristin Oswald
Sieben Monate.
Dirk Schütz
Sieben Monate, okay. Aber die meisten waren wirklich schon extrem früh wieder da, was ich manchmal schon fast irritierend fand. Aber ich habe dann auch das ja auch möglich machen können und habe mich auch gefreut, dass das so ist. Und dann glaube ich auch, dass die Verbundenheit mit dem Unternehmen einfach dadurch auch gestärkt wird und man einfach perspektivisch länger zusammenarbeiten kann. Und das sind ganz viele Faktoren, die diese vermeintlichen negativen Aspekte, die ja gar keine negativen Aspekte sind, auch gerade, wenn man es mal aus der gesellschaftlichen Sicht sieht, dass man die dann kompensieren kann.
Julia Jakob
Dazu noch zwei Gedanken. Ich weiß nicht, ob es dazu schon irgendwelche Erhebungen gibt, aber ich habe jetzt schon in verschiedenen Podcasts und auch in anderen medialen Schriften davon gelesen, dass insbesondere Unternehmer*innen mitunter sagen, sie stellen tatsächlich, und das machen sie vielleicht auch, weil sie selbst Eltern sind und gleichzeitig Unternehmer*innen, sie stellen tatsächlich mitunter lieber Eltern ein, weil sie sagen, die arbeiten ganz anders, effektiver, weil sie mit ihrer Zeit anders haushalten müssen. Und an der Stelle ist es natürlich auch, wenn wir über das Thema Geschlechtergerechtigkeit sprechen, ist ja Care-Arbeit nicht nur eine Aufgabe von Frauen, sondern an der Stelle ja auch von Männern oder männlich gelesenen Personen und ja einfach Eltern dann, wenn man auch über andere Beziehungsmodelle spricht, die sich das irgendwie gleichberechtigt untereinander aufteilen müssen und für die ja solche Regelungen, wenn ein Unternehmen sagt, wir achten darauf, dass die Familienvereinbarkeit wirklich gewährleistet ist, die dann im Endeffekt auch davon profitieren und an der Stelle nicht nur die Mütter. Und noch ein anderer Aspekt, der in einem der Workshops, die ich jetzt auch am Wochenende im Rahmen der Tagung gesucht habe, angesprochen wurde, das war ein Workshop zum Thema Geschlechtergerechtigkeit, das waren drei verschiedene Fragen, über die wir zunächst im Workshop selber nachdenken sollten und die ich aber auch prinzipiell sehr wichtig für alle anderen Menschen, die im Kulturbereich tätig sind, insbesondere in Führungspositionen, eigentlich ganz spannend finde, nämlich wie geschlechtergerecht ist dein Arbeitsumfeld, was tut ihr selber dafür, um es eben geschlechtergerecht zu gestalten und was muss noch verbessert werden?
Und ich glaube, wenn wir alle über diese Fragen einfach ein bisschen intensiver nachdenken und natürlich insbesondere die Entscheidungsebene an der Stelle sich da auch in der Verantwortung fühlt, dann können wir sowohl für den Kulturbetrieb als auch in der Gesellschaft natürlich diese Themen weiter voranbringen, weil ab da musst du dich ja damit beschäftigen und dann sind wir jetzt auch wieder bei der kritischen Selbstreflektion, die wir vorhin schon mal hatten, wird es dir auffallen, wo es halt unbequem ist und du lässt die Leute, die das betrifft, nicht mit diesen Themen alleine. Und ja, gerade wenn es auch um Arbeitsmarktaktivität oder eben Arbeitgeberattraktivität an der Stelle geht, sind das in Zukunft ja auch Themen, um die wir nicht drumherum kommen werden.
Kristin Oswald
Ich muss ja sagen, also es ist natürlich total wichtig, auch das Arbeitsumfeld auf Geschlechtergerechtigkeit und eventuelle Strukturen, die auch dagegensprechen, zu untersuchen. Und auch da ist es ja mitunter so abstrus, dass beispielsweise, und das habe ich auch bei den Bühnenmüttern gelesen, dass Theater in Jena ein Vorbildtheater ist, weil es als eines der wenigen in Deutschland Probenzeiten zwischen 9 und 16 Uhr ansetzt und Probenzeiten zwei Wochen vorher ankündigt. Und ich meine, das muss man sich mal klar machen, in jedem Unternehmen, in jedem Arbeitsbereich ist es einfach völlig normal, dass man zum einen Arbeitszeiten vorher angekündigt bekommt und du musst ja zum Beispiel sogar, wenn nur im Bereitschaftskontext oder in der Schichtarbeit, dann musst du ja, ich glaube, sogar mindestens 48 Stunden vorher einen Schichtwechsel angekündigt bekommen und wenn nicht, dann musst du halt den gar nicht antreten. Und dass man das aber als herausragend darstellt, ich will nicht sagen, dass es schlecht ist, dass es gut ist, dass es das gibt, aber es ist doch völlig absurd, dass das was Besonderes ist. Und dass man da die Frage stellen muss ja, aber wie machen die das denn mit der Kunst?
Ja, aber mache ich denn Kunst zwischen 9 und 16 Uhr anders als zwischen 17 und 23 Uhr? Also so diese, und das ist ja so oft im Kulturbetrieb so, dass da so Selbstverständlichkeiten herrschen, die für Menschen aus allen anderen Bereichen einfach nur absolut unklar und unverständlich sind und bei denen man sich eben auch fragen muss, was ist das Problem daran, das zu ändern? Und ich glaube, auch da ist wieder der Punkt mit, es kommt eine anspruchsvollere Generation auch an Kulturmanager*innen nach, jetzt ja auch schon durchaus in die Führungspositionen.
Ich denke an Christina Ludwig in Dresden, mit der ich studiert habe, die ihre Leitungsposition des Stadtmuseums als Jobsharing-Position gerade wahrnimmt, das heißt sie teilt sich diese Position mit einer zweiten Person und ich weiß von ihr, dass es ein schwieriger Prozess war, auch das mit der Stadtverwaltung und so weiter auszuhandeln. Aber so dieses, ja aber das muss alleine sein, es kann nur einen Intendanten geben, der alles macht. Diese ewigen Diskussionen um wie kann Doppelspitze funktionieren, all diese Herangehensweisen, die, also aus meiner Wahrnehmung, wo ich mir immer denke, wie kann das sein, dass wir noch über solche Dinge sprechen müssen?
Und gleichzeitig denke ich dann an die Frage, wie kann es denn aber eben auch sein, dass wir immer noch so viele Männer in den Führungspositionen im Kulturbetrieb haben? Ich möchte nicht sagen, wir sollten das nicht, sondern ich möchte sagen, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass aus 80% Frauen am Ende 40% übrig bleiben auf der Spitze? Das kann ja nicht daran liegen, dass die anderen irgendwie so schlecht waren, dass sie es niemals an die Spitze hätten schaffen können.
Das heißt, wir müssen über Sachen reden, wie Netzwerke, wie die Frage, wie werden Führungspositionen besetzt? Im Moment ist das ja in Bezug auf Intendanzen wieder ein ganz großes Thema, gerade für Dirk und mich, sehr naheliegend der aktuelle Skandal um das Theater Erfurt. Wir wohnen beide in Erfurt, wo parallel über das Konzept der Intendanz Besetzung gesprochen wird und ja auch Thomas Schmidt ganz oft immer wieder darauf hinweist, dass es dafür einfach Konzepte braucht, dass viel mehr auf außerkünstlerische Kompetenzen geachtet werden muss.
Und dass man eben nicht auf Netzwerke primär setzen kann, dass sowas wie, naja, der hat am Theater A vielleicht ein bisschen Probleme mit seinen Mitarbeitern gehabt, ach egal, aber der macht so tolle Kunst, dann nehmen wir ihn an Theater B halt trotzdem, macht ja nichts. Über sowas müssen wir einfach sprechen, wenn wir über Geschlechtergerechtigkeit sprechen und nicht nur über die Frage, ob es jetzt einen Kitaplatz gibt oder nicht, weil das ist natürlich nur ein Teil. Genau, und Dirk hat ja viele Jahre auch Erfahrungen mit Personalbesetzungsverfahren im Kulturbetrieb gemacht und da hast du natürlich nochmal auch einen ganz anderen Erfahrungsschatz sammeln können, was dieses Thema angeht.
Kannst du uns daran noch ein bisschen teilhaben lassen?
Dirk Schütz
Also da verändert sich natürlich was und da sorgen natürlich auch Gremien innerhalb der Organisation dafür, dass dann eine größere Gerechtigkeit einfach auch eingefordert wird und auch passiert. Aber was mir bei dem, was du gesagt hast, nochmal in den Kopf gekommen ist, wir diskutieren gerade auch bei der Kulturpolitischen Gesellschaft so große Themen wie Transformation und Nachhaltigkeit und darüber zu diskutieren, wie man eben eine Geschlechtergerechtigkeit herstellen kann, wie man eben genau solche Entwicklungen, wie wir sie gerade diskutiert haben, einfach verändern kann, die gehören für mich auch genau in diese Thematiken hinein und auch diskutiert.
Und das möchte ich auch erleben. Eine Transformation des Kulturbetriebs kann nicht stattfinden, wenn diese Aspekte, die auch zu den Nachhaltigkeitsaspekten gehören, nicht mitdiskutiert werden. Und im Moment nehme ich das nicht wahr, dass die diskutiert werden. Und das führt dazu, und da sind wir wieder bei dem Erleben im Personalbereich, dass immer mehr Menschen in die Situation kommen, darüber nachzudenken, ob sie überhaupt noch im Kulturbereich arbeiten möchten. Oder ganz bewusst, haben wir auch gesehen am Samstag, eine ehemalige Kollegin, die darüber nachdenkt, ob sie eben aus dem Betrieb rausgeht, weil sie eben sagt, da bewegt sich nichts, da gibt es zu viele Hindernisse, da gibt es zu viele Dinge, die mit meiner Einstellung nicht mehr zusammenpassen und ich gehe raus. Und das ist eigentlich schade, weil langfristig bringt das den Betrieb mögliche Schwierigkeiten.
Gleichzeitig gibt es die Diskussion, ob die Förderung an mehreren Nachhaltigkeitskriterien angelegt werden muss. Das kann für mich aber nicht nur eine ökologische Nachhaltigkeit sein, sondern das muss auch alle anderen Nachhaltigkeitsaspekte einfach auch beinhalten. Und da hat Kulturpolitik und auch diejenigen, die fördern, einen massiven Einfluss.
Und auch da auf der Ebene muss sehr viel darüber diskutiert werden, wie man das integrieren kann, wirklich diese Missstände einfach aufheben.
Kristin Oswald
Ja, und ich glaube an der Stelle, was den Einfluss anbelangt, ist natürlich nicht nur wichtig, entsprechende Förderrichtlinien aufzusetzen, sondern man an der Stelle einfach auch ganz klar zu sagen, wenn ihr das aber nicht erfüllt, dann bekommt ihr einfach kein Geld. Weil, und auch das ist eine Studie, die die MaLisa-Stiftung zum Thema Geschlechtergerechtigkeit oder Geschlechtervielfalt in der Musikwirtschaft und in der Musiknutzung erhoben hat. Und sie haben festgestellt, dass sich da in den letzten Jahren, obwohl sich Förderbedingungen geändert haben und beispielsweise auch bei Popfestivals eine 50-50-Quote gefordert wurde, dass sich da kaum was geändert hat. In den letzten, ich glaube, Untersuchungen von 2010 bis 2022, also in diesen zwölf Jahren, wo das Thema ja auch viel mehr in der Gesellschaft an Fahrt bekommen hat, viel mehr Rückhalt vielleicht auch da ist, dass da einfach nach wie vor trotz dieser Vorgaben, die man darunter hat, zu wenig gemacht wird. Und ich auch nicht so richtig weiß, woran das liegt, ob man da einfach, also ob das aufgrund unserer kulturpolitischen Infrastruktur und auch aufgrund der Geschichte, die wir in Deutschland einfach haben, dass man sagt, man kann sich kulturpolitisch nicht so sehr einmischen, weil Kunstfreiheit, damit wir nicht wieder, ja, diktatorische Verhältnisse an der Stelle auch haben. Aber ob es da nicht doch noch irgendetwas gibt, wo man dann doch sagt, wir mischen uns hier ganz klar ein, und das hat nichts mit Kunstfreiheit zu tun, sondern das sind einfach die Vorgaben, die ihr erfüllen müsst, aufgrund dessen, dass wir hier vorankommen müssen.
Weil ansonsten schärft sich der Kulturbetrieb nach und nach selbst ab.
Kristin Oswald:
Bei der Tagung des Fachverbands hat mir beim Mittagessen Katharina Pfennigstorf was Spannendes erzählt. Sie arbeitet in Wien an der MDW und ist dort auch, also forscht und lehrt im Kulturmanagement. Und sie hat mir erzählt, dass in Österreich die Filmförderung angepasst wurde. Der Kontext war, dass wir über das Thema MeToo im Kulturbereich gesprochen haben und über die Frage, wie sich gewisse Dinge dann eben auch auf die Produktion auswirken. Vorfälle beispielsweise mit Schauspielern. Und in Österreich wurde also die Filmförderung dahingehend angepasst, dass man gesagt hat, wenn es Vorfälle von Machtmissbrauch, sexuell übergriffigem Verhalten, Diskriminierung gibt, die dazu führen, dass man Schauspieler beispielsweise ersetzen muss für Produktionen, weil die Personen nicht mehr tragbar sind oder weil eben Prozesse laufen oder was auch immer, dass man dann also eine Aufstockung der Förderung, die man schon bekommen hat, beauftragen kann, weil man eben umdisponieren muss. Und das ist natürlich sehr schade, dass es das geben muss, aber es ist natürlich trotzdem notwendig, denn wie oft haben wir in den letzten Jahren gesehen, dass solche Dinge passieren und das sind ja auch durch viele Ebenen hindurch passieren und natürlich auch nicht nur im künstlerischen Bereich passieren. In den Wissenschaften, an den Hochschulen ist das auch ein heiß diskutiertes Thema in den letzten Jahren gewesen und natürlich muss man von vornherein Voraussetzungen dafür schaffen, dass es möglich nicht passiert, aber man braucht natürlich auch Bedingungen, um mit solchen Vorfällen auch umzugehen.
Und das sehen wir ja ganz oft, dass es daran dann auch scheitert, dass entweder entsprechenden Meldungen nicht nachgegangen wird oder dass die Leute sich vielleicht sogar noch Repressionen ausgesetzt fühlen. Oder ganz oft, und ich muss sagen, das finde ich besonders schockierend, dass es dann im Nachhinein beispielsweise von ehemaligen Mitarbeitenden der Häuser heißt, ja, das wusste doch jeder. Und dann muss ich einfach sagen, aber wie kann das sein?
Das ist natürlich, ist der Selbstschutz dann das eigene, aber wenn einfach jeder und jede davon weiß und niemand tut was, das kann ja irgendwie auch auf keinen Fall der Weg sein, wie wir mit solchen Problemen umgehen. Und ich glaube auch auf gar keinen Fall, dass nur weil vielleicht mehr Frauen beispielsweise in Führungspositionen aufsteigen, das heißt, dass solche Dinge nicht mehr passieren. Das ist ganz klar, dass das natürlich auch einfach personen- und charaktergebunden ist, aber wir müssen dafür mehr strukturelle Anwendung schaffen und in den Gesamtstrukturen einfach über Diskriminierung jeglicher Form, über Bevorzugung auch, Benachteiligung sprechen, in der Förderung beispielsweise über Mindesthonorare. Also das sind einfach so Dinge, wo man sagen muss, es kann halt nicht sein, dass man zum Beispiel einen Förderantrag für ein Projekt so günstig wie möglich auslegen soll und dann kriegen aber die freien Mitarbeitenden, die Künstler*innen, gerade mal so ein Groschengeld, mit dem sie quasi vorne und hinten nicht rumkommen, das kann ja irgendwie auch nicht der Anspruch an die Sache sein. Ja, dann wird es eben im Zweifelsfall keine Frau. Ja, dann geht es eben im Zweifelsfall nicht, wenn man ein Kind hat. Ja, dann muss man halt mit dem bisschen Geld klarkommen, was einem da geboten wird. Also dieses vorne hui, hinten pfui, das ist was, was ich auch total abstoßend finde am Kulturbetrieb und was es aber so öfter irgendwie gibt.
Julia Jakob
Dann sind wir hier sehr beträchtlich, beziehungsweise sind doch wieder mit einem Gang.
Richtung Ende kommen, aber wir haben eine Publik, die wir gerne jetzt starten würden und in den anderen Gesprächsformaten immer wieder mit einführen können, nämlich wie heißt sie noch mal?
Kristin Oswald
Sie hat noch gar keinen Namen, wir müssen uns da noch mal in unser kreatives Brainstorming zusammenfinden.
Julia Jakob
Vielleicht hat ja auch unsere Community, unsere hörende Community an der Stelle Vorschläge. Es soll darum gehen, etwas Positives, was wir in den letzten Wochen, Tagen, vielleicht auch in den letzten Jahren im Kulturbetrieb wahrgenommen haben, was uns einfach über den Weg gelaufen ist, worüber wir hier gerne im Podcast sprechen wollen, damit wir ihnen nicht nur auf Missstände hinweisen, sondern natürlich auch betonen können, wenn etwas mal sehr gut läuft. Hat da jemand was von euch?
Kristin Oswald
Ich würde glaube ich gern mit etwas starten, das mir unsere redaktionelle Arbeit betrifft. Jule und mir ist unabhängig voneinander passiert, dass wir in den letzten Wochen sehr positive Rückmeldung von AutorInnen auf unsere Lektorate bekommen haben und ich betone das deshalb, weil viele vielleicht nicht wissen, dass das Arbeiten in einer Redaktion nicht immer unbedingt eine dankbare Aufgabe ist, sondern sehr viele Menschen und das mitunter natürlich auch verständlich auf Kritik, Anmerkungen, Überarbeitungen zu ihren Texten durchaus auch negativ reagieren, dass es natürlich auch das Thema Reflektion nicht immer so leicht ist, damit zu leben, dass jemand anderes natürlich das, was man macht, nochmal kritisch beleuchtet.
Gleichzeitig ist es Jule und mein Job. Wir haben viel Erfahrung in den letzten Jahren gesammelt und schauen natürlich, dass die Texte, die bei uns erscheinen, immer am Wissensstand unserer Lesenden ansetzen, immer sprachlich gut zu verstehen sind, eine inhaltliche Tiefe haben, die, ich sage mal, über das klassische Feuilleton dann doch auch hinausgeht. Und umso mehr freut es uns natürlich, wenn wir positive Rückmeldung bekommen von Autor*innen, die dankbar dafür sind und sagen, dass das, was wir tun, ihren Text bereichert, ihren Text verbessert, ihn vielleicht klarer macht, ihn mehr auf den Punkt bringt.
Und tatsächlich ist es so, dass Jule und ich dann auch gern am Nachmittag zum Beispiel nochmal uns kurz eine WhatsApp schreiben, wenn sowas passiert, einfach, weil es für uns ein wirklich seltenes, aber sehr schönes Erlebnis ist, von dem man unheimlich lange dann auch zehrt und merkt, dass das, was man tut, eben nicht nur den Lesenden, sondern auch den AutorInnen hilft und wirklich dazu beiträgt, dass die Qualität von dem, was ihr am Ende dann bei uns lesen könnt, auch wirklich besser wird.
Julia Jakob
Ja, da kann ich vielleicht mit meinem positiven Moment für den November auch anschließen. Ich habe zum einen total positive Rückmeldung schon bekommen zu unserer thematischen Jahresplanung fürs nächste Jahr. Alle potenziellen Autor*innen, denen ich das schon so einen Ausblick gegeben habe, die bisher schon mal für uns geschrieben haben oder die angefragt haben, was habt ihr denn eigentlich fürs nächste Jahr geplant, waren total begeistert.
Und an der Stelle muss ich auch sagen, dass das zumindest für die Februarausgabe schon mal mit unserem Call for Papers auch sehr gut funktioniert, dass alles, was dazu bisher an Rückmeldung kam, auch ausnahmslos hervorragend war und ich mich schon sehr auf diese Ausgaben freue. Und ich glaube, dass das auch etwas ist für unsere redaktionelle Arbeit, wenn wir auch für die anderen Magazinausgaben, aber vielleicht kriegen wir das auch mit anderen Themen an der Stelle für das Portal noch hin, einfach mit Aufrufen, in die Community reinarbeiten. Genau, der Austausch an der Stelle und auch, wie wir wahrgenommen werden, von Menschen, die auch in Professuren beispielsweise sitzen oder die mitunter doch eher aus der Wissenschaft kommen und uns aber an der Stelle nicht die Wissenschaftlichkeit absprechen, sondern sagen, ich weiß das sehr zu schätzen und ich veröffentliche gerne bei euch.
Das ist für mich, für unsere Arbeit und aber auch, ich glaube, so für das, was wir in den Kulturbetrieb hineingehen können, etwas sehr Positives, was ich jetzt zum Jahresende auch gerne noch mal betonen wollte.
Kristin Oswald
Die Übersicht über die Jahresthemen findet ihr natürlich auf unserer Website. Wir verlinken die nochmal in den Show Notes. Ohne das jetzt referieren zu wollen, würde ich aber gerne noch mal einbringen, dass wir immer offen für Vorschläge jeglicher Art sind.
Also wir verstehen uns eben wissentlich nicht als ein wissenschaftliches Double-Blind-Peer-Review, super umständliches, voraussetzungsvolles Publikationsformat, sondern wir sind natürlich eine Plattform für den Kulturbetrieb aus dem Kulturbetrieb und das heißt, wenn ihr über etwas schreiben möchtet, über ein Projekt, über eure Arbeit, über Prozesse, wenn ihr über ein Forschungsprojekt oder wenn ihr beispielsweise eine studentische Arbeit veröffentlichen möchtet, wenn ihr die Kurzform eurer Dissertation nochmal der Praxis zugänglich machen wollt, wir freuen uns immer über Themenvorschläge. Also niemand muss bei uns darauf warten, quasi von uns angefragt zu werden, sondern wir freuen uns immer sehr, wenn Menschen auf uns zukommen mit Themenvorschlägen und wir dann mit den Menschen gemeinsam in das Gespräch gehen können über die Plattform, über das thematische Grundkonzept, über die Einordnung in unsere Magazine oder Themen rein. Aber grundsätzlich möchte ich nochmal betonen, wenn ihr über irgendetwas schreiben wollt, wenn ihr etwas Neues testet, auch etwas, was vielleicht nicht funktioniert hat, schreibt uns einfach gerne eine E-Mail, wir freuen uns da unheimlich drüber und seid mutig.
Und damit, Dirk, etwas Positives.
Dirk Schütz
Zum Thema Mut, nein. Also was mir im bisherigen Monat wirklich viel Freude gemacht hat, ist auch eine Veranstaltung, die am Samstag war. Ich war jetzt in den letzten Monaten an einer Jury, die Preise vergeben durfte für Kulturfördervereine in Thüringen.
Das heißt, das Regionalnetzwerk der Kulturfördervereine, die unter dem DAKU (Dachverband der Kulturfördervereine) hier in Thüringen besteht, das Netzwerk, wurde durch eine Förderung des Freistaates Thüringen in die Lage versetzt, für die letzten zehn Monate jeweils einen Monatspreis zu vergeben und am Samstag wurden die drei Hauptpreise plus einen Medienpreis vergeben. Und was richtig schön war für mich, ist einerseits, dass ich dabei sein konnte, diese Vereine auszuzeichnen, auch sehr, sehr viele unterschiedliche Vereine kennenlernen konnte durch diesen Bewerbungsprozess und natürlich auch wahnsinnig erstaunlich war, was es alles allein in Thüringen gibt. Und wir haben mit diesem Wettbewerb jetzt im ersten Jahr zehn Prozent der Kulturfördervereine in Thüringen erreicht, die Einreichungen gegeben haben und ich durfte auch bei zweien die Preise übergeben, direkt vor Ort.
Und das sind natürlich ganz tolle Momente, weil man erst mal sieht, mit wie wenig manche Leute wirklich da etwas auf die Beine stellen und großartige Arbeit leisten und wie bescheiden die sind und wie die sich freuen, auch wirklich über ein kleines Geld betragen, wie das weiterhilft und das hat mir wirklich sehr viel gegeben. Erst recht dann, als ich die wiedergesehen habe, mit ihnen noch mal ins Gespräch kamen zu dieser Abendveranstaltung und auch zwei von denen dann auch noch mal ausgezeichnet wurden mit größeren Geldbeträgen und da auch überwältigt waren und wie wichtig das auch ist, diese ehrenamtliche Arbeit auch in so einem Kontext anzuerkennen und da wirklich auch mal Danke zu sagen für das, was die tun. Das war ein schöner Moment, ein schöner Abend.
Kristin Oswald
Und ich glaube, was wir zum Schluss noch sagen können, ist, für uns war in der Redaktion und allgemein im Unternehmen gestern ein sehr schöner Tag, denn wir haben wieder ein Leitfaden veröffentlicht und die Leitfaden-Release Tage sind für uns immer große Freude. Zum einen, weil damit natürlich auch ein gutes Stück Arbeit unsererseits und natürlich der AutorInnen endlich quasi an die Öffentlichkeit kommt, aber ein Leitfaden-Release dadurch, dass es ein Produkt ist, das wir verkaufen spiegelt für uns natürlich immer sehr stark auch wider, ob wir ein Thema, ein relevantes Thema treffen oder nicht. Gestern ist nun unser Leitfaden zur Projektförderung erschienen und ein absolut relevantes Thema, also das Feedback aus unserer Community war sehr groß.
Die Autorin Jenny Engler-Petzold ist seit vielen Jahren in dem Bereich, beratend auch aktiv in Bezug auf Institutionen, in institutionsübergreifenden Workshops und wir danken ihr sehr dafür, dass sie sich die Zeit genommen hat, quasi ihr gesammeltes, gebündeltes Wissen in einen Leitfaden zu geben und sind natürlich zugleich auch froh, dass quasi, und das ist ja immer die Krux der redaktionellen Arbeit, man ist froh eigentlich, wenn die Arbeit dann zu Ende und das Produkt natürlich da ist, startet aber gleich in das nächste. Dennoch freuen wir uns sehr, dass wir dieses Projekt zu Ende bringen konnten, dass wir gut mit Jenny, also mit Jenny eine wunderbare Autorin wieder gefunden haben und genau den Leitfaden verlinken wir euch natürlich auch in den Shownotes. Also schaut doch mal, ob er vielleicht auch für euch spannend ist.
Es geht darin nicht nur um die Frage, wie man quasi Fördermittel verwaltet, sondern auch wie man spannende Projekte konzipiert, Projekte mit Wirkung. Wirkung ist ein großes Thema. Genau, also alle Phasen quasi der Projektarbeit werden darin abgedeckt und ich glaube, dass es eigentlich für alle Arten von Kulturinstitutionen, aber insbesondere auch für die Kleinen, die sich manchmal vielleicht so überwältigt fühlen, schon von Antragstellungen, schon von der Idee, wie sollen wir das umsetzen, das ist so wahnsinnig aufwendig, genau solchen Häusern eigentlich hilft, sehr schlank gestrickte Prozesse für sich auch zu entwickeln und damit auch mit Fördergeldern natürlich die Möglichkeit zu haben, sich weiterzuentwickeln, sich neu zu erfinden und vielleicht das Thema Geschlechtergerechtigkeit damit anzugehen.
Julia Jakob
Das wären, glaube ich, gute Schlussworte. Ich gucke hier schon die ganze Zeit auf den Rechner, ob unser technischer Support und Postproduzent Olivier, den wir ja auch nochmal nennen müssten, ob er schon was schreibt, aber nein, jetzt, jetzt tippt er. Genau.
Wir hoffen, dass es euch auch dieses Mal Freude gemacht hat, reinzuhören. Wenn ihr euch fragt, was ist das, dann hört vielleicht nochmal in unsere erste Folge rein oder schaut auf unserer Website im Bereich Podcasts, was es mit diesem Podcast auf sich hat, und dann würde ich sagen, freuen wir uns, wenn ihr jetzt gut durch den Dezember kommt, einen guten Jahresausklang natürlich dann auch findet und dann nächstes Jahr auch wieder in aller Frische in unsere nächste Podcast-Folge einschaltet.
Kristin Oswald
Danke. Tschüss.
Dirk Schütz
Tschüss.
Julia Jakob
Tschüss
Anne
Das war Dienstags im Koi, der Podcast von kulturmanagement.net und wir hoffen, ihr schaltet auch beim nächsten Mal wieder ein. Über Feedback, inhaltliche Anregungen oder andere Kritik freuen wir uns per Mail an redaktion@kulturmanagement.net. Bis zum nächsten Mal.